Futterdummys fristen längst kein Schattendasein mehr. Schliesslich lassen die mit Futter oder Leckerli gefüllten Beutel selbst die Herzen vieler vierbeiniger Apportiermuffel höherschlagen. Doch der Einsatz eines Futterdummys in der Erziehung eines Hundes ist kein Allheilmittel. Zudem muss das Training erst langsam und nach ganz klaren Regeln aufgebaut werden, damit die Arbeit mit dem verführerischen Säckchen auch optimal klappt. Nur dann wird sich der gewünschte Erfolg einstellen. 

Dabei kann ein Futterdummy nicht nur der körperlichen und geistigen Auslastung des Hundes dienen, wie Patrizia Flace, SKN-Hundetrainerin aus Bülach ZH erklärt. «Er kann auch eingesetzt werden, um das Jagdverhalten eines Hundes in beherrschbare Bahnen zu lenken.» Der Vierbeiner darf den Beutel kontrolliert «jagen», soll ihn dann aber zum Menschen zurückbringen, der ihn schliesslich aus dem Beutel heraus belohnt. 

Ein Beutel festigt die Bindung
Und auch wenn es fast unmöglich ist, die Jagdleidenschaft bei ausgebildeten Jagdhunden oder jagdlich extrem ambitionierten Hunden aus dem Ausland wie beispielsweise Podencos ganz umzupolen, so fördert der Futterdummy so oder so die Bindung zwischen Mensch und Hund. Der Hund lernt, dass es sich für ihn im wahrsten Sinne lohnt, stets mit seinem Menschen Kontakt zu halten, indem er den Futterbeutel immer wieder zu ihm zurückbringt und belohnt wird. Auf diese Weise kann man sich auch für Hunde interessant machen, die bis jetzt als kleine Stinkstiefel durch die Welt marschiert sind. Stimmt die Chemie und die Vertrauensbasis zwischen Zwei- und Vierbeiner, ist die Arbeit mit dem Futterdummy bald spannender als das Anpöbeln von Artgenossen, Joggern, Fahrradfahrern oder Inlineskatern.

Für die Arbeit mit dem Futterbeutel ist es wichtig, dass der Hund auch Hunger auf den Inhalt hat. Es empfiehlt sich, dem Vierbeiner zumindest einen Teil der normalen Futter­tagesration über das Training mit dem Dummy zu geben. Dies ist ausserdem ratsam, damit der Hund nicht aufgrund übermässiger Leckerligaben ungesund aus der Form gerät. 

Der Hund soll stets den Eindruck haben, dass es sich um eine unerschöpfliche Futterquelle handelt.

Patrizia Flace
SKN-Hundetrainerin

Im Fachhandel gibt es Futterbeutel für die Verwendung von Nass- und von Trockenfutter. Man sollte unbedingt auf eine solide Verarbeitung des Säckchens, eine dem Hund angepasste Grösse und auf ein Material, das der Vierbeiner auch gerne in die Schnauze nimmt, achten. Minderwertige Billigprodukte weisen häufig schlechte Reissverschlüsse auf und zeigen Materialmängel, die keine hohe Strapazierfähigkeit gewährleisten.

Eine «unerschöpfliche» Futterquelle
Die Gewöhnung an den Futterbeutel erfolgt zunächst im ablenkungsarmen Zuhause, am besten mehrmals täglich in kurzen Sequenzen. Der Hundehalter setzt sich mit dem gefüllten Futterbeutel auf den Boden und macht ihn für den Hund interessant. Man zeigt dem Vierbeiner, dass im Beutel Leckerli enthalten sind, indem man ihm ein Futterbröckchen daraus gibt oder ihn selbst eines daraus fressen lässt. Danach wird er wieder verschlossen. «Der Hund darf den Beutel nie leer fressen», erklärt Flace. «Schliesslich soll er stets den Eindruck haben, dass es sich hierbei um eine unerschöpfliche Futterquelle handelt.» Am besten belegt man das Säckchen gleich mit einem bestimmten Signalwort wie «Dummy» oder «Beutel». 

In einem nächsten Schritt legt man den Beutel neben sich. Stupst der Hund diesen an oder nimmt er ihn gar auf, wird sofort gelobt und mit etwas Futter aus dem Beutel belohnt. Nimmt er ihn ins Maul, hält man umgehend eine Hand darunter und gibt das Kommando «Aus», damit der Vierbeiner den Beutel nun in die Hand fallen lässt. Tut er das, wird er wieder mit Leckerli aus dem Beutel heraus belohnt. «Dies wird so lange immer wieder mal in kurzen Sequenzen über den Tag verteilt geübt, bis der Hund verstanden hat, dass er auf Kommando hin den Futterbeutel aufnehmen und in die Hand seines Menschen abgeben soll», erklärt die Hundetrainerin.

Der Spass muss imer im Vordergrund stehen.

Patrizia Flace
SKN-Hundetrainerin

Klappt diese Übung zuverlässig, kann man den Beutel schon etwas weiter weglegen und den Vierbeiner zum Apportieren zu ihm schicken. Gerade für jagdlich ambitionierte Hunde sei die dafür erforderliche Impulskontrolle ein enorm wichtiges Training, so Flace. «Der Vierbeiner sollte zunächst so lange sitzen oder liegen bleiben, bis man ihm erlaubt, den Futterbeutel zu bringen.» Erst, wenn das «Bleib» perfekt funktioniert, kann man einen Schritt weitergehen und das Säckchen ein Stück weit wegwerfen. Durch das Fliegen der «Beute» wird der Anreiz noch grösser, sofort hinterherzurennen. Dies darf allerdings wiederum erst auf Kommando geschehen, sagt Flace. Damit sich der Hund nicht gleich mit dem geworfenen Futterbeutel aus dem Staub macht, befestigt man den Dummy am besten zunächst an einer langen Schnur. So behält man weiterhin den Zugriff auf den verlockenden Beutel. 

Der Fantasie keine Grenzen gesetzt
Klappt das Training im ablenkungsarmen Zuhause zuverlässig, ist es an der Zeit, rauszugehen. Dort werden die einzelnen Schritte erst wieder langsam aufgebaut. Im Freien kann es zudem hilfreich sein, den Hund zunächst an eine Schleppleine zu legen, um wirklich die Kontrolle über alle Übungsteilbereiche zu haben. Die Schleppleine wird später allmählich wieder abgebaut. 

Wenn das Training selbst im Freien optimal funktioniert, sind der Fantasie für die spielerische Arbeit mit dem Futterdummy kaum Grenzen gesetzt. Man kann den Hund zuschauen lassen, wo man den Dummy deponiert oder den Beutel unbeobachtet in der Wohnung verstecken und suchen lassen. Und auch im Freien kann man den Vierbeiner in bestimmten Ecken, unter anderen Gegenständen oder etwas erhöht in Zweigen und so weiter suchen lassen. Der Futterbeutel bietet somit viele verschiedene Möglichkeiten, einen Hund zu beschäftigen und auszulasten. 

Doch Flace mahnt auch zur Vorsicht: Nicht jeder Hund sei für die Arbeit mit dem Futterdummy zu begeistern und der Vierbeiner dürfe nicht dazu gezwungen werden. «Der Spass muss immer im Vordergrund stehen.» Hunden, die nicht gerne apportieren, könne man stattdessen eine Fährte legen, an deren Ende sich der Futterbeutel befindet, aus dem heraus dann belohnt wird.