Am Anfang sprechen nur Bilder. Bilder von einem Pferd in Grossaufnahme, mit scharrenden Hufen und wehender Mähne. Und Bilder von einem Mann mit einer Kopfverletzung. Noch ahnt der Zuschauer nicht, was es damit auf sich hat. Doch häppchenweise wird das Geheimnis gelüftet. Der junge Cowboy Brady Blackburn muss nach einem schweren Reitunfall seine Rodeo-Karriere an den Nagel hängen. 

Noch schlimmer als die schmerzhaften Folgen des Sturzes ist die Identitätskrise, in die Blackburn versinkt. Er versucht sich mit Gelegenheitsjobs abzulenken und als Pferdeflüsterer durchzustarten. Doch die Liebe zum Reiten lässt ihn einfach nicht los. Trotz körperlicher Einschränkungen und ärztlichem Verbot wagt sich der ehemalige Rodeostar in den Sattel und entschliesst sich, wieder bei einem Wettkampf anzutreten.

Die Hauptfigur spielt sich selbst
Das Drama «The Rider» besticht durch seine Gratwanderung zwischen anmutiger Schönheit und tragischer Realität. Auf der einen Seite erzeugen die wilde Landschaft und die ungezähmten Pferde South Dakotas eine Wildwest-Romantik aus dem Bilderbuch. Auf der anderen Seite ist der Schmerz der innerlich gebrochenen Hauptfigur Brady Blackburn geradezu spürbar. Bemerkenswert ist dabei, dass die Regisseurin Chloé Zhao auf Laiendarsteller gesetzt hat.

Und zwar nicht irgendwelche. Den Protagonisten Brady Jandreau entdeckte sie bereits 2014 zufällig bei Dreharbeiten in South Dakota. Als sie sein «empfindsames Gesicht» sah, stand für die Regisseurin fest, den jungen Cowboy als tragende Säule in ihrem nächsten Film einzubauen. Nur hatte sie noch keine Vorstellung, worum es gehen sollte. Das sollte sich auf tragische Weise ändern, nachdem Jandreau zwei Jahre später lebensgefährliche Verletzungen erlitt, als ein Pferd beim Rodeo auf seinen Kopf trat. Da das Drehbuch nur als Gerüst galt und Jandreau die Handlung mit eigenen Worten und Improvisationen ausfüllen durfte, willigte er ein. Zum Glück, dürften sich die meisten Zuschauer nach dem Kinobesuch denken.

«The Rider», Drama, 104 Minuten, Verleih: Cineworx GmbH, ab sofort im Kino.

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