Es gibt unterschiedliche Wege, um Menschen aufzurütteln. Man kann ihnen schockierende Bilder zeigen, wie diejenigen von zerfressenen Lungen und kranken Herzen. Damit will das Bundesamt für Gesundheit Raucher zu Nichtrauchern machen. Man kann Menschen aber auch Schönheit vor Augen führen, um ihr Verhalten zu beeinflussen: etwa diejenige der Erde. 

Für diese Strategie haben sich der deutsche Fernsehjournalist Franz Alt und sein Kollege, der bekannte und weitgereiste Landschafts- und Naturfotograf Helfried Weyer entschieden. Ihr reich bebildertes Buch «Unsere einzigartige Erde» verstehen sie als «Liebeserklärung an die Zukunft», wie der Untertitel sagt. Was man liebt, schützt man, lautet ihre Quintessenz.

Sonnenaufgang am Chobe-River in Botswana. (Foto: Helfried Weyer © 2019 Patmos Verlag, Ostfildern)

Atemberaubende Naturaufnahmen
Und so lassen sie zuerst einmal Bilder sprechen: eindrückliche doppelseitige Fotos der Niagara-Fälle, die Bahn der Sterne über der Sahara in Langzeitbelichtung, das Polarlicht im Hohen Norden oder tiefrotes Morgenlicht über der Antarktischen Halbinsel.

Erst nach über 30 Seiten, gefüllt von Bildern natürlicher Schönheit und Eleganz, stellt Autor Franz Alt die zentrale Frage: «Sind wir noch zu retten?». Im Gegensatz zu Pflanzen und Tieren, die einfach aussterben, habe der Mensch immerhin ein Bewusstsein für Vergangenheit und Zukunft. Daher habe er auch in Zeiten schwerer Katastrophen stets nach vorne geschaut und alles wieder aufgebaut.

Als der Tsunami kam
Alt weiss, wovon er spricht. Als Fernsehreporter erlebte er im Jahr 2004 die Ausmasse des Tsunami in Südindien. Hautnah bekam er das Sterben mit – 230'000 Menschen kamen damals am Indischen Ozean um. Nur zwei Jahre später, bei seinem nächsten Besuch in der Region als Journalist, beobachtete er aber auch, wie neues Leben aus den Ruinen wuchs.

Ganz so optimistisch allerdings geht es in seinem Leittext danach nicht weiter. Angesichts des Raubbaus, den wir an der Erde betreiben, rolle ein anderer Tsunami auf uns zu, schreibt Alt. «Wir verschliessen die Augen, verstopfen unsere Ohren und verhalten uns sprachlos wie die japanischen Affen.» Dieses fahrlässige Verhalten, folgert er, sei ein Frevel an der Schöpfung. Alt verweist auf verschiedene Religionslehren und zitiert unter anderem den XIV. Dalai Lama mit den Worten: «Der Sinn des Lebens ist, dass wir glücklich werden.»

Der 7'728 Meter hohe Gurla Mandhata hinter dem heiligen Manasarovar-See in Westtibet.
(Foto: Helfried Weyer © 2019 Patmos Verlag, Ostfildern)

Was ist Glück?
Doch nur in einer intakten Umwelt hat das Glück die Chance, sich zu entfalten. Und so soll das vorliegende Buch mit seiner Mischung aus Fakten und philosophischen Betrachtungen daran erinnern, wie wichtig es ist, Natur und Tiere zu erhalten: den Elefanten etwa, der in einem Wasserloch im Savuti-Park in Botswana planscht. Die Bisons im Yellowstone-Nationalpark in den USA. Oder die blühende Wollgraswiese auf den Vesterralen-Inseln in Norwegen.

Mit der Kamera eingefangen hat sie Helfried Weyers. Seine Fotografien illustrieren die Gedanken seines Kollegen. Sie seien Bilder einer grossen Liebeserklärung an Menschen und Länder, schreibt ZDF-Talkshow-Moderator Markus Lanz im Begleittext zum Buch. Autor Franz Alt ergänzt: «Unsere Erde ist schön, und es ist aller Mühe wert, sie für kommende Generationen zu erhalten».

Dass das 140-seitige Werk just zur Weihnachtszeit erschienen ist, wundert nicht. Es passt zu einer Zeit, in der Schönheit und Liebe im Zentrum stehen. Sollte durch die Lektüre nur schon der eine oder andere zum Nachdenken – oder Umdenken – angeregt werden, haben die Herausgeber bereits zumindest einen Teilerfolg erreicht.

Unsere einzigartige Erde

Franz Alt, mit Fotografien von Helfried Weyer: «Unsere einzige Erde» 
Eine Liebeserklärung an die Zukunft
2. Auflage 2019 
Gebunden, 144 Seiten 
Verlag: Patmos, ca. 40 Franken 
ISBN: 978-3-8436-1140-4