Klimawandel
Erster Klimakippunkt überschritten: Die Hoffnung für die Rettung der Korallenriffe schwindet
In einem Bericht, der am 13. Oktober 2025 veröffentlicht wurde, gehen internationale Klimaforschende davon aus, dass der erste Klimakipppunkt überschritten ist: Das Absterben zahlreicher tropischer Korallenriffe sei nur noch «unter grössten Anstrengungen» verhinderbar.
Ein Klimakipppunkt ist eine Schwelle im Erdsystem, bei deren Überschreiten ein plötzlicher, oft unumkehrbarer Wandel einsetzt. Das bedeutet: Wenn bestimmte Temperaturen, CO₂-Konzentrationen oder andere Bedingungen erreicht werden, kippt ein Teil des Klimasystems in einen neuen Zustand, der sich selbst verstärkt – auch wenn die Ursache, beispielsweise Treibhausgase, später wieder abnehmen.
Diese Klimakipppunkte wurden im Global Tipping Points Report (GTPR 2025) umfassend untersucht. Zu den Kipppunkten gehört unter anderem das Absterben der Korallenriffe in tropischen Breiten. Die Sterblichkeit der Korallen, die aufgrund wiederholter Massenbleichen eintrat, bezeichnet die Goethe-Universität in Frankfurt am Main (D) als «beispiellos».
Die aktuelle Erderwärmung von etwa 1,4 °C liegt oberhalb ihres thermischen Kipppunkts, den Wissenschaftler mit etwa 1,2 °C abschätzen. Selbst im unrealistischen Fall, dass die Erwärmung bei 1,5 °C stabilisiert werden könnte, sei die Wahrscheinlichkeit äusserst hoch, dass die Riffe kippen werden, so der GTPR 2025. Viele der Korallen würden dauerhaft verloren gehen, wenn die globale Temperatur nicht wieder auf 1 °C oder weniger sinkt. Je länger diese Temperatur überschritten bleibt und je stärker sie überschritten wird, desto unwahrscheinlicher sei es, dass sich die Riffe wieder erholen werden.
«Tragödie für die Menschen»
Dr. Mike Barrett, wissenschaftlicher Chefberater bei WWF-UK und Co-Autor des Berichts, sagt dazu: «Dass Warmwasser-Korallenriffe ihren thermischen Kipppunkt überschreiten, ist eine Tragödie für die Natur und die Menschen, die auf sie angewiesen sind. Diese Situation muss ein Weckruf sein. Die Lösungen liegen in unserer Reichweite. Länder müssen den politischen Mut zeigen, zusammenzuarbeiten und diese Lösungen zu erreichen.»
Weiter geht der Bericht davon aus, dass auch Teile der polaren Eiskappen möglicherweise bereits Kipppunkte überschritten haben. Ihr weiteres Schmelzen könnte zu einem irreversiblen Anstieg des Meeresspiegels um mehrere Meter führen.
Der Bericht, der von 160 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 87 Institutionen in 23 Ländern verfasst wurde, zeigt aber auch: geeignete Massnahmen können «positive Kipppunkte» auslösen und zu einer sicheren und nachhaltigeren Zukunft beitragen. Das Ziel bleibt, die Erderhitzung bei +1,5°C zu stoppen.
Botschafter André Corrêa do Lago, designierter Präsident der COP30 in Brasilien, sagt dazu: «Ich begrüsse den Global Tipping Points Report als hoffnungsvollen und nüchternen Beweis dafür, dass die Menschheit sich noch immer entscheiden kann, sich zu verändern und in Richtung einer sicheren, prosperierenden und gerechten Zukunft zu entwickeln.»
Bitte loggen Sie sich ein, um die Kommentarfunktion zu nutzen.
Falls Sie noch kein Agrarmedien-Login besitzen:
Jetzt registrieren