Als Denise Karp 2013 ihre Doktorarbeit mit Feldhasen beginnen wollte, stiess sie auf ein grosses Problem: Die seltenen Tiere stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten der Schweiz und sind äusserst schwer zu finden. Karp wollte untersuchen, warum die meisten Junghasen die ersten Lebenswochen nicht überleben und plante, die Tiere mit Radiosendern auszustatten. Doch die Jungen in einer unübersichtlichen Landschaft aufzuspüren, stellte eine erhebliche Herausforderung dar. Schliesslich kam Karp auf die Idee, ihren Hund zur Suche der Feldhasenjungen einzusetzen. Hunde haben aussergewöhnlich feine Nasen, die in der Lage sind, feinste Duftmoleküle zu erkennen und deren Quelle aufzuspüren. Dank dieser Unterstützung konnte Karp ihre Doktorarbeit erfolgreich abschliessen.

Gründung von «Artenspürhunde Schweiz»

Aufgrund des grossen Erfolgs gründete Denise Karp zusammen mit der Biologin Jelena Mausbach die Organisation «Artenspürhunde Schweiz» und holte die Hundetrainerin Marie-Sarah Beuchat mit ins Boot. Seit 2013 bilden sie gemeinsam Hundehalter darin aus, mit ihren Vierbeinern verschiedene Tierarten aufzuspüren. Diese Arbeit ist nicht nur für Forschungsprojekte nützlich. Derzeit werden auch Hunde ausgebildet, um Wildschweinkadaver zu suchen. Im Auftrag des Veterinäramts Aargau sollen die Hunde in Zukunft helfen, kranke und verendete Wildschweine zu finden, um die Afrikanische Schweinepest (ASP) frühzeitig zu erkennen und umliegende Schweinehöfe zu schützen.

Ausbildung zum Wildschweinsuchhund

Kjell, der Nova Scotia Duck Tolling Retriever von Denise Karp, ist Teil des Wildschweinprojekts. Der vier Jahre alte Rüde ist bereits in der Ausbildung zum Rettungshund und sucht professionell nach Menschen und ihren Gegenständen. Die Suche nach Wildschweinen erfordert ähnliche Fähigkeiten: Der Hund muss auf einer grossen Fläche Witterung aufnehmen und das Tier finden. Mithilfe einer Tasche, die einen Wildschweinkadaver imitiert, lernt Kjell, wonach er suchen muss. Nach erfolgreicher Suche signalisiert er den Fund durch das Bringsel, ein kleines Anhängsel an seiner Weste, das er zurück zu Karp bringt. Im unwegsamen Gelände ist es effektiver, den Hund alleine suchen zu lassen, und ihn erst zu folgen, wenn er etwas gefunden hat.

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Technische Unterstützung und Sicherheitsvorkehrungen

Kjell trägt an seiner Weste nicht nur das Bringsel, sondern auch eine Glocke und einen GPS-Sender, sodass Denise Karp ihn auch ohne Sichtkontakt lokalisieren kann. Sobald Kjell das Ziel gefunden hat, legt er sich mit etwas Abstand neben die Tasche, die den Wildschweinkadaver darstellt. Die Hunde werden so ausgebildet, dass sie nicht direkt mit dem Ziel interagieren, um mögliche Gefahren zu vermeiden. Obwohl Hunde nicht an der Afrikanischen Schweinepest erkranken können, ist es wichtig, dass sie Abstand halten, um andere Krankheiten zu vermeiden und eine mögliche Virusübertragung zu verhindern.

Einsatz bei invasiven Arten

Kjell hat seine Fähigkeiten bereits im Schildkrötenprojekt unter Beweis gestellt. Exotische Rotwangen- und Gelbbauch-Schmuckschildkröten, die in der Schweiz als Haustiere gehalten werden, gefährden die einheimischen Europäischen Sumpfschildkröten, wenn sie in natürliche Gewässer ausgesetzt werden. Die Nester dieser invasiven Arten zu finden, ist schwierig, da Schildkröten ihre Eier vergraben. Hier kommen die feinen Nasen der Hunde ins Spiel. Kjell hilft, die Gelege zu finden, damit die Eier zerstört werden können, bevor die jungen Schildkröten schlüpfen und die einheimische Art weiter verdrängen.

Flexibilität im Einsatzgebiet

Laut Marie-Sarah Beuchat kann man Hunde prinzipiell auf nahezu jeden Geruch trainieren, sei es für die Suche nach Menschen, Drogen, Tieren oder Pflanzen. Allerdings kann es für Hunde, die bereits im Mantrailing ausgebildet sind, schwieriger sein, sich auf neue Gerüche zu konzentrieren, da sie oft dazu neigen, der menschlichen Spur zu folgen, die während des Trainings hinterlassen wird. Dennoch gibt es keinen Konflikt mit anderen Hundesportarten wie Agility oder Obedience, die sogar förderlich für die Ausbildung zum Artenspürhund sein können. Wichtig ist, dass der Hund gut gehorcht und das Team harmoniert – dann kann jeder Hund ein Artenspürhund werden.