Etwas mulmig sei ihr schon zumute gewesen, als das Flugzeug zum Start ansetzte, sagt Claudia Rohrer aus Hergiswil NW. Nicht weil sie Flugangst hätte, der Grund für ihre Unruhe sass eine Etage tiefer im Frachtraum: ihr Sheltie-Rüde Disney. Nach einem Zwischenstopp in Athen konnte Rohrer in Kreta wieder aufatmen: Disney hatte die Reise gut überstanden, war ruhig und wohlauf. Genauso wie Pugshire Rose. Sie schlief während des Flugs von Zürich nach Amsterdam sogar, so entspannt war die Hündin von Raffaela Heusser aus Pfäffikon SZ. Im Gegensatz zu Disney durfte Rose in der Passagierkabine mitreisen, verstaut in einer Box unter Frauchens Sitz. 

Geschichten von Hunden, die ihre Herrchen oder Frauchen im Flugzeug begleiten, sind längst keine Seltenheit mehr. Zwar gibt es immer noch Fluggesellschaften, die keine Hunde mitführen wie beispielsweise Ryanair. Bei den meisten Airlines sind Hunde jedoch gern gesehene Gäste. Alleine die Lufthansa, Deutschlands grösste Fluggesellschaft, transportiert jährlich 12'000 Hunde.  

Wer seinen Hund im Flugzeug mitnehmen will, muss einiges beachten. Je nach Zielort herrschen unterschiedliche gesetzliche Bestimmungen, was die Ein- und Ausfuhr sowie die nötigen Impfungen und Gesundheitstests angeht. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) bietet dazu online einen Fragebogen an, bei dem man je nach Hund und Reisedestination die entsprechenden Informationen erhält. 

Kleine Hunde oben, grosse unten
In gewisse Länder können Hunde ausschliesslich als Fracht transportiert werden. So zum Beispiel nach Irland, Grossbritannien, Kenia, Südafrika, Hongkong und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Tiertransporte nach Indien sind sogar grundsätzlich verboten. In alle anderen Länder können Hunde bei den meisten Fluggesellschaften in der Passagierkabine mitfliegen. Dies wenn sie zusammen mit der Transportbox nicht mehr als acht Kilogramm wiegen, wie das bei Pugshire-Dame Rose der Fall war. Heusser konnte Rose in ihrer geliebten Tragtasche mit ins Flugzeug nehmen, die sie schon von Zugreisen her kannte.

Schwerere Exemplare dürfen einzig mit Air Berlin in der Kabine mitreisen – mit einem Maximalgewicht von zehn Kilogramm inklusive Box. Dabei müssen jeweils die Vorschriften zur Grösse und Beschaffenheit der Transportboxen berücksichtigt werden. Alle anderen Hunde, die mehr auf die Waage bringen, wie Rohrers Sheltie beispielsweise, müssen mit dem Frachtraum vor­lieb­nehmen. Auch hier gibt es Richtlinien zur Grös­se der Transportboxen. Rohrer hat sich eine Flugbox gekauft, damit sich Disney daran gewöhnen konnte. 

Oftmals sind maximal zwei Hunde pro Flug erlaubt und das Kontingent schnell aufgebraucht. Eine frühzeitige Anmeldung lohnt sich. Auch der Preis für das Flugticket des Hundes sollte früh genug abgeklärt werden. Reist der Hund in der Kabine mit, muss bei Swiss mit 60 Franken auf Europa- und 90 Franken auf Interkontinental-Reisen gerechnet werden. Bei der Mitreise im Frachtraum belaufen sich die Kosten je nach Grös­se der Transportbox zwischen 120 und 360 Franken. Bei anderen Fluggesellschaften wie Lufthansa, Finnair oder Air Berlin sind die Preise ähnlich.

Nicht jeder Hund kommt mit dem Lärm, den Wartezeiten, der Hektik und der ungewohnten Umgebung bei Flugreisen klar. Viele Hundehalterinnen und -halter haben deshalb Bedenken, ihr Tier im Flugzeug mitzunehmen. Zumal auch immer wieder Schreckensmeldungen die Runde machen, denen zufolge Hunde eine Flugreise nicht überlebt hätten. Tatsächlich sind laut dem Airline Animal Incident Report auf Flügen von amerikanischen Airlines im vergangenen Jahr 244 Hunde gestorben, 160 verletzt worden und 13 verloren gegangen. Wie hoch die Zahlen in Europa sind, ist unbekannt. 

Keine Beruhigungsmittel
Oftmals ist Sauerstoffmangel oder die Temperatur Schuld am tödlichen Ausgang eines Fluges für den Hund. Dies zum Beispiel, wenn die Tiere bei extremer Kälte oder Hitze auf dem Rollfeld aufs Einladen warten müssen, weil der Flug Verspätung hat. Aus­serdem stehe in den Frachträumen nur begrenzt Sauerstoff zur Verfügung, schreibt die Tierschutzorganisation Peta. Sie rät deshalb zwingend davon ab, den Hund mit auf Flugreisen zu nehmen. 

Die Fluggesellschaften hingegen beteuern, das Beste zum Wohl der Tiere zu unternehmen. So hält die Swiss fest, dass heutzutage die Laderäume von Lang- und manchen Kurzstreckenflugzeugen mit speziellen Klimaanlagen ausgestattet seien, die es dem Piloten ermöglichen, verschiedene Bereiche unterschiedlich stark zu heizen. Ausserdem seien die Passagierkabine und der Laderaum dem gleichen Druck ausgesetzt. 

Die Fluggesellschaft weist jedoch auch darauf hin, dass den Hunden vor dem Flug keine Beruhigungsmittel verabreicht werden sollten. Dies auf Anraten des Grenztierarztes und der International Air Transport Association, der Dachorganisation aller Fluggesellschaften. Meist würden die Beruhigungsmittel den Blutdruck senken, der ohnehin in grossen Höhen fällt. Kreislaufzusammenbrüche könnten die Folge sein. 

Bei Raffaela Heusser und Claudia Rohrer ist zum Glück alles gut gegangen. Sie würden wieder mit ihren Hunden auf Flugreisen gehen; Rohrer jedoch nur bei längeren Aufenthalten und Heusser nur bei Flügen mit einer Dauer von maximal drei Stunden. So muss jeder Hundehalter für sich entscheiden, ob er seinem Liebling einen Flug zumuten kann oder nicht. Mit der entsprechenden Vorbereitung steht dem gemeinsamen Flug nichts im Wege.