Plötzlich hörten wir ein Gequietsche, da waren schon drei Babys da», erzählt Andrea Fries aus Luzern. In kleineren und grösseren Abständen brachte ihre Hündin Mira elf Welpen auf die Welt, das dauerte insgesamt gute zehn Stunden. «Darunter war auch eine Totgeburt, welche Mira gleich aufgefressen hat. Sie hat alle Welpen selber abgenabelt und war wirklich sehr selbstständig.»

Zwar sei nach zwei Tagen der schwächste Welpe gestorben, dennoch liessen Andrea Fries und ihr Mann der Natur freien Lauf und die dreijährige Briard-Hündin eigenständig walten. «Und es klappt bis jetzt prima. Die neun Welpen nehmen jeden Tag zu und sind fit», freut sich die Hundebesitzerin.

Dass bei so vielen Welpen alles so reibungslos gelaufen ist, ist nicht selbstverständlich. Laut Susi Arnold, Tierärztin der Ennetseeklink für Kleintiere in Zug kann man zwar nicht pauschal sagen, wann es zu viele Welpen sind, ohne dass es Probleme bei der Geburt gibt. Dennoch: «Problematisch bei dieser Welpenzahl ist die enorme Milchproduktion. Das kann der Hündin sehr an die Substanz gehen.» Kommt eine Hündin nicht alleine damit zurecht, rät Arnold dazu, entweder zu schöppelen oder – insofern man es frühzeitig kommen sieht, auf eine Amme zurückzugreifen, «damit in der Phase der maximalen Milchproduktion ein Teil der Welpen ‹umplatziert› werden kann.» Eine Hundeamme findet man in Onlineforen.

Komplikationen
bei der Geburt

Aufgepasst bei Schwäche des Muttertieres (anhaltendes Stöhnen, Erbrechen, starke Blutungen, Zittern oder Fieber). Es empfiehlt sich, umgehend mit einer Tierärztin oder einem Tierarzt Kontakt aufzunehmen, wenn ...

 

> permanente Presswehen länger als 20 Minuten andauern.

> die Hündin vor Geburt des ersten Welpen einen grünlichen Scheidenausfluss hat.

> zwischen Fruchtwasserabgang und den ersten Welpen sowie zwischen zwei Welpen über zwei Stunden liegen.

Wichtig ist ebenfalls, dass ...

> jeder Welpe nicht länger als fünf Minuten sichtbar im Geburtskanal steckt.

> jedem Welpen seine Nachgeburt folgt.

Die Temperatur verrät es
Um die Hündin bestmöglich zu unterstützen, sollte man ihr bereits vor der Geburt eine bequeme Wurfbox einrichten. Ob sie regelmäs­sig vom Tierarzt untersucht werden sollte, darüber sind sich die Experten uneins. Während die Zoologin Arlette Niederer vom Schweizer Tierschutz STS dafür plädiert, warnt die Ennetseeklink vor dem Stress für das Tier und rät nur dann zu Arztbesuchen, wenn offensichtliche Anzeichen einer Geburtsstörung vorliegen würden. 

Da die Trächtigkeit zwischen 56 und 72 Tagen liegt, kann das grosse Ereignis mitunter überraschend kommen. Wer aber genau wissen will, wann es so weit ist, der misst. Und zwar ab dem 50. Tag zweimal täglich die Rektaltemperatur des Muttertieres. Während diese bis eine Woche vor der Geburt zwischen 38,5 und 39 Grad liegt, sinkt sie einen Tag vorher auf etwa 37 Grad ab. Nun wird die Hündin unruhig, dreht sich im Kreis, hechelt vermehrt und hat aufgrund der – noch unsichtbaren – Wehen Bauchschmerzen. Appetit hat sie nun kaum noch. Stattdessen erbricht sie sich gelegentlich. Steigt die Temperatur wieder an, steht die Geburt unmittelbar bevor und der Muttermund öffnet sich.

Sobald die Wehen den ersten Welpen in den Gebärmutterhals geschoben haben, beginnt die Austreibungsphase. Die Wehen verstärken sich und sind nun sichtbar. Fruchtwasser wird freigesetzt und nach spätestens einer Stunde gleitet der erste Welpe heraus. Bisweilen noch von Fruchthüllen umgeben, die die Mama öffnen muss, damit der Kleine atmen kann. Danach säubert sie ihn und beisst die Nabelschnur durch. Instinktiv leckt sie ihr Junges intensiv und regt damit wichtige Körperfunktionen wie Atmung, Kreislauf und Ausscheidung an. 

Meistens werden mehrere Welpen kurz nacheinander geboren. Dann kommt es zu einer Pause, die bis vier Stunden dauern kann. Nach zwölf Stunden sollten sämtliche Welpen und Nachgeburten draussen sein. Verzögerungen kommen laut Arnold häufig vor, wenn der hinterste Welpe tot ist oder quer liegt. Ein weiteres, bekanntes Problem, das eher bei kleineren Hündinnen auftritt, sei, dass die geburtsreifen Welpen zu gross seien und nicht durch den Beckenring passten. «Dieses Phänomen wird vor allem bei Einlingsträchtigkeiten beobachtet», sagt Arnold.

Ein eigener Garten muss schon sein
Wer denkt, die grösste Arbeit sei nun erledigt, der irrt. Nun geht es um die richtige Haltung, samt Pflege und Reinigung, und vor allem um die Sozialisierung der Welpen. Der STS empfiehlt dafür ab der vierten Lebenswoche ein sicheres Aussengehege, damit die Jungtiere «in einem geschützten, positiven Rahmen verschiedene Menschen, Tiere und Umweltsituationen kennenlernen. Nur so können die Hunde später entspannt mit den vielen Umweltreizen umgehen.»

Was aber, wenn man keinen eigenen Garten hat und trotzdem Welpen aufziehen möchte? Die beiden Expertinnen raten davon ab – auch wenn es bei kleineren Hunden theoretisch machbar wäre, insofern die Wohnung gross genug ist. Für Arlette Niederer vom STS ist das jedoch – aus oben genannten Sozialisierungsgründen – keine Option. 

 


 

Handaufzucht von Welpen
Mutterlose Hundewelpen von Hand aufzuziehen ist möglich – erfordert aber viel Geduld und einiges Wissen. Welpen sollten direkt nach der Geburt Kolostrum erhalten, das in der Muttermilch enthalten ist. Müssen sie durch den Menschen von Hand aufgezogen werden, sind vom Arzt verabreichte Antikörper eine Alternative. Als Ersatzmilch eignen sich spezielle Milchpulver, die mit warmem Wasser aufgelöst und alle zwei bis drei Stunden bei circa 37 Grad mit einem Gummisauger gefüttert werden. Je nach Grösse und Appetit trinken die Welpen zwischen 10 und 70 Milliliter.

Nachts kann man eine Pause von anfangs vier bis sechs, später sechs bis acht Stunden einlegen. Die Neugeborenen sollten täglich um etwa sechs Prozent zunehmen und so ihr Geburtsgewicht innerhalb von zwei Wochen verdoppeln. Läuft alles gut, steigert man die Fütterungsintervalle nach und nach auf vier Stunden. 

Futter und Wärme
Bis zum zehnten Lebenstag ist nach jeder Fütterung der Harn- und Kotabsatz anzuregen, indem man mit einem angefeuchteten Wattebausch die Afterregion und den hinteren Bauch massiert. Nach drei Wochen kann man die Milch zunehmend durch feste Nahrung ersetzen, etwa Welpenfertigfutter zu Brei verrührt. Zuerst ersetzt man so eine, dann zwei und ab der sechsten Lebenswoche drei der täglichen Milchmahlzeiten. 

Neben der richtigen Fütterung brauchen die Jungtiere vor allem Wärme. Besser geeignet als Wärmelampen sind elektrisch heizbare Wärmeschalen. Die Bodentemperatur sollte rund 30 Grad und die Raumtemperatur 20 Grad betragen. Bis zum Ende der dritten Lebenswoche kann die Bodentemperatur allmählich auf 24 Grad gesenkt werden.