Mit den Nobelpreisen werden Menschen ausgezeichnet, deren Arbeiten der Menschheit grossen Nutzen geleistet haben. Genau das Gegenteil gilt für die Ig-Nobel-Preise: Sie werden an Menschen und Organisationen verliehen, deren meist wissenschaftliche Arbeit überflüssig, unnütz, lächerlich ist. Deshalb auch der Name, «ignoble» ist das englische Wort für «schmachvoll» oder «unwürdig».

Wir haben aus den bisherigen Gewinnern des Ig-Nobel-Preises diejenigen zusammengestellt, die uns besonders bemerkenswert erscheinen und zudem einen Bezug zu Tieren oder der Natur haben. Im besten Fall regt die Lektüre nicht nur zum Lachen, sondern auch zum Nachdenken über das Verhältnis des Menschen zu Tieren an.

Test mit Schimpansenhinterteil-Fotos
Haben Sie sich schon einmal gefragt, ob Gähnen bei der Köhlerschildkröte ansteckend ist? Ob Schimpansen ihre Artgenossen an deren Hinterteilen erkennen können? Ob Flughunde Oralsex praktizieren? Ob Hundeflöhe höher springen als Katzenflöhe? Wie gross die Oberfläche eines indischen Elefanten ist? Zu all diesen Fragen gibt es wissenschaftliche Antworten.

Der Reihe nach: Nein, es gibt «keine Hinweise auf ansteckendes Gähnen bei der Köhlerschildkröte Geochelone carbonaria». Da es auch keinen Hinweis auf die Nützlichkeit dieses Wissens gibt, wurde die Studie dieses Titels 2011 mit einem Ig-Nobel-Preis ausgezeichnet.

Im Jahr darauf erhielt der bekannte Primatenforscher Frans de Waal einen Ig-Nobel-Preis. In seiner Versuchsanordnung war es Schimpansen gelungen, die Fotos von Hinterteilen ihrer Artgenossinnen deren Gesichtern zuzuordnen. Genaueres dazu können sie in der Originalpublikation nachlesen, wo sie auch ein Beispielfoto finden – falls Sie dies tatsächlich interessiert. Nicht näher in die Details gehen wir zum Oralsex der Flughunde. Nur so viel: Ja, diese Praxis existiert, und ein chinesisch-englisches Forscherteam hat ziemlich genau hingeschaut – die Resultate sind hier nachzulesen.

Der Hunde-Pinkel-Kompass
Nun zur Frage der Sprunghöhe der Hunde- und Katzenflöhe. Sieger ist der Hundefloh! 25 Zentimeter hoch war der Rekordsprung, während es der beste Katzenfloh gerade mal auf 17 Zentimeter brachte. Übrigens springen Hundeflöhe nicht nur höher, sondern auch weiter als Katzenflöhe. Und wenn wir gerade bei Zahlen sind, liefern wir Ihnen gerne noch die Formel zur Berechnung der Oberfläche bei indischen Elefanten: S = -8.245 + 6.807H + 7.073FFC, wobei S die gesuchte Fläche ist, H die Schulterhöhe und FFC der Umfang des Vorderfusses.

Während Ihnen diese praktische Formel neu sein dürfte, sind der regelmässigen Leserschaft von «Tierwelt» und «Tierwelt Online» einige mit Ig-Nobel-Preisen ausgezeichnete Forschungsergebnisse bereits bekannt. Zum Beispiel, dass Tauben lernen können, Picassos Gemälde von denjenigen Monets zu unterscheiden (siehe «Tierwelt», Ausgabe 13/2015). Oder dass sich Hunde beim Pinkeln nach dem Magnetfeld ausrichten. Und dass sich verirrte Mistkäfer an Himmelskörpern orientieren.

Schutz vor Bären
Doch kommen wir nun zu einer Arbeit, die tatsächlich von praktischem Nutzen ist. Dem kanadischen Erfinder Troy Hurtubise gelang es, einen Anzug zu entwickeln, der Angriffen von Grizzlybären standhalten soll. Das Video unten zeigt, wie er die Erfindung in Selbstversuchen testet. Damit sein Produkt bei Touristen im Engadin Anklang findet, wo bekanntlich mit Bärenbegegnungen zu rechnen ist, wären allerdings einige Optimierungen im Design des Kleidungsstücks empfehlenswert.

Weit einfacher ist es, die Forschungsergebnisse eines britischen Teams anzuwenden, das 2009 den Ig-Nobel-Preis für Tiermedizin erhielt. Gemäss ihrer Studie gaben Kühe auf Bauernhöfen, wo sie mit ihren Namen angesprochen wurden, pro Jahr 258 Liter mehr Milch als diejenigen auf andern Bauernhöfen. Der Milchertrag hängt also davon ab, wie ein Landwirt mit seinen Kühen umgeht. Im Gegensatz zu einigen der bisher genannten Forschungsgebiete, würden wir weiterführende Studien zu diesem Thema begrüssen.

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