Skurrile Geschichten scheinen ihn zu verfolgen: So sind eine fleischfressende Pflanze und ein indonesischer Käfer nach ihm benannt, der Trigonopterus attenboroughi. In seinem Garten fand man den Schädel einer ermordeten reichen Witwe, die 1879 von ihrer Hausdame getötet wurde. Und seit David Attenborough mit seinem Kamerateam einen Vogel der Gattung Leierschwanz im australischen Wald filmte – Leierschwänze sind dafür bekannt, Geräusche nachzuahmen, um Weibchen anzulocken – imitiert dieses Exemplar das Geräusch einer auslösenden Kamera. Am Sonntag (8. Mai) wird der beliebte britische Tierfilmer 90 Jahre alt.

Der jüngere Bruder des inzwischen verstorbenen Regisseurs und Schauspielers Richard Attenborough («Gandhi», «A Chorus Line») wurde durch seine preisgekrönten Natursendungen für die BBC bekannt: etwa die Entdeckungsreise «Terra Mater – Der Ursprung des Lebens» zu den Pionieren, die vor Jahrmillionen die Erde besiedelten, oder die Serie «Unser blauer Planet – Die Naturgeschichte der Meere».

Neue Kameratechniken
Seit fast 70 Jahren arbeitet David Attenborough beim Fernsehen, mal vor der Kamera, mal dahinter, mal als Manager, mal als Erzähler und Forscher. «Wir sind von der Natur abhängig für jeden Bissen Nahrung, den wir zu uns nehmen, und für jeden Atemzug» – das ist Attenboroughs Lebensmotto, und das versucht er seinen Zuschauern mit jedem Film nahezubringen.

Dafür entwickeln er und die Naturkunde-Redaktion der BBC, mit der er häufig zusammenarbeitet, die neuste Kameratechnik weiter, drehen dreidimensional und mit Drohnen. Seine aktuelle Sendereihe «Planet Earth II», eine Koproduktion zwischen BBC und ZDF, wird ultra-hochauflösend mit sogenannten 4K- und Hochgeschwindigkeits-Kameras gedreht, wie sie sonst nur für internationale Kinofilme üblich sind.

Naturfilme wie Thriller
Sir David Attenboroughs Filme sind aber auch deswegen so beliebt, weil er Naturfilme wie Thriller aus Hollywood erzählt, mit Einblicken ins Tierverhalten, wie sie noch nie zu sehen waren. Das wurde ihm 2011 vorgeworfen: Die britische Boulevardzeitung «Mirror» deckte auf, dass die bewegende Szene zwischen einer Eisbärin und ihren neugeborenen Jungen in der Serie «Eisige Welten» über die Polarregionen in einem Zoo inszeniert worden war. Der Filmemacher argumentierte: Er habe die Zuschauer darüber im Unklaren gelassen, um ihre Freude und die Atmosphäre nicht zu zerstören. Seiner Popularität hat das nicht geschadet.

Attenboroughs Energie hat auch im hohen Alter nicht nachgelassen – ob bei der Eröffnung eines Naturschutzgebiets oder im Kampf für den Erhalt der BBC. Im Januar antwortete er Twitter-Nutzern auf die Frage, ob er immer noch aufgeregt sei, wenn er Tiere entdecke: «Ja! Wenn ich mich nicht darüber freuen würde, würde ich mich besser mit einer Tasse Kakao in die Ecke verkrümeln!»

Selbst Prinz William outet sich als Fan und preist die Dokumentarfilme in einem BBC-Spezialprogramm zu Attenboroughs rundem Geburtstag als «beruhigend» und «Teil der nationalen Psyche». Attenborough sei nationales Kulturgut, so zitiert ihn die britische Zeitung «Express», und es sei sehr passend, dass er seinen 90. Geburtstag nur wenige Wochen nach der Königin feiere.