DVD-Kritik
Im Wald werden Wünsche wahr
Die beliebtesten Geschichten der Gebrüder Grimm gibt es jetzt als Musicalfilm fürs Heimkino. In «Into the Woods» spielt sich fast alles im Wald ab. Dort treffen sich bekannte Märchenfiguren, um ein Lied nach dem anderen zu schmettern.
Das Rezept für einen erfolgreichen Film kann so einfach sein. Man nehme zunächst klassische Märchen wie «Rotkäppchen», «Aschenputtel» und «Rapunzel». Dann engagiere man ein paar Schauspieler von Weltrang, um gepaart mit einer modernen Optik den Staub der uralten Geschichten abzuklopfen. Zum Schluss füge man noch einen grosszügigen Schuss eingängige Musik hinzu. Voilà, fertig ist ein Film, der für Jung und Alt bekömmlich und schmackhaft ist.
Auch inhaltlich dreht sich in «Into the Woods» vieles um Zutaten. Es war einmal eine alte Hexe, die einem kinderlosen Paar ein Baby versprach, wenn es ihr vier «Zutaten» aus dem Wald organisiert: eine Kuh, so weiss wie Milch; einen Umhang, so rot wie Blut; Haar, so gelb wie Mais; und einen Schuh aus purem Gold. Kein leichtes Unterfangen, wie sich schon bald herausstellt.
«Into the Woods» verknüpft die beliebtesten Märchen der Brüder Grimm zu einer eigenen Geschichte in Spielfilmlänge. Als Grundlage dient das 1987 erstmals aufgeführte, gleichnamige Broadway-Musical. Neben der vielfach prämierten Musik stehen vor allem hochkarätige Schauspieler wie Meryl Streep, Emily Blunt oder Chris Pine im Mittelpunkt. Doch Johnny Depp stiehlt mit seinen Auftritten allen die Show. Er geht in seiner Rolle als böser Wolf voll auf und erweist sich dabei als sehr passabler Sänger.
Jeder Baum hat seinen Charakter
Ebenfalls grossartig ist das Duett der Prinzen von Rapunzel und Aschenputtel. Hier beweist Regisseur Rob Marshall («Chicago»), dass eine Prise Ironie eine gelungene Auflockerung bringen kann. Die Bedeutung des Waldes ist für Marshall dagegen ernst gemeint. «Der Wald ist eine Metapher für viele Dinge im Leben. Dort befinden sich unsere Wünsche, Träume, Hoffnungen, aber auch Ängste.» Um das richtige Gefühl dafür zu bekommen, mussten alle Schauspieler vor Drehbeginn in einen richtigen Wald. Der Märchenwald ist nämlich nur nachgebildet beziehungsweise animiert. «Alle Bäume haben einen eigenen Charakter. Zum Beispiel haben Rotholzbäume offene, verzweigte Wurzeln. Sie sehen also etwas anders aus, als man es aus der Natur kennt», sagt der künstlerische Leiter Andrew Bennett.
Der Film wirft auch einen neuen Blick auf die vertrauten Märchenfiguren und bietet dabei kurzweilige Unterhaltung, zumindest rund 75 Minuten lang. Als alles auf ein Happy End hindeutet, kommt es zu einer überraschenden Wende mit teilweise absurden Dialogen und Handlungssträngen. Wenigstens gibt es am Ende noch die Moral von der Geschicht’: «Im Wald werden zwar Wünsche wahr. Aber Vorsicht: Nicht alle erfüllten Wünsche machen glücklich.»
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