Die kleine Eule ist verzweifelt. Im Schlaf ist sie über den Rand ihres Nestsgekippt. Jetzt tapst sie verloren über den Waldboden. Wo ist bloss Mama, mit ihren grossen Augen? Ein Eichhörnchen hilft dem Käuzchen bei der Suche. Und ja, grosse Augen haben viele Tiere, denen die beiden begegnen. Nur von Mama ist weit und breit keine Spur. «Un peu perdu» («Ein bisschen verloren») heisst der Trickfilm von Hélène Ducrocq aus Frankreich.

 

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«Un peu perdu» (Filmtrailer)

«Un peu perdu» gehört zu Annette Schindlers Lieblingsbeiträgen im diesjährigen Fantoche-Programm: «Das Werk hat mich berührt», sagt die Leiterin des internationalen Festivals für Animationsfilme. 

Tiere spielen in dessen 16. Ausgabe eine zentrale Rolle. Schon das Maskottchen des Festivals ist ein tierisches Fabelwesen. Aber auch auf der Leinwand sind Tiere omnipräsent. Zum Beispiel im Kinder-Programm: Hier erklärt ein episodischer Trickfilm, wie Lebewesen von Plastik und anderem Abfall bedroht werden. Ältere Filmfans ansprechen dürfte indes Wes Andersons bildgewaltiger rasanter Blockbuster «Isle of Dogs» (siehe «Tierwelt» Nr. 20 / 2018). «Normalerweise haben Filme wie dieser, die bereits im Kino gezeigt wurden, keinen Platz bei Fantoche. Weil wir jedoch Animatoren für ein Making-of gewinnen konnten, machen wir eine Ausnahme», sagt Schindler. Will heissen, die Profis zeigen in Baden AG, wie sie die Hunde animiert und auf der Leinwand zum Leben erweckt haben.

Ein Kabinett der Kuriositäten
Nicht alle tierischen Beiträge am Fantoche sind indes thematisch so schwer. Zwischendurch darf auch herzhaft gelacht werden. Zum Beispiel bei «Ordentlich alberne Tiere», das sich an Kinder und Erwachsene gleichzeitig richtet. Mehr als ein Dutzend Kurzfilme stellen hier neue schräge Tierarten vor, porträtieren das turbulente Leben eines Katzenbesitzers oder erzählen von einer lästigen Schlange, welche die Waldtiere auf die Palme bringt. Natürlich folgt die Strafe sofort. 

Dass es dabei nicht immer politisch korrekt zu und her geht, liegt in der Natur des Trickfilms, wie Festivalleiterin Schindler sagt: «Tiere erlauben es, Eigenschaften und Verhalten zu überspitzen. Das kann auf einer allegorischen sowie symbolischen Ebene geschehen.» Während Tier-Dokus im Fernsehen dazu neigen, Tiere zu vermenschlichen, geschehe in Animationsfilmen in der Regel das Gegenteil: In ihnen werden Menschen tierische Eigenschaften zugeschrieben.  

Der Fantasie und der Technik, die verwendet werden, sind im Bereich des finanziell Machbaren kaum Grenzen gesetzt. Wie abstrus es werden kann, zeigt sich in Kurzfilmen wie «Dog’s Mind», der im Programm mit den internationalen Wettbewerbsbeiträgen gezeigt wird. «Das Werk besteht aus Zeichungen, die zu einer irrwitzigen Hundecollage mit einer abgefahrenen Tonspur zusammengesetzt wurden. Das Resultat sprengt filmische und künstlerische Grenzen. Man kann es beim besten Willen nicht beschreiben», sagt Schindler und lacht. Das Gute am Kurzfilmprogramm bei Fantoche ist: Wem ein Beitrag zu schräg ist, der tröstet sich damit, dass der nächste schon in wenigen Minuten folgt.

Fantoche. Baden (diverse Kinos undVeranstaltungsorte), Di. – So., 4. – 9. September. www.fantoche.ch 

 

Ticketverlosung
«Tierwelt» verlost 2x2 Tickets für «ordentlich alberne Tiere» am Fantoche-Festival. Wenn Sie das amusante, orginelle und zwischendurch nachdenkliche Programm sehen wollen, schreiben Sie uns: redaktion@tierwelt.ch oder rufen Sie an 062 745 94 94. Mit ein wenig Glück gewinnen Sie! Einsendeschluss: Do, 23. August, 17 Uhr.

 

 

 

 

 

 

Weitere Film-Trailer zu Kurzbeiträgen des Programms «Ordentlich alberne Tiere»

«Log Jam», Alexey Alexeev HU 2008, 1' 

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Bat Time Elena Walf, DE 2015, 3'59"

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Oh My

Dog! Chloé Alliez, BE 2013, 6'26"

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