Seid mir gegrüsst, ihr lieben Bienen,
Vom Morgenstrahl beschienen!
Wie fliegt ihr munter ein und aus
In Imkers Dralles Bienenhaus
Und seid zu dieser Morgenzeit
So früh schon voller Tätigkeit.

Mit diesem Vers von Wilhelm Busch beginnt das Buch «Bienen –Was Mensch und Biene einander bedeuten» des deutschen Imkers Friederich Hainbuch. Erschienen ist es in der «Naturzeit»-Reihe des Kosmos-Verlags. Wie alle Bücher dieser Reihe kommt es daher im kleinen Format daher, ist auf hochwertigem Papier gedruckt und wunderschön gestaltet. Die Illustrationen des griechischen Zeichners Paschalis Dougalis tragen mindestens genau so viel zum Lesevergnügen bei wie Hainbuchs Text.    

Dieser beginnt damit, dass der Autor erst einige Wild- und Hausbienenarten vorstellt und dann ihre Biologie erläutert. Während hier wahrscheinlich jeder das Eine oder Andere schon gehört hat, wird es im nächsten Kapitel so richtig spannend. Hier geht es um die Lust des Menschen auf Honig und wie er die Biene zu einem Nutztier gemacht hat. Hätten Sie gewusst, dass der erste gesicherte Beleg für einen Kontakt zwischen Mensch und Biene eine alte Malerei in den spanischen Cuevas de la Araña aus der Zeit um 6000 bis 10'000 v.Chr. ist? Die Höhlenzeichnung zeigt eine mittelsteinzeitliche Frau – es könnte auch ein Mann sein –, die mit einem Sammelgefäss ausgestattet ist und von Bienen umschwärmt in einer Baumkrone aus einem Nest Honig entnimmt.    

Während die frühen Honigsammler wohl die Bienenbehausung jeweils komplett zerstörten, erkannten die Menschen bei ihrer Sesshaftwerdung in der Jungsteinzeit vor etwa 10'000 Jahren, dass sie besser daran tun, die Nester zu bewahren, so dass sie immer wieder Honig entnehmen können. Damit war der Grundstein für die Imkerei gelegt. In Mitteleuropa berauschten sich während der Bronzezeit die Germanen an Met, einem der ältesten alkoholischen Getränke. Dazu wurde Honig mit Wasser vermischt und in der Sonne vergoren. 

Schweizer weist den Weg
1770 schliesslich machte ein Buch mit dem Titel «Kurze Anweisung für den Landmann; enthaltend die einfältigste und sicherste Weise der Bienenhaltung» in Europa die Runde. Verfasst hatte es Jonas de Gélieu (1740 - 1827), ein Schweizer Pfarrer und Bienenzüchter. Sein Buch wurde ins Englische und Italienische übersetzt und war ein Wegbereiter zur modernen Imkerei. Es gibt Anweisungen zur optimalen Lage der Bienenstöcke, zur Pflege der Völker und Aleitungen zum Zusammenlegen von Schwärmen.      

Mit diesen und vielen weiteren Anekdoten beleuchtet Hainbuch die lange Geschichte von Mensch, Biene und der Imkerei. Wie das Gedichtlein von Busch am Anfang des Buches, spricht aus Hainbuchs Texten die Bewunderung und Achtung vor den Bienen. Das Buch ist eine Hommage an diese emsigen kleinen Kreaturen, die schon so vieles für uns Menschen geleistet haben und ein Lesespass, an dem sich auch das Auge erfreut.

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Friedrich Hainbuch: Bienen –
Was Mensch und Biene einander bedeuten
Mit 47 Illustrationen von Paschalis Dougalis

1. Auflage 2019 
Gebunden, 192 Seiten 
Verlag: Kosmos, ca. 30 Franken 
ISBN: 978-3-440-16042-8