Am 27. Dezember 1831 stach die «HMS Beagle» vom englischen Plymouth aus in See. Es war der Start zur zweiten Vermessungsreise mit diesem Schiff unter der Leitung von Kapitän Robert FitzRoy. Ziel war es, die südamerikanische Küste zu vermessen und bestehende Seekarten zu verbessern. Mit an Bord: der 22-jährige Jungforscher Charles Darwin.

Während der fünf Jahre, die die Reise dauerte unternahm er zahllose Entdeckungsreisen, sammelte 1500 Präparate von Tieren und Pflanzen sowie 4000 Felle, Häute, Federn, Knochen, Fossilien und Steine. Die Eindrücke und Forschungen dieser Reise waren es, die Darwin auf seine alles verändernde Idee der Evolutionstheorie brachten.

«Die Fahrt der Beagle» ist das Reisetagebuch des grossen Forschers. Zum ersten Mal veröffentlicht wurde es 1839 unter dem Titel «Journal and Remarks». Eine reich bebilderte Neuauflage liegt nun in einer deutschen Übersetzung vor, ergänzt mit Einträgen aus dem Logbuch von Kapitän FitzRoy und Auszügen aus Darwins Hauptwerk «Die Entstehung der Arten».

Der Leser reist mit Charles Darwin um die Küste Südamerikas, welcher in der damals üblichen blumigen Sprache seine Eindrücke, Erlebnisse und wissenschaftlichen Beobachtungen in farbenreichen Details schildert. Im Klappentext als «wichtigstes Reisebuch der Weltliteratur» angepriesen, ist das Buch dank den vielen Bildern tatsächlich ein informativer und vergnüglicher Lesespass.

Darwin und die Feuerländer
Das Buch beinhaltelt allerdings auch dunklere Passagen, denn auch Darwin war ein Kind seiner Zeit. Das erkennt man zum Beispiel daran, wie selbstverständlich es für ihn war, Tiere abzuschiessen und mitzunehmen, um sie untersuchen zu können. Besonders schwer liest sich aber seine Beschreibung der Ureinwohner Feuerlands vom Stamm der Yaghan. «Ich hätte nie geglaubt, wie gross der Unterschied zwischen dem wilden und dem zivilisierten Menschen ist», schreibt Darwin. «Er ist grösser als zwischen wildem und domestizierten Tier, als beim Menschen ein grösseres Vermögen zur Besserung vorhanden ist.»

Und weiter seine Beobachtungen zum politischen System der Ureinwohner: «Die absolute Gleichheit unter den Einzelnen, welche die feuerländischen Stämme bilden, dürfte ihre Zivilisierung noch auf lange Zeit verzögern. [...] In Feuerland erscheint es so lange, wie kein Häuptling mit genügend Macht auftritt, um sich erworbene Vorteile wie domestizierte Tiere zu sichern, kaum möglich, dass sich der politische Zustand des Landes bessert. Gegenwärtig wird noch ein Stück Tuch, das man einem schenkt, in Fetzen zerrissen und an alle verteilt, und keiner kann reicher werden als der andere.» Aus heutiger Sicht könnte man wohl eher sagen: Hätten die durch weisse Siedler Anfangs des 20. Jahrhunderts eingeschleppten Krankheiten die Yaghan nicht fast vollständig ausgelöscht, hätte man von ihnen vielleicht noch einiges lernen können.

Trotz diesem bedrückenden Kapitel lohnt es sich auf jeden Fall, in «Der Fahrt der Beagle» in dieser schön gestalteten Ausgabe zu schmökern. Immerhin legten diese Aufzeichnung den Grundstein zu einer der bedeutendsten wissenschaftlichen Theorien unserer Zeit (mehr zur Evolutionstheorie können Sie hier lesen). Darwin selbst heiratete nach seiner Rückkehr in England seine Cousine Emma Wedgwood, zog aufs Land und lebte bis zu seinem Tod im Haus der Familie in Downe, südlich von London. Verreist ist er nie mehr.

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Charles Darwin: Die Fahrt der Beagle –
Darwins illustrierte Reise um die Welt

1. Auflage 2016 
Gebunden, 480 Seiten 
Verlag: Theiss, ca. 70 Franken 
ISBN: 978-3-8062-3391-9