Reisen macht Spass – aber es kostet und es braucht Zeit. Und Postkarten oder Facebookposts von Bekannten aus deren Ferien, sind kein Ersatz, sondern vielmehr dazu angetan, Eifersucht auszulösen. Doch es gibt auch Stellvertreter, den man neidlos auf Reisen schicken kann: Stofftiere.

Der Teddybär und das Plüschschweinchen können so viel Ferien nehmen, wie es ihrem Besitzer beliebt, und Reisen kommt für sie extrem günstig, da sie keinen eigenen Platz im Flugzeug oder im Bus benötigen. Auch im Restaurant essen sie nichts – für die Fotos reicht eine einzige Portion Sushi, die sich die Reiseleitung mit der ganzen Stofftier-Reisegesellschaft teilen kann. So kommt eine Tokyo-Tour bei der japanischen Agentur Unagi Travel auf 45 Dollar zu stehen.

Beseelt durch Gottheiten
Kein Witz, diese Stofftierreisen gibt es tatsächlich. Städtereisen durch Köln und Berlin, Ferientrips nach Ägypten und Zypern, und vor allem allerlei Ausflüge durch Japan. Im Land der aufgehenden Sonne blüht das auf den ersten Blick kuriose Geschäft, und das wohl aus zwei Hauptgründen: Einerseits wegen des knappen Ferienbudgets; eine, höchstens zwei Wochen pro Jahr sind Standard, und oft werden nicht mal diese bezogen, da der Chef genau hinschaut, welche seiner Angestellten mehr als nur das Nötige leisten. Doch nebst der harten Arbeitswelt gibt es auch religiöse Gründe für den Erfolg des Geschäftsmodells. Im Shintoismus, verwandt mit dem Buddhismus, können Gottheiten nicht nur Menschen und Tiere, sondern auch Gegenstände beseelen – eben auch Stofftiere.

Wer seinen Plüschliebling auf die Reise schickt, kriegt täglich Fotos per E-Mail. Manche Anbieter fragen ihre Kunden gar nach Allergien und Anfälligkeit für Reiseübelkeit des Stofftiers. Oft sind Tiere jedoch gesünder als ihre Besitzer, und manche Leute schicken sie gerade deswegen auf Reisen. So berichtet eine Reiseführerin gemäss der Presseagentur AFP von einer Rollstuhlgängerin, die  ihr Stofftier bewusst Treppensteigen liess, und von einer Frau mit einer Hautkrankheit, die für ihr Kuscheltier extra viel Sonne verlangte.

Die letzte Reise
Wer nun meint, auf solche Ideen könnten nur Japaner kommen, sei auf das Kinderbuch „Briefe von Felix“ hingewiesen. Die Geschichte, in welcher ein verloren gegangener Stoffhase aus verschiedenen Destinationen Briefe nach Hause schickt, wurde mehrfach ausgezeichnet und sogar verfilmt. Nur – sie richtet sich ganz klar an Kinder, während Reiseanbieter eine zahlungskräftigere Klientel benötigen. Und daran scheint es in Europa zu mangeln – von den Anbietern, die in den vergangenen Jahren Stofftierreisen zu verkaufen versuchten, stellten viele ihr Geschäft wieder ein. So steht auf der Website von Teddy Tours Hamburg symptomatisch: «Mit der Tour vom 05. Mai 2012 haben wir unsere letzte Tour angeboten.»

Wenn hingegen in Japan jemand die letzte Reise für ein Stofftier organisiert, ist das anders zu verstehen. Es gibt dort religiöse Shinto-Stätten, die Kremationen für Stofftiere und Puppen anbieten.

Einige Anbieter von Stofftierreisen:

http://www.kuscheltierreisen.de/
http://www.teddytours-bamberg.de/

http://www.teddy-tour.de/
http://www.teddy-tour-berlin.de/3.html

http://www.teddy-on-worldtrip.com/cms/
http://unagi-travel.net/