Mitunter bleibt Roland Gerth nichts anders übrig, als im Zelt zu übernachten. «Um eine gewisse Stimmung einzufangen, muss man zum perfekten Zeitpunkt vor Ort sein», weiss der 63-Jährige. Da er sich auf teils entlegene Landschaften spezialisiert hat, die spät Abends oder früh am Morgen nicht mit Bus oder Bahn erreichbar sind, geschweige denn mit dem Auto, hat er die Not zur Tugend gemacht.

Bereut hat er diesen Entscheid nie. Denn der Ausblick und die Stimmungen, denen er beim Biwakieren begegnet, seien unbeschreiblich, und die Anzahl Orte, an denen sich das Fotografieren lohnt, unermesslich. Gerth weiss, wovon er spricht. Seit 1988 fotografiert er leidenschaftlich, seit 2001 professionell. Seit er die Disziplin der Tierfotografie seinem Bruder Stefan überlassen hat, widmet er sich der Landschaftsfotografie.

Unterwegs in der weiten Welt
Für diese Passion reist er einerseits um die Welt, spürt aber immer wieder auch in der Schweiz Orten nach, die er abbilden kann. Viele versteckte Gebiete hat er in den letzten Jahren kennen gelernt, und immer wieder kehrt er zu ihnen zurück, um eine weitere Facette im Zusammenspiel zwischen Natur, Licht und Farbe festzuhalten.

Bei diesen Exkursionen ist auch der vorliegende Bildband «Wunderbare Schweiz» entstanden. Gerth erinnert sich: «Nachdem ich für den AS-Verlag bereits Werke über Berge und Gewässer zusammengestellt hatte, schlug ich ihm eine Zusammenstellung mit Schweizer Landschaften vor.» Beim Verlag war man Feuer und Flamme für das Vorhaben. Ein Texter war bald gefunden: Der Geograf Roland Baumgartner, den Gerth von einer früheren Zusammenarbeit bei Schweiz Tourismus kannte. Und der wiederum kannte die Eigenheiten der Gebiete, von denen die Fotos stammten.

Das Spiel mit den Jahreszeiten
«Von den rund 1000 Fotos, die ich zur Verfügung hatte, mussten wir uns auf die 160 einigen, die nun im Buch zu sehen sind», erzählt Gerth. Zusammen mit den kurzen informativen Beschreibungen sind sie eine wahre Augenweide. Sie nehmen den Betrachter mit auf eine Reise durch eine weitgehend unbekannte Schweiz. Und durch eine verlassene: Tiere, Menschen oder Gegenstände sucht man in den Bildern vergebens. «Ich wollte die Landschaften in den Fokus stellen, in allen Jahreszeiten», sagt Gerth. Dazu hat er das Buch nach Regionen gegliedert, und jeder von ihnen Winter-, Frühling-, Sommer- und Herbstimpressionen hinzugefügt.

Das Buch versteht Gerth aber nicht einfach als eine Werkschau. «Mir geht es darum, den Betrachtern die Schönheit der Schweiz zu zeigen», sagt er. Diese kann sogar mitunter noch intensiver sein als auf den Fotos: Das Titelbild vom Grimselpass habe er sogar farblich abschwächen müssen, erinnert sich der Fotograf. «Ich war letztes Jahr mit meiner Frau unterwegs, und wir trauten beide unseren Augen nicht, als wir die leuchtend roten Wolken sahen.»

Doch das Farbenspiel war real, hervorgerufen durch Sahara-Staub. Weil es sonst zu unwirklich, ja kitschig ausgesehen hätte, entschied der Fotograf, die Farben bei der Bearbeitung der Bilder später etwas zu reduzieren. Vielleicht aus Angst, man hätte ihm sonst nicht geglaubt und am Ende gedacht, er hätte die Stimmungen auf den Bildern mit irgendwelchen Filtern hervorgerufen. «Nein, defintiv nicht», sagt er. Er habe nur den perfekten Zeitpunkt für die perfekte Stimmung abgewartet. Landschaftsfotografie sei eben, als male und komponiere man ein Bild.

 

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«Wunderbare Schweiz» von Roland Gerth und Roland Baumgartner, AS Verlag & Buchkonzept, 2018 ISBN: 978-3-906055-83-1. 190 Seiten,<drupal-entity data-embed-button="media" data-entity-embed-display="view_mode:media.teaser_big" data-entity-embed-display-settings="[]" data-entity-type="media" data-entity-uuid="0c98dd28-c40e-4b90-8865-c449101b2183" data-langcode="de"></drupal-entity> 48 Franken.