Häufig bemerken die Besitzer nicht einmal, dass ihr Hund stinkt, da sie sich an den Geruch gewöhnt haben», sagt Veterinärmedizinerin Claudia Nett-Mettler aus dem Kanton Zug. Laut der Spezialistin für Dermatologie riecht jeder nasse Hund – ob nach einem Bad im See oder einem Spaziergang durch den herbstlichen Regen. «Aufgrund des Kontaktes mit Wasser werden die von Mikroorganismen produzierten Stoffwechselprodukte freigesetzt.» Dadurch entsteht der typisch ranzige Geruch des nassen Fells. Sobald der Hund trocken ist, verschwindet der Gestank. 

Bei höheren Temperaturen und Feuchtigkeit können sich diese Mikroorganismen übermässig vermehren. Der Hautgeruch wird stärker. Gerade Hunde mit dichter Unterwolle oder langem Fell tendieren vermehrt zum Stinken, sobald sie häufig baden gehen. «Durch die ständige Nässe in Kombination mit der höheren Umgebungstemperatur kommt es zu einem feuchtwarmen Klima auf der Haut, welches Bakterien und Hefepilzen einen idealen Nährboden bietet», erklärt Nett-Mettler.

Gründe so vielfältig wie Rassen
Riecht der Vierbeiner allerdings im trockenen Zustand und ohne sich im Mist gewälzt zu haben streng, ist Ursachenforschung angesagt. «Schlechter Körpergeruch ist ein Zeichen eines gesundheitlichen Problems», warnt die Tierdermatologin. Neben chronischem Durchfall, Erkrankungen der Scheide mit geruchsintensivem Ausfluss, Urininkontinenz, allergischer Dermatitis und parasitären Hautinfektionen sind zum Beispiel Hautfaltenentzündungen ein häufiger Grund für starken Körpergeruch. Nicht nur Rassen mit ausgeprägten Hautfalten wie der Shar-Pei sind hierfür anfällig. «Auch sämtliche kurznasigen Hunde wie Mops, Bulldogge, Pekinese, aber selbst Cocker Spaniel leiden oft unter geruchsstarken Hautproblemen», sagt Claudia Nett-Mettler.

Oft kommt der unangenehme Geruch aus Maul oder Ohr. Nicht immer muss dies gleich ernste Ursachen haben. So können Speisereste in den Lefzen – insbesondere bei Rassen mit ausgeprägten Lefzenfalten wie dem Cocker Spaniel – festsitzen und Gestank auslösen. Bei ständigem unangenehmen Maulgeruch ist eine Vorstellung beim Tierarzt angebracht. Laut der Tierärztin stammt übler Mundgeruch zumeist von Zahnfleischentzündungen oder -wucherungen, faulen Zähnen oder Tumoren in der Maulhöhle. Andererseits kann Mundhöhlengeruch ein Hinweis auf ernste Erkrankungen wie Magenprobleme, chronische Nierenerkrankung oder einen entgleisten Diabetes mellitus (Ketoazidose) sein.

Ebenfalls vom Tierarzt abgeklärt werden sollten Hautrötungen im Ohr oder dunkles Ohrenschmalz, da diese nicht nur eine gern übersehene Geruchsquelle sind, sondern leicht chronisch werden können. Selbst Schweissfüsse können Grund für muffeligen Geruch sein. «Manche Hunde zeigen eine übermässige Schweissproduktion der Schweissdrüsen an den Pfoten. Dies kann selbst bei ansonsten gesunden Hunde zu ranzigem Pfotengeruch führen», sagt Nett-Mettler.

Hingegen meist harmlos ist der stechende Geruch, den Hunde mithilfe ihrer Analbeutel verteilen. Bei kleinen Problemen helfe der Hund sich selber: «Er leckt sich dann vermehrt am Anus oder fährt auf dem Hinterteil Schlitten», sagt die Expertin. Besteht der Geruch weiterhin, könnten ausserdem Fisteln, Tumore oder Entzündungen des Analbeutels dahinterstecken.

Ernährung spielt keine Rolle
Im Gegensatz zur landläufigen Meinung beeinflusst die Ernährung die Duftaussonderungen unserer Vierbeiner nicht, wie Nett-Mettler betont. «Hautgeruch ist unabhängig von der Futterquelle.» Lediglich eine Überempfindlichkeitsreaktion auf Futter bilde eine Ausnahme. «Hunde mit einer Futterunverträglichkeit oder -allergie tendieren jedoch nicht zu Hautgeruch, sondern zu starker Flatulenz.» Die Dermatologin rät in einem solchen Fall zu einem Futterwechsel.

Grösstenteils sind es die älteren Hunde, die starken Geruch entwickeln. Die Hautgesundheit nimmt im Alter leider generell ab. Die Hautbarriere wird schwächer. «Dadurch kommt es zu höheren Konzentrationen an Hefen und Bakterien auf der Haut und damit auch zu mehr Geruch», sagt die Veterinärin und erinnert daran, dass mit dem Alter ebenfalls das Risiko für systemische Erkrankungen, schlechte Zähne und Maulhöhlenerkrankungen steige.

Besiegelt ist ein stinkendes Schicksal indes nicht. «Jeder Hundehalter kann etwas dagegen unternehmen.» Nett-Mettler rät, abhängig von der Ursache oder bei unklaren Gründen einen Tierarzt aufzusuchen. Stamme der schlechte Geruch von der Haut, helfe häufiges Shampoonieren. «Das allerdings nur mit desinfizierenden oder antifungalen Inhaltsstoffen, die Bakterien und Hefepilze auf der Haut abtöten und so den Körpergeruch vermindern», sagt Nett-Mettler. Fast immer würden Sauberkeit und Hygienekontrollen schon ausreichen, um üblem Geruch vorzubeugen. «Regelmässige Fellpflege ist generell wichtig. Vor allem Hunde mit dichter Unterwolle und langem Fell sollten stets gut getrimmt und ausgekämmt werden.» Bei einem extrem badefreudigen Hund mit starker Unterwolle rät die Dermatologin allerdings dazu, das Fell im Sommer am besten kurz zu scheren.