Briefmarken sammeln droht aus der Mode zu kommen. Kunststück, wo doch heute statt Briefen und Ansichtskarten mit Vorliebe Mails, SMS oder MMS verschickt werden. Die elektronische Post mag schneller sein, schöner ist immer noch ein hübsch frankiertes Couvert. Nach wie vor geben sich die Postverwaltungen rund um die Welt – nicht zuletzt die schweizerische – Mühe, immer wieder künstlerisch gelungene Marken drucken zu lassen. Wer mit der Lupe die kleinen Kunstwerke betrachtet, staunt über sorgfältig gestaltete Details und originelle Ideen der Entwerferinnen und Entwerfer.

Briefmarken sammeln wird aber dann besonders spannend, wenn man die Papierchen nicht nur der Reihe nach im Album unterbringt. Die sogenannten Motivsammler unter den Briefmarkenkennern interessieren sich auch für das jeweilige Thema, dem die Marke gewidmet ist. Sie forschen diesem Thema nach, auch weit über die kleine Welt der Briefmarke hinaus, fragen sich durchs Web und durch halbe Bibliotheken und stossen auf immer wieder neue Überraschungen. Die Informationen und Geschichten, die zu den Marken gehören, werden aufgeschrieben und mit den Marken zusammen auf einem oder mehreren A4-Blättern dargestellt (Rahmen sagen die Philatelisten, denn bei Ausstellungen werden die Blätter gerahmt gezeigt). Dabei ist Ideenreichtum gefragt, was alles zu dem gewählten Thema gehört, ohne dass die Sache ausufert.

Die Welt der Elstern, erklärt von Philatelisten
Wie eine solche Sammlung aussehen kann, sieht man an Briefmarkenausstellungen, wo die Rahmen dann hängen. Die Motivgruppe Ornithologie der deutschen Philatelisten hat auch ein paar besonders schöne thematische Sammlungen als Beispiele ins Web gestellt, die es mit jedem guten Sachbuch aufnehmen können (Hier geht's zur Website). Dort kann man zum Beispiel sehen, was es von den Briefmarken alles zum scheinbar einfachen Thema Elstern zu sagen und zu zeigen gibt. Mit Beispielen von Marken, Briefen und Stempeln aus aller Welt wird etwa erklärt, zu welcher Familie die Elstern gehören, aber auch, welche anderen schwarz-weissen Vögel eben gerade keine Elstern sind. Der Lebensraum der Elstern wird vorgestellt, ebenso die kulturelle Bedeutung – in manchen Ländern gelten sie als Glücksbringer und zieren entsprechend Glückwunschkarten. Dann geht es um die Lebensart und um die Bedrohungen der Elstern, alles ornithologisch korrekt erklärt und illustriert mit Briefmarken.

In Schränken und Estrichen schlummern noch Schätze für Briefmarkenfreunde
Eine Briefmarkensammlung lässt sich zu jedem beliebigen Thema anlegen, seien es Tiere, Pflanzen, Flugzeuge, Käse, Wein, Prominente, Schlösser, die Auswahl ist grenzenlos. Wer für sich selber oder für eine Ausstellung eine Präsentation erarbeiten will, beginnt am besten mit einem Plan, stellt dann die Objekte zusammen, recherchiert die Hintergründe dazu und gestaltet das Ganze schliesslich grafisch, wobei natürlich ein Textprogramm am PC nützlich ist und ein gutes Auge für Gestaltung. An den Ausstellungen wird von den Juroren neben der Auswahl und Qualität der Marken auch die Präsentation bewertet, ausserdem der Ideenreichtum bei der Bearbeitung des Themas. Ein Ornithologe wurde zum Beispiel besonders dafür gelobt, dass er auch echte Vogelfedern in seine Darstellung einbaute.

Auch wer nicht den Ehrgeiz hat, an Ausstellungen Preise zu gewinnen, kann sich anhand von Briefmarken gut in ein Thema vertiefen. Überraschende Entdeckungen sind fast immer zu machen. Wer die Sache ernst nimmt, schliesst sich einem Philatelistenverein an, was den Vorteil hat, dass man gute Ratschläge bekommt und Tauschgelegenheiten hat. Wer neben Zeit auch ein bisschen Geld in das Hobby investieren mag, kann fehlende Stücke zukaufen. Für Anfänger liegt aber mehr als genug Material in den Markensammlungen parat, die bei so vielen Familien vergessen in Schränken oder gar Estrichen schlummern.

 

Den eigenen Liebling auf Briefmarken verewigen

Ob es der Hund, ein preisgekröntes Huhn oder der Star des Aquariums ist, jedes Haustier hat die Chance, auf eine Briefmarke zu kommen. Die Schweizerische Post bietet jedermann die Möglichkeit, eigene Marken zu drucken. Der Dienst heisst Webstamp und besteht aus einem Programm, das den nötigen Strichcode druckt, der die Briefmarke gültig macht. Daneben kann der Kunde selber ein Bild platzieren. Bedingung ist, dass man sich bei der Post anmeldet und auf ein spezielles Konto ein Guthaben lädt, von dem dann die Portobeträge der ausgedruckten Marken abgebucht werden. Das Verfahren ist ziemlich einfach und erfordert neben der gängigen Computerausstattung keine besondere Ausrüstung. 
www.post.ch/webstamp