Mit ihrem Besitzer in einem Bett zu schlafen, ist der Traum vieler Hunde. Die Tierärztin und Tierpsychologische Beraterin Nadja Berger von Pfotenpsychologie in Gossau ZH kennt den Grund. «Der Hund ist ein Rudeltier und schläft entsprechend gerne bei seinem Rudel.» 

Ist der Besitzer mit der Situation zufrieden und der Hund dafür geeignet, spricht in Bergers Augen nichts gegen ein Co-Schlafen – solange gewisse Punkte beachtet werden. «Es sollte Einigkeit im Haushalt darüber herrschen. Heute ja und morgen nein zum Bett, ist für den Hund schwierig zu verstehen.» Mit kleinen Malheurs sollten Hundebesitzer locker umgehen können, gibt Berger zu bedenken. «Denn selbst super erzogene, längst stubenreine Hunde können im Bett Urin verlieren oder sich erbrechen. Dafür darf der Hund dann nicht bestraft beziehungsweise aus dem Bett verbannt werden.» 

Der Hund ist ein Rudeltier und schläft entsprechend gerne bei seinem Rudel

Nadja Berger
Tierärztin und Tierpsychologische Beraterin

Pro und Kontra für Hund und Halter
Ferner sollten sich Halter der möglichen Gefahren des Co-Schlafens bewusst sein, so die Expertin. «Unsere Hunde lassen natürlich im Bett je nach Rasse mehr oder wenige Haare liegen. Zudem haben Zecken im Bett einen sehr direkten Zugang zum Wirt Mensch und können Krankheiten wie FSME und Borreliose übertragen.» Flöhe würden laut der Expertin im Bett gleichfalls rascher auf den Besitzer überspringen. Sie empfiehlt deshalb eine regelmässige Entwurmungskur sowie Parasitenprophylaxe und den Hund im Bett auf einer separaten Decke schlafen zu lassen.

Gesund ist es obendrein. «Eine Matratze, die gut für uns Menschen ist, ist natürlich auch für Hundegelenke eine Wohltat.» Der Mensch kann sogar noch mehr gesundheitliche Vorteile aus dem Co-Schlafen ziehen. So wirkt der Hund im Bett gleich doppelt schmerzlindernd. Laut Studien können Schmerzpatienten neben ihrem Hund meist besser entspannen, woraufhin sich verkrampfte Muskeln lockern. Überdies wird beim Körperkontakt mit dem Hund das schmerzlindernde Glückshormon Serotonin ausgeschüttet. Beim Kuscheln mit dem Vierbeiner sinkt ausserdem der menschliche Blutdruck und es werden weniger Stresshormone sowie Adrenalin ausgeschüttet.

Christy L. Hoffmann, US-Professorin für Tierverhalten, stellte noch zwei weitere Vorteile fest, als sie knapp tausend amerikanische Hundehalterinnen zum Thema befragte: Zum einen schafft der Hund im Bett ein Gefühl von Sicherheit, bekommt doch zumindest er sofort mit, ob etwas Ungewöhnliches im Haus passiert. Zum anderen stört er den Nachtschlaf weitaus seltener als der menschliche Partner. Für den Sicherheitseffekt ist es laut Forschern der US-Mayo-Schlafklinik allerdings ausreichend, dass der Hund neben dem Bett schlummert. Singles zumindest schlafen dann sogar noch ein Stück besser.

Auch wenn die meisten Hunde das gemeinsame Nachtlager schätzen, ist nicht jeder dafür geeignet. Im Schlaf aktive oder permanent Platz einfordernde Vierbeiner können anstrengend sein. Manchmal ist die Grösse ein Hindernis – wie bei Tierärztin Nadja Berger daheim. «Mit einem Deutschen Schäferhund und einem Toller würde es wirklich eng. Meine zwei Hunde haben daher je ein Körbchen im Schlafzimmer, dürfen aber nicht ins Bett.»

Nicht jeder Hund will ins Bett
Andere Hunde wiederum gehören schlichtweg nicht ins Bett. So ist bei Hunden, die ein starkes Territorial- und Ressourcen-Bewachen zeigen, besondere Vorsicht geboten, warnt die Tierexpertin. «Wenn der Hund entscheidet, wer neben ihm ins Bett darf, wird es in der Familie schnell ungemütlich.» 

Wenn der Hund entscheidet, wer neben ihm ins Bett darf, wird es in der Familie schnell ungemütlich.

Nadja Berger
Tierärztin und Tierpsychologische Beraterin

Bei Welpen hingegen rät Berger zu einer Grundsatzentscheidung. «Oft wird der Welpe mit ins Bett genommen, da er durch den nahen Kontakt zum Menschen ruhiger schläft. Falls der Hund jedoch später nicht mehr ins Bett soll, ist es sehr viel schwieriger, ihm das Bett wieder abzutrainieren, als ihm von Anfang an beizubringen, dass das Bett tabu ist.» Sehr alte respektive kranke Tiere schlafen ebenfalls meist besser separat, denn sie können bei plötzlichen Berührungen eventuell Schmerzen verspüren. «Grundsätzlich sollten natürlich Allergiker ihre Hunde nicht mit ins Bett nehmen. Das gilt ebenso für Besitzer, die ihren Hund nicht gut kennen oder einschätzen können.» Das Bett von Kleinkindern ist ebenfalls tabu für den Hund. 

Natürlich gibt es Fellnasen, die gar nicht im Bett ihres Besitzers schlafen wollen. «Unsere Haushunde sind eben alle Individuen, und einige haben eher ein unabhängigeres Wesen», sagt Berger. Häufig wird es einem Hund im Bett auch zu warm. Dem Hundeschlaf tut das Schlafen neben dem Bett übrigens keinen Abbruch. Laut entsprechenden Messungen der Mayo-Schlafklinik ist die Schlafqualität von erwachsenen Hunden in und neben dem Bett gleich.