Die Skisaison ist in vollem Gange – zumindest dort, wo Schnee liegt. In Tirol ist die Chance dieser Tage gross, ihn zu finden. Die frische Luft, die herrliche Aussicht, die Natur – für viele ein Grund dafür, weshalb sie sich für dieses Gebiet entschieden haben. Doch an erstere Stelle dürften die Abfahrten stehen, und gleich danach das obligate Après-Ski.

Dass da die Mystik oft unbeachtet bleibt, die das Gebiet zweifellos besitzt, liegt in der Natur der Sache. Daher ruft Autorin Astrid Süssmuth dazu auf, zwischendurch innezuhalten und sich umzusehen: «Magisches Tirol» heisst ihr Buch, eine Mischung aus Wanderführer mit etlichen Tourentipps und geschichtlichem Nachschlagewerk. Es ist eine Verneigung vor der Natur, der wilden Bergwelt, den gewaltigen Gletschern und den sanften Tälern, die Tirol auszeichnen.

Zu Fuss auf den Spuren der Naturmythen
Richtig geniessen und erfassen kann sie jedoch nur, wer sich Zeit nimmt, die Skiausrüstung einmal zuhause lässt und sich zu Fuss aufmacht. Oder nach den Skiferien, im Frühling, die nächsten Ferien im Gebiet verbringt, abseits des Trubels. Tipps, die man Abends aber auch jetzt schon nach (oder anstelle) der Après-Ski-Feiern im Hotel durchforsten kann, gibt es im 300-seitigen Buch zur Genüge. Süssmuth erzählt von Plätzen, an denen Naturmythen lebendig werden. Sie kennt Pfade zu heiligen Quellen und Wallfahrtsorten.

Um diese der Leserschaft näher zu bringen, hat sie keine Mühen gescheut und unzählige Tageswanderungen unternommen. 36 von ihnen hat sie zum vorliegenden Buch verdichtet. Dass Still zu stehen für sie keine Option ist, hat die 1972 geborene Autorin, Heilpraktikerin, Ingenieurin und passionierte Bergsteigerin erst gerade in einem Interview mit «Welt der Frauen online» bestätigt: «In der Action, glaube ich. Die Kraft ist vor allem da, wenn ich etwas tue, wenn ich Feuer gefangen habe: Ich spüre, dass mich etwas fesselt, dass ich es machen will, dass ich es haben will, und dann beisse ich mich da rein, und dabei kommt die Kraft», sagt sie darin.

Das Bayrische Fernsehen «BR», für welches die in Oberbayern wohnhafte Süssmuth als Heimat-Kräuterexpertin tätig ist, schreibt über sie: «Hohe Berge, kleine Blumen, alte Bücher – so könnte man die Leidenschaften unserer BR Astrid in drei Schlagworten zusammenfassen.» 

Die Gesichter des Kaunertals
Plötzlich erscheint etwa das bei Skifahrern beliebte Kaunertal plötzlich in einer neuen Perspektive. Statt Schnee-bedeckte Pisten hinunter zu brettern, empfehlen sich hier in wärmeren Jahreszeiten Wanderungen über Almwiesen. Wer im Nachschlagewerk weiter blättert, merkt, dass «Magisches Tirol» gerade auch fernab der bekannten Ausflugsorte erhabene Naturschönheiten zu bieten hat.

So gelungen die Tipps und Erzählungen sind: Über das Layout des Buches kann man geteilter Meinung sein. Schade ist vor allem, dass sich die beschriebene Schönheit der Natur nur bedingt in den Fotos spiegelt. Nicht, weil die Sujets schlecht wären. Und auch nicht aufgrund mangelnden fotografischen Könnens. Doch die Bilder sind sehr klein geraten, sodass die Erhabenheit der Sujets, die sie zeigen, nur selten zur Geltung kommt. Da hätte man sich eine Aufmachung gewünscht, auch hinsichtlich der Gliederung der Texte. Hilfreich wäre zudem ein Inhaltsverzeichnis mit die geografischen Orten in alphabetischer Reihenfolge. Die Suche ist so nicht ganz einfach.

Auf der anderen Seite hätten diese Änderungen dazu geführt, dass der Wegführer dicker geworden wäre und wohl in manchem Rucksack keinen Platz mehr gefunden hätte. Doch genau dort gehört er hin: als Begleiter auf Wanderungen, auf welchen die Magie Tirols erlebbar wird.