Plötzlich ging nichts mehr. Als die Foto- und Videoplattform Instagram vor zwei Wochen weltweit Störungen meldete, dürfte es dem einen oder anderen «German Roamer» kalt den Rücken hinabgelaufen sein. Kein Wunder, gehört das Social-Media-Portal doch zum liebsten Arbeitswerkzeug der jungen Outdoor-Fotografen. Ihnen und ihren Werken ist nun ein ganzes Buch gewidmet.

Wenn andere Party machen, sind die Roamers in Bergen und Wäldern unterwegs, stets auf der Suche nach neuen atemberaubenden Plätzen, verrät das Vorwort des Bildbandes «German Roamers – Deutschlands neue Abenteurer». Mit blumigen Worten beschreibt der Herausgeber, die Redaktion des DuMont-Reiseverlags, die Arbeit seiner Schützlinge: «Ihre Bilder der weiten Landschaften des Nordens Deutschlands verzaubern mit nachdenklichen Küstenansichten in gedecktem Blau, erzählen von Inseln, die Einsamkeit atmen und vom Meereshinterland, das windgestreichelt im zarten Morgennebel dämmert».

Was auf den ersten Blick nach einer Werbefloskel tönt, entpuppt sich bei der Ansicht des über 250 Seiten starken Bildbands als treffende Einordnung der Bilder, welche die Roamers machen. Doch sind sie nicht einfach nur auf der Jagd nach schönen Fotos, um danach wieder in die geheizte Stube im trauten Heim zurückkehren. Vielmehr verstehen sie ihre Aufnahmen als Erinnerungen an gelebte Abenteuer in der Natur, in der sie auch gerne übernachten. Oder, wie es im Vorwort des Buches weiter heisst, «diese in vollen Zügen erleben und geniessen».

Die Macht der Stille fühlen
Einer der Roamer aus dem vorliegenden Buch ist Johannes Höhn. Zu einer Aufnahme, die ihn – eine «German Roamers»-Fahne schwingend – auf einer Felsklippe zeigt, lässt er sich mit den Worten zitieren: «Viele wissen gar nicht, wie aufregend Deutschland sein kann». Für seinen Kollegen Lennart Pagel indes ist «das Foto ein Medium, um das Erlebte festzuhalten und mit anderen zu teilen», wie er im Vorwort zu seiner Bilderserie über Cuxhaven an der Nordsee festhält. Die Bilder sind äusserst stimmungsvoll. Der Betrachter kann die Stille regelrecht fühlen, die der junge Fotograf an diesem Ort so bewundert, während er seinen Blick aufs flache Land und übers Watt wandern lässt.

Das Buch «German Roamers» lädt aber nicht nur dazu ein, in der Schönheit der Landschaft zu versinken, sondern versteht sich auch als Anregung, sich den Roamers anzuschliessen und diese selber mit der Kamera einzufangen. Dazu gibt es hilfreiche Tipps und Tricks von den Profis, sowie ein Kapitel über Equipment, Kameraeinstellungen und den Einbezug von Wetter sowie Jahreszeit in die Reiseplanung.

Die Grundsätze des Fotografie? Über den Haufen werfen!
Autor Leo Thomas beispielsweise schreibt, dass es manchmal am besten ist, «die Grundsätze über Bildaufbau und die Dos und Don'ts der Fotografie zu erlernen und dann zu versuchen, das Ganze geschickt zu brechen.». Oft seien es nämlich die vermeintlichen Fehler in den Fotos, die diese besonders machen – ein Credo, das die Roamers konsequent verfolgen.

Wer sich auf ihre Bildwelten einlässt, muss daher entsprechend offen sein. Denn die Farbgebung, Ausschnitte und Effekte entfernen sich oft weit von der klassischen Fotografie. Dafür sind die Bilder umso stimmungsvoller und geben das Mysteriöse der Natur wieder. Und natürlich hat jedes Bild hat seine Geschichte. Im Kapitel «Tage wie diese – hinter den Kulissen» gewähren die Autoren Einblick in ihr Handwerk und erzählen aus ihrem Leben im Banne der Natur.

Jetzt, da das Buch erschienen ist, sind die darin vertretenen Roamers bereits wieder unterwegs, um neue Abenteuer zu erleben. Daher kann der gedruckte Band nur eine Momentaufnahme ihres Lebens und Wirkens sein, was seiner Eindrücklichkeit keinen Abbruch tut. Ihre neusten Bilder zeigen die jungen Outdoor-Fotografen bereits wieder auf Instagram: Die Plattform funktioniert längst wieder.

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«German Roamers – Deutschlands neue Abenteurer»: DuMont Reiseverlag, 2018,
257 Seiten ISBN 978-3-7701-8884-0
www.dumontreise.de