Ein Krake und eine Spinne begegnen sich. Acht Arme, acht Beine. Argwöhnisch beäugen sie einander. Du bist nicht wie ich – ich bin besser als du. Der Krake versucht, die Spinne mit seiner Kunst aus Tintenflecken zu beeindrucken. Die Spinne tut es ihm gleich und spinnt aus ihren Fäden gekonnt kleine Meisterwerke. Mit immer gewagteren Kunstwerken versuchen sich die Beiden zu übertrumpfen. Bis sie sich schliesslich gegenseitig portätieren und sich plötzlich mit anderen Augen sehen.

Zugegeben, im Alltag ist ein solches Szenario eher unwahrscheinlich. Eine Spinne und ein Tintenfisch werden wohl kaum je aufeinander treffen. Doch auch wir Menschen begegnen Fremdem allzu oft mit Misstrauen. Was wir nicht kennen, macht uns Angst, wir wollen davon nichts wissen, fühlen uns überlegen.

Plädoyer für Toleranz  
Mit wunderbar herzigen Bildern zeigt die französische Illustratorin und Autorin Anne-Caroline Pandolfo, dass es eben auch anders geht. Ihre Bildergeschichte ist eigentlich simpel – sie enthält aber dafür eine umso wichtigere Botschaft. 

Wie die Spinne und der Krake sind auch wir Menschen verschieden. Wir sehen anders aus, sprechen andere Sprachen, kommen aus anderen Kulturen. Doch diese Vielfalt ist nicht etwas das uns trennen, sondern viel mehr verbinden sollte. Pandolfo plädiert in ihrem Büchlein, an dem sich dank den gelungenen Illustrationen Kinder und Erwachsene erfreuen können, für Toleranz und Freundschaft statt Angst und Misstrauen.

[IMG 2]

Anne-Caroline Pandolfo: Die Tintenspinner
1. Auflage März 2016 
Gebunden, 32 Seiten 
mixtvision Verlag, ca. 14 Franken 
ISBN: 978-3-95854-051-4