Mit offenen Augen durch die Natur: Wer so wandert, kommt mitunter aus dem Staunen nicht heraus. Schnell stellt sich die Frage, wie der bunte Nachtfalter heisst, der sich am Holzstoss entlang des Weges niedergelassen hat? Und die gelbe Pflanze inmitten der Bergwiese? Wers wissen will, streift offenen Buches durch die Natur: am besten mit dem überarbeiten «BLV-Tier & Pflanzenführer». 

<o:p>An etwas sollte man beim Packen allerdings denken: Trotz seiner handlichen Grösse (das Werk ist nur etwas länger als eine Postkarte), wiegt das Nachschlagewerk gut ein Kilogramm. Die stolzen 560 Seiten haben eben ihr Gewicht. Dafür hat die Sammlung einiges zu bieten. Hilfreich ist zunächst einmal die Grobeinteilung mit den Piktogrammen gleich am Anfang. Wer Gräser bestimmen, Nutzpflanzen unter die Lupe nehmen oder etwa Spinnentiere identifizieren will, wird hier fündig. </o:p>

Piktogramme und Überkapitel helfen bei der Orientierung
Die Grobgliederung der Oberkapitel hilft bei der ersten Orientierung: Pilze, Bäume und Sträucher, Insekten und kräutige Blütenpflanzen stehen zur Auswahl. Um sich in den folgenden Seiten zurecht zu finden und ins jeweilige Kapitel zu vertiefen, folgt man darauf am besten den Strichzeichnungen und blättert sich durch die Unterkapitel. 

Natürlich, anders als bei einer Bestimmungs-App, bei der man einfach die jeweilige Pflanze oder das Tier fotografiert und hochlädt, ist hier Blättern angesagt. Doch das macht durchaus Spass. Denn bei den vielen Fotos im Buch bleibt man schnell einmal hängen und wirft auch noch kurz einen Blick auf eine andere Spezies – auf eine, die man gar nicht gesucht hat. Dabei lernt man neue Arten kennen und schärft zugleich das Auge für die mitunter feinen Unterschiede.

Beim Selbstversuch war es allerdings nicht ganz einfach, etwa das Weidenblättrige Ochsenauge zu bestimmen. Schnell ist man zwar im Kapitel «Blüten gelb» angelangt, doch dann ist Konzentration angesagt: Auf den ersten Blick haben Arnika, Wiesenbocksbart, Grossblütige Gämswurz und mit der gesuchten Pflanze vieles gemeinsam. Man muss schon zweimal hinsehen, um die Unterschiede in den Blüten zu erkennen. Doch genau das macht die Sache interessant. Beim Uploaden eines Fotos auf eine Bestimmungs-App fällt dieser Prozess der Auseinandersetzung weg.

Auf der Spur der Schmetterlinge
Gute Dienste leistete der Naturführer auch beim Bestimmen von Schmetterlingen. Hier hätte man sich einzig noch Fotos der Tiere mit zusammengeklappten Flügeln gewünscht: An der Unterseite sehen sie mitunter nämlich ganz anders aus. Und wenn die Tiere dann unvermittelt los flattern, muss man schnell sein mit Beobachten. Oder darauf hoffen, dass sie sich auf der nächsten Blüte niederlassen und ihre Pracht ruhig verharrend zeigen, wenigstens für ein paar Sekunden. 

Nicht nur hier zu lande, sondern auch in der Ferne, leistet das überarbeitete Nachschlagewerk Dienste: Die häufigsten Meeresfische sind im Tier- und Pflanzenführer enthalten sowie ein Kapitel mit Seesternen. Ansonsten konzentriert er sich jedoch auf die Flora und Fauna unserer Breitengrade. Seinem Leitspruch wird das Werk aber allemal gerecht: «Das Original, alles drin, was man wirklich braucht: 900 bekannte, häufige und auffallende Tier- und Pflanzenarten mit 1350 naturgetreuen Farbfotos.»

 

 

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«Der BLV Tier & Pflanzenführer»
BLV ein Imprint von GRÄFE UND UNZER Verlag GmbH
560 Seiten,
10. Auflage, 2020
ISBN 9783835418080
​​​​​​​Zirka 20 Franken