Fasern setzen sich aus Verbindungen der Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff zusammen. Dabei ist mengenmässig die Zellulose in der Fraktion am wichtigsten. Der Abbau von Zellulose ist bei den Säugetieren nur über Mikroorganismen möglich; auch beim Kaninchen.

In der Futtermittelanalytik greift die Labortechnik auf das Weender-System zurück, das im 19. Jahrhundert zur Bestimmung der Nährstoff-Fraktionen geschaffen wurde. Die Fütterungs- und Ernährungslehre baut heute weltweit darauf auf. Das System wurde verfeinert, um aus den Nährstoff-Fraktionen wie beispielsweise Rohprotein, Rohfaser, Rohfett und den stickstofffreien Extrakten schliesslich den Energiegehalt einer Futtermittel-Komponente zu berechnen.

Um die Werte einer Futtermittel-Komponente zu kennen, müssen Proben einem Labor geschickt werden. Umfangreiche Tests nach Weender liefern die Werte. Um für eine Datenbank verlässliche Zahlen zu erhalten, werden viele Proben ausgewertet und Durchschnittswerte ermittelt. Der Anteil der stickstofffreien Extrakte (NfE) und die Rohfasern sind detailliert erfasst. So umfassen die NfE die Stärke, den Zucker, die Hemizellulosen und die Pektine.

Ein hoher Fasernanteil im Futter beugt Verdauungsstörungen vor
Die Kohlenhydrate umfassen hauptsächlich die Gerüstsubstanzen, also die Zellwände der Pflanzen. Diese bestehen aus Zellulose und Lignin und sind für die Fortbewegung des Verdauungsbreis entscheidend.

Ein hoher Gehalt an Hemizellulosen, Zellulose und Lignin im Futter bewirkt eine raschere Darmpassage. Diese Zeit wird verkürzt, je mehr Lignin und damit unverdauliche Substanzen in der Ration enthalten sind. Weil das Kaninchen ein besonderes – dem Wiederkäuer sehr nahestehendes – Verdauungssystem aufweist, ist es in der Lage, wenig verdauliche (Pflanzenbestandteile mit viel Zellulose, Hemizellulose und Lignin) Rohstoffkomponenten umzusetzen.

Bei Kaninchenfutter (besonders in der Rassenzucht) wird ein höherer Fasergehalt angestrebt, weil damit Verdauungsstörungen vorgebeugt werden kann. Beim Futter für Jungtiere empfehlen die Spezialisten den höchsten Rohfasergehalt und bei säugenden Häsinnen entsprechend den tiefsten. Dies ist auch leicht verständlich, weil Zibben während der Säugezeit einen hohen Bedarf an Nährstoffe  für die Milchproduktion haben und deshalb auch konzentrierte Futter aufnehmen müssen. So ist es verständlich, dass die Wissenschaft in der Kaninchenfütterung unterschiedliche Anforderungen postuliert.

Im Allgemeinen wird in der Tierernährung zwischen energie- und eiweissreichen Futterkomponenten unterschieden. Diese Unterscheidung ist aber nicht ganz korrekt, denn die eiweisshaltigen tragen ebenso zur Energieversorgung der Kaninchen bei, wie auch umgekehrt die energiehaltigen Komponenten einen Beitrag zur Proteinversorgung leisten.

Die nach der Weender-Analyse  aufteilbaren Fraktionen machen die Tierernährung auch nicht einfacher, weil dadurch noch mehr Restriktionen der Nährstoffe zu erfüllen sind. Die Futterzusammensetzung der Rohstoffkomponenten wird komplizierter und ist ohne ein Optimierungen gar nicht mehr möglich.

Es lässt sich aber sagen, dass über den Rohfasergehalt eine Aussage zum Energiegehalt einer Futterkomponente gemacht werden kann. Überständiges Gras, das wegen einer Schlechtwetterperiode spät gemäht werden kann, hat nicht nur einen tiefen Energiegehalt sondern wird auch eiweissmässig nicht zu überzeugen vermögen. Der steigende Rohfasergehalt sorgt für eine schlechtere Verdaulichkeit der organischen Substanz, was zu einer schlechteren Futterverwertung führt.

Wer immer das Wort Zucker hört, denkt zuerst einmal an Dickmacher. Das muss keineswegs so sein. Paracelsus sagte einmal: «Alle Dinge sind Gift und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei!» Zucker ist in erster Linie auch ein Energielieferant, der in der Nutztierernährung oft als Dextrose zugemischt wird.  Der Zuckergehalt einer Karotte (100 Gramm) setzt sich aus 1,32 mg Fructose, 1,68 mg Saccharose und 1,632 mg Glucose zusammen. Damit ist der Zuckergehalt sehr ausgewogen. Je nach Form des Zuckers kann er unterschiedlich schnell verwertet werden.

Obst und Gemüse leisten auch einen Beitrag zur Wasserversorgung der Tiere
Glucose wird im Verdauungsprozess schnell aufgenommen, Saccharose muss zuerst einmal gespalten werden; Fructose wird nur zum Teil aufgenommen. Äpfel als Vergleich enthalten bedeutend mehr Zucker als Karotten; sie werden von den Kaninchen ebenfalls gern aufgenommen, vorausgesetzt, es handelt sich um gesundes Obst. Man bemerke aber, dass es bei diesem «Saftfutter» um Komponenten geht, die über 80 Prozent Wasser enthalten und so auch einen wesentlichen Beitrag zur Wasserversorgung des Kaninchens beitragen.

In diesem Zusammenhang darf darauf hingewiesen werden, dass fetthaltige Futtermittel den doppelten Energiegehalt haben und so gesehen Nüsse oder Leckerli weit mehr in der Kaninchenernährung hinterfragt werden müssen als gesundes Obst und Gemüse.

Pektine gehören auch zu den Kohlenhydraten. Es sind pflanzliche Polysaccharide, die in den Pflanzen vorkommen. Sie befinden sich in den Zellwänden und übernehmen dort eine festigende und wasserregulierende Funktion. Sie wurden 1790 von einem französischen Apotheker in Fruchtsäften entdeckt. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die praktischen Verwendungsmöglichkeiten von Pektinen erkannt, die durch ihr gutes Geliervermögen für die Herstellung von Nahrungsmitteln genutzt werden können. In der menschlichen Ernährung werden sie ebenfalls als Ballaststoffe geschätzt.

Wie viel von welchem Nährstoff verabreichen?
Nährstoffempfehlung im Alleinfutter für Kaninchen in Gramm pro kg Futter (Lebas 2005)
AufzuchtSäugende Zibben
Neutral lösliche Faser
>320
>315
Hemizellulose/Pektin
>120
>90
Lignozellulose
>190
>150
Cellulose>130
>90
Lignin>55
>30
Stärke<140
<200