Ich bin schüchtern und sehr scheu,
und Menschen sind mir einerlei.
Baue meine Burg im Boden ganz tief unten.
Drehe nachts behäbig meine Runden,
schnüffle nach Tieren, die mir schmecken:
Frösche, Würmer oder Schnecken.
Frösche fangen wird meist nix.
Zum Glück sind Schnecken nicht so fix.
Als Nachtisch wünsch ich mir vor allem
ein Stück Obst, vom Baum gefallen.

Diesen Vers findet man im Kunst-Bilderbuch «Affe Bär Zebra» unter dem Buchstaben D. D wie der oben dargestellte Dachs. Geschrieben, ursprünglich auf Holländisch, hat ihn Bette Westera. Der Holzschnitt stammt von der Künstlerin Henriette Boerendans, ebenfalls aus den Niederlanden. «Affe Bär Zebra» ist ein Alphabetbuch, das jedem Buchstaben eine Seite widmet. Man findet aber nicht nur den jeweiligen Buchstaben auf der Seite, sondern auch einen Tier, dessen Name mit diesem Buchstaben beginnt. Dazu gehört ein kleines Gedicht und ein Holzschnitt.

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Mit meinem langen Affenschwanz
schwing ich mich im Affentanz
durch den Wald, von Ast zu Ast.
Erst Bananen schnell gefasst
und dann zu den Kokosnüssen,
die gekonnt und ohne Hast
aufgeschlagen werden müssen.

Das Buch soll Kindern ab vier Jahren helfen, das Alphabet zu lernen. Wobei Vierjährige dafür wahrscheinlich noch etwas zu klein sind. Etwas älteren Kindern bereiten die Verse und das spielerische Lernen bestimmt Freude. Die Holzschnitte sind wunderschön und meisterhaft gestaltet, dürften aber mit ihrer grafischen und fast etwas abstrakten Darstellung der Tiere wahrscheinlich den Eltern am besten gefallen.

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Zieht es dich mal in die Berge?
Lass mich die Sachen tragen.
Das kann ich gut und tu es gern.
Du brauchst mich bloss zu fragen.
Ich laufe über schmale Grate,
vorbei an tiefen Schluchten.
Trag deine Sachen auf dem Rücken,
um sie bis hinauf zu wuchten.

Ob ich manchmal spucke? Selten.
Nur wenn mich die Leute plagen.
Ich ziehe mit dir in die Berge.
Du brauchst mich bloss zu fragen.

Eine Schwierigkeit bei der Gestaltung des Buches war es wohl, für jeden Buchstaben ein Tier zu finden. Beim Q war es für einmal nicht die Qualle, sondern der Quetzal. Das ist, wie man schnell erfährt, ein südamerikanischer Vogel. Beim Y finden wir den Yak, beim V und beim X hingegen mussten die Autorinnen sich mit wissenschaftlichen Namen helfen. Xiphias gladius, der Schwertfisch, vertritt nun als den Buchstaben X und für das V steht Vermilingua. Dieser Ausdruck beschreibt nicht eine einzelne Art, sondern die ganze Gruppe der Ameisenbären. Vermilingua bedeutet übersetzt «Wurmzunge». Auf diese Zunge, an der die Ameisen kleben bleiben, geht Bette Westera in ihrem Gedicht passenderweise ein.

Auf Deutsch erschien «Affe Bär Zebra» Ende 2019 im Aracari Verlag. Das hochwertig verarbeitete Buch eignet sich wunderbar als Geschenk für Jung und Alt.

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Henriette Boerendans und Bette Westera: «Affe Bär Zebra»
1. Auflage 2019
Gebunden, 60 Seiten, durchgehend vierfarbig
Verlag: Aracari, 24.- Franken
ISBN: 978-3-907114-08-7