Klirrende Kälte und tief verschneite Wälder, in denen sich Affen akrobatisch von Ast zu Ast schwingen. Diese Kombination erscheint so surreal, dass einige Menschen früher davon ausgingen, es müsse sich bei den Primaten um Yetis handeln. Tatsächlich sind es aber Goldstumpfnasen (Rhinopithecus roxellana), die den widrigen Bedingungen auf 1200 bis 3300 Metern Höhe zu trotzen versuchen. Besonders die Futtersuche gestaltet sich im Winter in den gebirgige chinesischen Koniferen- oder Mischwäldern als Herausforderung. Zum Glück funktioniert der Zusammenhalt innerhalb der gezeigten Gruppe. Doch plötzlich taucht eine rivalisierende Gruppe auf. Die beiden Anführer fechten einen erbitterten Kampf aus, unterlegt mit dramatischer Orchestermusik. Auch Weibchen gehen aufeinander los. Schliesslich hat das Affentheater ein Ende und die Eindringlinge ziehen sich geschlagen zurück. 

Deutlich wärmer und friedlicher ist das Klima bei den Blaubrustpipras (Chiroxiphia caudata) im brasilianischen Regenwald. Ein Männchen der Sperlingsvögel beginnt ein Tänzchen aufzuführen. Prompt schliessen sich mehrere Artgenossen an, um im Stil einer Boyband eine flotte Sohle aufs Parkett, das in diesem Fall ein Ast ist, zu legen. Sinn und Zweck dieser Darbietung ist es, die Gunst eines Weibchens zu gewinnen. Dieses schaut gespannt zu und entscheidet sich für ... niemanden. Die Jungs müssen also noch an ihrer Choreografie feilen.

Der Trailer zu «Sieben Kontinente, ein Planet»

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Szenen, die es noch nie zu sehen gab
Die von der BBC und dem ZDF produzierten Kurzgeschichten über die Goldstumpfnasen und die Blaubrustpipras sind zwei von 61 Episoden über aussergewöhnliche Tierarten, die sich quer über unseren Planeten verteilen. «Die Serie zeigt neue Arten, neue Verhaltensweisen, neue Tiere – auf eine Weise, die der Zuschauer so noch nie zuvor gesehen hat», frohlockt der verantwortliche Produzent Jonny Keeling. Erstmals zeigt etwa eine Drohnenaufnahme die Jagd eines Luchses auf einen Schneehasen. Ein weiteres Novum ist das Festhalten eines Glühwürmchen-Spektakels via Zeitraffer-Kamera mit Echtzeit-Bewegungserkennung. Auch Quallen, die von den Seeanemonen in der Antarktis gefangen und gegessen werden, sind laut den Machern noch nie zuvor gefilmt worden.

In den rund 50 Minuten, die jedem der sieben Kontinente gewidmet werden, spielen aber nicht nur Flora und Fauna eine wichtige Rolle, sondern auch die Geologie. So erfährt der Zuschauer viel über die Formation von Bergen; über Kontinente, die zusammengestossen sind und wie das die Tiere in ihrem Leben und Verhalten beeinflusst hat.

Die wichtigsten Daten und Fakten, die der Erzähler vermittelt, sind übrigens in einem praktischen Begleitheftchen zusammengefasst. Darin ist auch auf Karten illustriert, wo die vorgestellten Tiere zu Hause sind. Was dagegen fehlt, sind die kritischen Töne, welche die Offstimme immer wieder anschlägt. Der Teil über die Antarktis zum Beispiel demonstriert, wie der Klimawandel sich auf die Tiere auswirkt. Das Zusammenspiel zwischen emotionalen Szenen und der passenden Musik geht tief unter die Haut und ruft in Erinnerung, dass wir alle etwas für unsere Umwelt tun müssen, um auch künftig in den Genuss von solch fantastischen Naturbildern zu kommen.

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«Sieben Kontinente, ein Planet»,
Dokumentation,
ca. 350 Minuten,
Verleih: Polyband Medien GmbH,
EAN: 4006448365967,
auf DVD ca. Fr. 45.–