Im November 2016 rief der Schweizerische Nationalfonds (SNF) Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Schweiz zum ersten Mal dazu auf, die besten Fotos und Videos von und über ihre Forschung einzureichen. 

Auch die vierte Ausgabe des SNF-Wettbewerbs für wissenschaftliche Bilder ist auf grosses Interesse gestossen. «Die erstaunlichen Werke vermitteln ein ganz anderes Bild der Wissenschaft, weit entfernt von den Klischees weisser Kittel, steriler Laboratorien und anonymer Forschenden», erklärt Nadine Wietlisbach, Direktorin des Fotomuseums Winterthur und Präsidentin der Jury des Wettbewerbs.

«Die eingereichten Werke zeigen die Vielfalt der Welt der Forschung», kommentiert Matthias Egger, Präsident des Nationalen Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). «Sie beleuchten weniger bekannte, aber wichtige Aspekte der Wissenschaft: Gespür für Schönheit, subjektive Ansichten und die Persönlichkeit der Forschenden.»

Überraschende, manchmal verwirrende Werke
Den ersten Preis in der Kategorie «Das Forschungsobjekt» erhielt eine Fotografie, auf der die Fusssohle eines Elefanten zu sehen ist. Die Aufnahme von Paulin Wendler, Doktorandin an der Universität Zürich, überzeugte die Jury durch den «ungewohnten Anblick, der uns zwingt, einen Gang zurückzuschalten», und die «feinen Linien, die einen starken Kontrast schaffen zu den Bildern, die wir uns sonst von diesen riesigen und schweren, fast archaischen Säugetieren machen».

In der Kategorie «Die Männer und Frauen der Wissenschaft» siegte ein Portrait von Kaan Mika, Doktorand an der Universität Lausanne, das «den gängigen Darstellungen von Forschenden im Labor widerspricht».

Anika König, Dozentin an der Universität Luzern, ist mit einer Aufnahme aus ihrem Forschungsprojekt über Leihmütter in der Ukraine die Gewinnerin in der Kategorie «Die Orte und Werkzeuge». «Die Stärke des Bildes liegt in der Abwesenheit des Objekts. Es zeigt, dass die Leihmütter in der Gesellschaft unsichtbar sind», begründet die Jury ihren Entscheid.

Mit einer kurzen Sequenz medizinischer Bildgebung setzt Peter von Niederhäusern, Doktorand an der Universität Basel, einen Legostein in Szene, was ihm den Gewinn in der Kategorie «Video» einbrachte. Die Jury erklärt, dass das Video «verwirrt und unseren Orientierungssinn durcheinander bringt» und «ein wunderbarer Beweis dafür ist, dass ein spielerischer und einfacher Film zum hohen Niveau von modernster Forschung beitragen kann.»

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Transparenz in der Wissenschaft. Gewinner der Kategorie «Video-Loop»:
Peter von Niederhäusern (Doktorand, EPFL).

 

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Digitaler prototypischer Embryo. Gewinner in der Kategorie «Video-Loop»:
Marvin Albert (Postdoc an der Universität Zürich).


Die Jury hat von den über 250 Werken, die in diesem Jahr eingereicht wurden, zudem sieben weitere ausgezeichnet.

Wissenschaft erzählen
«Es macht mir Freude, die Schönheit der Wissenschaft durch meine Aufnahme einem grösseren Publikum zugänglich zu machen», sagt Preisträger Kaan Mika, Biologe und autodidaktischer Fotograf. «Mit den Portraits meiner Kolleginnen und Kollegen will ich nicht nur die menschliche Seite der Forschung zeigen, sondern ihnen auch die Gelegenheit geben, zu erzählen, was sie im Labor wirklich machen.»

Die Werke der Kategorie «Video» sind dank der musikalischen Untermalung durch den Pariser DJ AamourOcean noch attraktiver. Er hat diese im Rahmen des Projekts «Météo Science Performance» des Produzenten Witold Langlois erstellt.

Die Bilder werden im kommenden Jahr an den Bieler Fototagen 2021 ausgestellt, da die Ausgabe 2020 aufgrund der Massnahmen gegen das Coronavirus verschoben wurde. In der Zwischenzeit werden die prämierten Werke vom 24. September bis am 4. Oktober 2020 vom Verein Eye on Science im Rahmen des Zurich Film Festival gezeigt. Dort wird auch die Preisverleihung stattfinden.

Wir zeigen die prämierten Bilder der ersten drei Kategorien in unserer obigen Bildergalerie. In diesen wurden fotografische Beiträge eingereicht, während sich in der Kategorie «Video-Loops» alles ums bewegte Bild drehte.