Erinnern Sie sich an die Lego-Bausätze aus Ihrer Kindheit? Schiffe, Raketen, Autos und ganze Zoos konnten damals mit Schritt-für-Schritt-Anleitungen aus den einfachsten Bausteinen zusammengebaut werden. Später eröffneten sich dann neue Möglichkeiten mit Kurbeln, Zahnrädern und sogar kleinen Motoren, mit denen Jugendliche und Junggebliebene richtige Maschinen zusammenbasteln konnten. Und heute bedient sich sogar die Wissenschaft des «Spielzeugs».

Ausgangspunkt für ein aktuelles Beispiel von Lego in der Forschung ist das Problem, dem ein Team von Entomologen (Insektenforschern) vom Naturhistorischen Museum London gegenüberstand. Die Forscher wollten sich daran machen, die 27 Millionen Insekten aus ihrer Sammlung zu digitalisieren. Die Präparate, sauber mit Stecknadeln aufgespiesst, sind zwar noch in einem guten Zustand, aber – weil zum Teil uralt – zerbrechlich. Einerseits soll die Sammlung nun für die Ewigkeit, oder zumindest für die mittelfristige Nachwelt, aufbewahrt, andererseits dabei so behutsam angefasst werden, dass die Originale nicht direkt zu Staub zerfallen.

Teure Forschungsinstrumente
Um die gesammelten Insekten von allen Seiten fotografieren zu können, gibt es Forschungsinstrumente. Sogenannte «Pinned specimen manipulators», also «Manipulatoren für aufgepinnte Exemplare», Halterungen, die ein Insekt in einem beweglichen und in alle Richtungen drehbaren Gerüst festhalten. Die sind allerdings teuer, wie so manch ein wissenschaftliches Gerät. So müssen Forschungsinstitute schnell 200 Franken oder mehr für ein Modell hinblättern. Kommt dazu: Für kleinste Fliegen sind andere Halterungen erforderlich als für Wespen, ganz zu schweigen von grossen Schmetterlingen.

Im Internet kursieren auch Bauanleitungen, wie sich die Forscher solche Manipulatoren selber zusammenstellen können. Die sind zwar günstiger in der Anschaffung, erfordern aber das Zusammentragen der notwendigen Materialien, Zeit zum Aufbau und nicht zuletzt ein gewisses handwerkliches Geschick. 

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 Der Lego-Manipulator mit einem Insekt unter dem Mikroskop
 Bild: Dupont et al./ZooKeys

Billige Lösung für Jedermann
Eine «kreative, funktionale und günstige» Lösung, um alte und zerbrechliche Insekten-Exemplare zu handhaben, hat nun das Entomologen-Team um Steen Dupont entwickelt. Die Londoner Forscher haben im Fachjournal «ZooKeys» einen Lego-Bausatz vorgestellt, der alle notwendigen Funktionen eines professionellen Insektenhalters in sich vereint und in der Anschaffung gerade einmal 10-20 Franken kostet.

In einem PDF haben Dupont und seine Kollegen eine Liste der Lego-Teile veröffentlicht, die es für verschiedene Modelle des Insektenhalters braucht und in typischer Lego-Manier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung beigefügt. Mit 82 Teilchen und in 37 Schritten kann nun also jeder Insektenforscher oder -freund sein eigenes Exemplar bauen – und kann erst noch den Lego-Bastelspass aus seiner Kindheit noch einmal nachempfinden.

Falls Auch Sie Lust bekommen haben, Insektenkunde und Lego zu kombinieren: Hier ist die Bauanleitung.

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Originalpublikation:
Dupont S, Price B, Blagoderov V (2015) IMp: «The customizable LEGO® Pinned Insect Manipulator.» ZooKeys 481: 131-138. 
doi: 10.3897/zookeys.481.8788

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