Am Sonntag war Patrick Stöpper alias Pät draussen und hat Heuschrecken gefangen. Nicht aus Langeweile, sondern weil er Futter für seine Gottesanbeterin brauchte. Das Insekt aus Ghana lebt seit einigen Wochen bei ihm in der Stube. Ein Tierpfleger aus dem Zoo Zürich, der die Tiere privat züchtet, hat sie ihm geschenkt. Pät ist begeistert von Lagertha, wie er die Gottesanbeterin nennt: «Setze ich sie in eine Stubenpflanze, sitzt sie eine Stunde später noch immer genauso da. Kommt aber ein Beute­insekt, packt sie innerhalb von Sekundenbruchteilen zu.» Er schwärmt von den schillernden Facettenaugen, der perfekten Tarnung und davon, dass das Insekt seine Opfer restlos verputzt.

Zum ersten Mal hat Patrick Stöpper eine Gottesanbeterin während den Aufnahmen einer Folge von «Pätagei» für das Kinderprogramm Zambo von SRF von nah gesehen. Er ist das Gesicht der Sendung, der witzige Typ, der sich mit Zwergottern anlegt, bei der Riesenschildkröte anklopft und mit dem Ochsenfrosch um die Wette springt. Und der die Sendung keineswegs nur für die Kinder macht: «Ich will selber auch immer wieder Neues entdecken, darum gehe ich offen in die Sendung.»

Tarzan und Winnetou
Pät, der mit seinem schelmischen Lächeln, dem Rossschwanz und dem Bärtchen ein wenig aussieht wie Captain Jack Sparrow, ist in seinem Element. «Ich kann immer noch verspielt sein», sagt er, und man nimmt es ihm gerne ab. Strahlend erzählt er von seinen Abenteuern im Zoo Zürich, wo die ersten beiden Staffeln der Tiersendung inzwischen abgedreht sind. Die ersten Folgen sind auch bereits ausgestrahlt worden.

Von der Natur und den Tieren war der 36-Jährige schon immer begeistert. Als Kind hatte er ein Zwergkaninchen namens «Mocke». Aufgewachsen ist er in Therwil BL, damals noch ein Bauerndorf, wo er mit seinen Freunden ständig im Wald war und Winnetou oder Tarzan spielte. Die Begeisterung für die Bewegung in der Natur gibt er auch seinen beiden Söhnen weiter. Wenn er donnerstags Vatertag hat, geht er mit ihnen jedes Mal in den Wald. Sein dreijähriger «Grosser» sei ein «richtiger Bub», der am liebsten mit Stecken spiele und in einem Feuer stochere.

Dank der Schule kam Stöpper auf den Basler Zolli. Als Teenager traf er sich dort an den Sonntagnachmittagen mit seinen Kollegen. Später entdeckte er seine Faszination für die Tiere: «Ich könnte stundenlang einfach dasitzen und ihnen zuschauen.» Eine Ruhe, die ein Ausgleich zur hektischen Arbeit des quirligen Moderators beim Fernsehen ist. Es sei zugleich beruhigend und spannend, wenn im Gehege plötzlich etwas Unvorhergesehenes geschieht, wenn der Tierpfleger mit dem Futter auftaucht oder ein anderes Tier dazustösst. Keine Frage, dass er mit seiner Partnerin und den Söhnen regelmässig in den Zolli geht, obwohl er inzwischen auf dem Land lebt.

In den Tiersendungen von Pätagei darf Patrick Stöpper das tun, was den Zoobesuchern sonst verwehrt ist: Er steigt mit einer Tierpflegerin oder einem Tierpfleger in die Gehege, auf Tuchfühlung mit den Tieren. Er darf sie füttern, muss sich bisweilen auch mit dem beschäftigen, was am anderen Ende herauskommt, was nicht immer angenehm ist. 

Entdeckungen und Elefantendreck
Für die Kamera geht er auf Augenhöhe mit den Tieren, kommentiert, erklärt, lässt sich erklären und ist sich nicht zu schade, auch mal einen fussballgrossen Haufen Elefantenkot in die Hand zu nehmen. «Meine Begeisterung für die Tiere ist mit den Dreharbeiten gewachsen», sagt er. Eine Begeisterung, die offenbar auch seine jungen Zuschauerinnen und Zuschauer ansteckt. Seit 2008 macht Patrick Stöpper Kindersendungen – erst beim Jugendsender Virus, dann bei Pirando, ab 2010 bei der Nachfolgesendung Zambo. «Die Welt der Kinder, das ist eine bunte, abwechslungsreiche Welt», sagt er. Eine herausfordernde Welt allerdings auch, denn täglich sind neue Themen angesagt. Kinder seien ein grund­ehrliches Publikum: Wenn ihnen eine Sendung oder ein Moderator nicht passt, wenn es langweilig wird, zappen sie schnell weg. 

Bei Pät bleiben sie offenbar dran. «Wenn eine Sendung ankommt, dann freut mich das. Aber nicht wegen mir, mir geht es um die Sache», sagt er. Die Sache, das heisst: Die Kinder sollen nicht nur gut und intelligent unterhalten werden, sondern auch auf Entdeckungsreisen mitgenommen werden. Er ist sich bewusst, dass er das Aushängeschild von «Pätagei» ist, doch letztlich sei jeder im Team unverzichtbar. 

Zambo – das ist nicht nur Fernsehen, sondern auch Radio und Internet. Inzwischen gibt es «Pätagei» auch als Online-Spiel, natürlich samt Blog, Live-Stream, viel Musik und allem, was sonst noch dazugehört. Die Sendungen richten sich an Kinder im Schulalter, wobei der Schwerpunkt des Programms bei acht- bis zehnjährigen Kindern liegt. 

Medien und Literatur
Ein Erfolgsrezept gibt es für ihn nicht, ein paar Gründe für den Erfolg allerdings schon. «Ich bin für die Kinder offenbar etwas wie ein älterer Kollege», sagt er. Einer, der ihre Welt zwar auch nicht mehr immer versteht, der es aber mindestens versucht, ohne sich anzubiedern. Einer aber auch, der sich in sie einfühlen kann und der sich für die Geschichten interessiert, die sie ihm erzählen, wenn sie etwa in die Sendung telefonieren. 

Für ihn sei die Kindersendung denn auch kein Sprungbrettjob, um zu einer Sendung mit höherem Renommee zu kommen. Dafür gehe er viel zu ungern zu «Cüpli-Anlässen», erzählt er mit einem Augenzwinkern. Allerdings hätte er schon noch Träume. Während seines Studiums hatten sich zwei Leidenschaften herauskristallisiert: neben derjenigen für die Medien diejenige für englische Literatur. Er schliesst nicht aus, dass er die beiden Passionen irgendwann verbinden könnte. «Denn ich nehme mir das Recht, meine Interessen zu ändern und meine Ziele neu auszurichten.»