Kürzlich kam mein Neffe, fünf Jahre alt, zu mir und fragte: «Zeichnest du einen Elefanten?» – «Oh, aha – ja, ich kann’s versuchen» war meine etwas zögerliche Antwort. Ich nahm Stift – Grün war die Wunschfarbe ­– und Papier zur Hand und versuchte mein Glück. Über meinen Arm gelehnt, beobachtete mein Neffe interessiert, was ich da tat. Ich fühlte mich etwas unwohl. Meine Nichte, zwei Jahre alt, setzte sich auf meinen Schoss: «Elefant?» piepste sie. Noch war nichts zu sehen. «Soll ich den Elefanten von der Seite zeichnen oder von hinten?» Ganz klare Antwort – von hinten. Ich nahm einen Anlauf und brachte Schwung in meinen grünen Stift. Ein Bogen für das Hinterteil, ein zweiter für die Beine. Dann was Rundes für den Kopf und einen Rüssel dran. Damit das Ganze noch etwas künstlerischer wirkte, kam eine Wasserfontäne aus dem Rüssel geschossen. «Fertig!» Beide Kinder schauten mich halb skeptisch, halb beeindruckt an – «Elefant?»  

Kreativität erwacht
Soweit so gut. Für Nichte und Neffe habe ich einen Elefanten ohne Vorlage gezeichnet. Einen Strich-Elefanten, der in dieser Form schon fast zur Allgemeinbildung gehört. Eine Elefanten-Variante, die in kurzer Zeit unter erschwerten Umständen – zwei Knirpse hingen an mir rum – doch noch was hergab.   

Da der Elefant doch tatsächlich Eindruck auf Nichte und Neffe gemacht hatte, durfte ich noch eine Reihe anderer Tiere zeichnen. Hasen, Schmetterlinge, Bienen und Vögel leisteten dem Elefanten nach und nach Gesellschaft. Nach einem unterhaltsamen, bunten und kreativen Nachmittag machte ich mich auf den Heimweg. Ich fragte mich, wie wohl der Elefant aussehen würde, wenn ich mehr Zeit und eine Malvorlage hätte. Die Kinder hatten meine Zeichnungs-Lust entfacht. Zu Hause angekommen, suchte ich mir sogleich ein Bild von einem der imposanten Dickhäuter und zeichnete ihn ab. Mit dem Resultat (siehe oben) bin ich wohl recht zufrieden.

Die zwei Varianten von meinem Elefanten haben mich ziemlich beeindruckt. Was für ein Unterschied! Proportionen wollen nicht immer so aufs Papier, wie das Bild im Kopf es will. Was in unserer Vorstellung so einfach aussieht, ist nicht selbstverständlich auch als Kunstwerk geeignet. Ich fragte mich «Geht das anderen auch so?»

Wer macht mit?
Die Idee, zuerst aus dem Gedächtnis ein Tier zu zeichnen und dann mit Vorlage, fand ich so gut, dass ich die Kollegen von der Tierwelt-Redaktion zum Mitmachen animierte. «Kannst du zeichnen?» fragte ich. Diesmal schauten mich nicht zwei Kinder mit grossen Augen an, sondern meine Arbeitskollegen. «Oh nein, ich kann nicht zeichnen und schon gar nicht Tiere.» Das war die Antwort, die ich am meisten gehört habe. Aber das spielte keine Rolle. Egal wie gut oder schlecht jemand seine Zeichenkünste einstufte – bei diesem Projekt kam der Spass an erster Stelle. Die Zeichnungen (siehe oben) lassen sich allesamt zeigen. Unser Zeichenprojekt ist geglückt. Danke liebe Tierwelt-Redaktion für's Mitmachen. Ihr könnt nicht nur über Tiere schreiben, ihr könnt sie auch zeichnen!

Und so geht’s:
Machen Sie eine Liste mit Tieren, die Ihnen gefallen. Nehmen Sie ein Blatt Papier und einen Stift, wählen Sie ein Tier aus der Liste und zeichnen es aus dem Gedächtnis. Als nächstes suchen Sie sich in einem Buch oder im Internet ein Bild von diesem Tier. Zeichnen Sie ab der Vorlage das Tier ab. Schauen Sie sich den Unterschied zwischen den zwei Varianten an. Falls Sie mögen, machen Sie ein Foto von Ihrer Zeichnung und schicken es an web@tierwelt.ch.  
Und nicht vergessen – fragen Sie Freunde und Familie: «Kannst du zeichnen?».