Die Zahl beeindruckt: Für mehr als 3,5 Milliarden Menschen ist Reis das Grundnahrungsmittel. Kein Wunder, dass viele Kulturen das Korn als göttliche Pflanze verehren. Passend dazu geht Adolf Fleischer vor dem Getreide in die Knie und mustert mit ein paar gezielten Handgriffen den aktuellen Entwicklungsstand seiner Pionierarbeit. Der Gärtnermeister vom Tropenhaus Wolhusen LU ist nämlich für die ersten Reisterrassen der Schweiz verantwortlich. «Wir können noch nicht sagen, wie erfolgreich wir mit dem Anbau sein werden, da wir nicht exakt die gleichen Bedingungen der tropischen Länder schaffen können, es ist auf jeden Fall ein sehr spannendes Projekt», sagt Fleischer mit Begeisterung in der Stimme.

Mit einem ähnlichen Enthusiasmus spricht Sämi Meyer über die Ausstellung «Heiliger Reis». Dem Leiter Marketing und Produkte im Tropenhaus geht es vor allem darum, Besucher auf die Themen Verbrauch und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Denn der Anbau von Reis hilft nicht nur bei der Ernährung von Menschen, sondern ist auch für einen erheblichen Teil der weltweiten Methanbildung verantwortlich. «Durch die Flutung von Reisfeldern entsteht ein sauerstofffreier Untergrund, in dem der Abbau von Biomasse das Treibhausgas freisetzt», sagt Meyer. Zudem brauche es beim herkömmlichen Nassreisanbau rund 5000 Liter Wasser für ein Kilogramm Reis. Das entspreche circa 40 Prozent des globalen Bewässerungswassers.

Lehrreicher Erlebnisweg
Die Antwort auf die problematische Ökobilanz lautet: «Alternate Wetting and Drying Method». Die sogenannte AWD-Methode kommt bereits in Teilen Indiens und Thailands zum Einsatz. Auch Fleischer und sein Team wenden sie an. «Dabei werden Reisfelder abwechselnd geflutet und trockengelegt», sagt der Botanikexperte. «So können bis zu 30 Prozent Wasser gespart und die Methanbildung um bis zu 40 Prozent verringert werden.» 

Ob diese Zahlen auch im Tropenhaus erreicht werden, sei zwar unsicher, doch einen Versuch sei es wert, findet Fleischer. Dafür scheute sein Gartenteam keine Mühe. Immerhin dauerte die Planungs-, Bau- und Wachstumsphase für die drei übereinanderliegenden Reisterrassen in Wolhusen ein halbes Jahr. Nun sollen darauf drei Sorten gedeihen: weis­ser, schwarzer und roter Jasminreis. «Optisch sind sie kaum voneinander zu unterscheiden, doch kulinarisch tun sie das sehr wohl», betont Fleischer. 

Wie, erfahren die Besucher auf dem Erlebnisweg an einer interaktiven Station, indem sie einen Knopf zu einer von zwölf Reissorten – weltweit gibt es übrigens über 8000 – drücken. Danach leuchtet auf einer Wand ein Fenster mit Informationen auf. Beispielsweise zum roten Jasminreis, ein Vollkornreis aus Südostasien, der sich für Trockenreisgerichte eignet. Etwa für das indonesische «Gado Gado». Ein Rezept dafür hat der renommierte Küchenchef des Tropenhauses, Andreas Halter, kreiert. Erhältlich ist dieses genau wie diverse exotische Reissorten im Shop des Tropenhauses. Bereits der Anblick der verschiedenfarbigen Körner macht Lust auf mehr. Reis ist eben nicht nur ein Grundnahrungs-, sondern auch ein Genussmittel. 

Die Ausstellung ist geöffnet von Mittwoch bis Sonntag, jeweils 9.30 bis 17.30 Uhr.

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