Beim Dreh von «Ben Hur», der im Jahr 1925 viel Publikum in die amerikanischen Filmsäle lockte, sind je nach Quelle fünf oder gar über hundert Pferde gestorben. Das Wagenrennen – der Höhepunkt des Films – wurde ohne Rücksicht auf das Tierwohl gedreht. In der Zwischenzeit hat sich das Bewusstsein für das Leiden von Tieren gewandelt, und doch sterben noch immer Pferde auf Filmsets.

Bleiben wir vorerst beim Pferderennsport. Im Januar 2012 startete in den USA die Fernsehserie «Luck», die in diesem Umfeld spielte, mit dem Hollywoodstar Dustin Hoffman als Produzent und Hauptdarsteller. Für den Filmdreh hatten drei Pferde das Leben lassen müssen – zwei davon hatten sich bei Rennsequenzen Brüche zugezogen, das dritte wurde bei den Dreharbeiten am Kopf verletzt. Laut dem Fernsehsender HBO, der hinter der Produktion steht, seien die Pferde nie mehr als drei Rennen pro Tag gelaufen und hätten dazwischen Ruhepausen gehabt. Trotzdem reagierte er auf die Kritik und stoppte die Serie, da Unfälle auch mit «höchsten Sicherheitsstandards» nicht ausgeschlossen werden konnten.

27 tote Tiere für den «Hobbit»
Weniger Effekt hatte die öffentliche Kritik in einem anderen Fall, wo laut der Tierschutzorganisation PETA ebenfalls drei Pferde umgekommen waren: beim Dreh zum ersten Teil der «Hobbit»-Trilogie. Ein Pferd sei an einer Böschung zu Tode gestürzt. Ein Zweites sei gestorben, nachdem es gemeinsam mit einem sehr nervösen Wallach untergebracht worden sei. Und ein Drittes habe wegen falscher Ernährung eine tödliche Kolik bekommen. Zudem seien beim Dreh mindestens 24 andere Tiere ums Leben gekommen, unter anderem Hühner, die von Hunden angefallen wurden. Doch der Boykottaufruf der Tierschützer zeigte keine Wirkung und der Film spielte weltweit an den Kinokassen eine Milliarde US-Dollar ein.

Um Missstände bei Filmdrehs zu verhindern, begleitet die American Humane Association (AHA) seit 1940 – nachdem für den Western «Jesse James» ein Pferd mit verbundenen Augen über eine Klippe gehetzt wurde – Filmdrehs und vergibt das Zertifikat «No animals were harmed» («Keine Tiere kamen zu Schaden»). Auf ihrer Website listet die Non-Profit-Organisation die Filme auf, die von ihr überwacht wurden, und beschreibt, wie die Szenen mit Tieren gedreht wurde. «Spider Man 3» beispielsweise erhält das Prädikat «hervorragend». Die Szenen, in denen Hunde getreten werden, seinen mit Hundeimitaten gedreht worden.

Video zeigt Elefantenquälerei
Allerdings wurde der Organisation AHA in den vergangenen Jahren wiederholt vorgeworfen, ihre Zertifikate seien zu einfach zu erlangen. So ist das amerikanische Filmdrama «Wasser für die Elefanten» von AHA als «hervorragend» aufgelistet, Videoaufnahmen zeigen jedoch, wie Tiertrainer die Elefanten mit einem Haken schlagen und scheinbar auch mit einem Elektroschockgerät traktieren, damit die Tiere Handstände vollführen.

So lehrten die Trainer den Elefanten den Handstand:

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Auch zum Tod einer Giraffe beim Dreh der Familienkomödie «Der Zoowärter» kursieren unterschiedliche Varianten. Tierschützer gehen davon aus, dass das 18-jährige Tier starb, nachdem es von einer Plane gefressen hatte. AHA hingegen schreibt auf seiner Website, der Tod der Giraffe stehen in keinem Zusammenhang mit dem Dreh sondern erkläre sich vielmehr durch das Alter des Tieres.

Tiger beinahe ertrunken
Massiv gelitten hat die Glaubwürdigkeit der AHA, als im Dezember 2013 das Magazin «The Hollywood Reporter» eine E-Mail veröffentlichte, welche die AHA-Mitarbeiterin Gina Johnson einer Kollegin geschickt hat. Beim Dreh zu «Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger» habe der Tiger einmal die Orientierung unter Wasser verloren und sei um ein Haar ertrunken, heisst es darin. Johnson, die offenbar damals mit einem Mitglied des Produktionsteams liiert war, wies ihre Kollegin an, nichts über den Vorfall verlauten zu lassen.

AHA hat inzwischen die Konsequenzen gezogen und sich von Johnson getrennt. Doch das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Organisation hat gelitten. Dem Publikum wurde wieder einmal in Erinnerung gerufen, dass es nicht alles glauben darf, was es auf der Leinwand sieht – und das gilt auch für den Abspann.

«Life of Pi» zeigt spektakuläre Bilder, für die angeblich ein Tiger beinahe das Leben gelassen hätte:

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