Die Natur lässt ihre Geschöpfe nicht im Stich. Im Herbst deckt sie den Tisch so reichlich, dass Tiere sich Fett anfressen oder Vorräte anlegen können. Die Haustiere brauchen sich ebenso wenig zu sorgen; für sie lagert der Halter passende Vorräte ein. Äpfel, Randen und Karotten sind die Klassiker. Weniger bekannt als Futterobst sind Quitten. Frisch ab Baum sind sie hart und von herbem Geschmack. Erst nach Lagerung (oder beim Kochen) offenbaren sie ihre kulinarischen Qualitäten. Nebst Konfitüre und Gelee für den Zweibeiner dient der Segen auch als Kaninchenfutter. Der berühmte Arzt Hippokrates war von der Quitte so begeistert, dass er sie als die der Gesundheit förderlichste Frucht bezeichnete. 

Für Kaninchenhalter ist die Kombination von Gerbstoffen und Schleimstoffen interessant, die in Quitten enthalten sind und den Verdauungstrakt gesund halten. Sie können bei Magen- und Darmentzündungen helfen, Durchfall stoppen und entzündete Darmschleimhäute besänftigen. Als weitere Inhaltsstoffe finden sich ätherische Öle, Flavonoide, Anthocyane, Vitamine B1, B2, C, Niacin, organische Säuren und, etwas überraschend, Hypericin. Letzteres kennt man als Hauptwirkstoff im Johanniskraut. Neben einer Vielzahl von anderen Heilwirkungen soll Hypericin Clostridien hemmen, das sind toxinbildende Bakterien, die für schwerwiegende Verdauungsprobleme wie mukoide Enteritis, Trommelsucht und Darmlähmung verantwortlich sind. 

Die Quittensamen wurden bereits früher für Kaninchen genutzt: «Der Schleim von Quittenkernen hat sich sehr nützlich in der Behandlung tränender Augen erwiesen»,  schrieb Paul Starke in seiner «Praktischen Kaninchenzucht» aus dem Jahr 1899. Ganze Quittenkerne legte er dazu einige Stunden in Wasser ein; mit dem sich bildenden Schleim wusch er die Augen aus. Da die Samen auch Blausäure enthalten, dürfen sie dabei nicht zerkleinert werden. 

Zum Verfüttern zerhackt man eine rohe Quitte in kleine Stücke und gibt etwa einen Esslöffel voll pro Tag. Die meisten Kaninchen fressen sie gern, ein paar müssen sich zuerst daran gewöhnen. Wer eine grosse Quittenernte haltbar machen will, schneidet die Früchte in dünne Scheiben und lässt sie bei mittlerer Temperatur auf dem Dörrex trocknen. Sie eignen sich als winterliche Leckereien oder werden gezielt an Tiere mit Verdauungsproblemen verfüttert. 

Aus Garten, Wald und Küche
Auch der Wald bietet Nahrung für Kaninchen; Eicheln werden seit jeher von Züchtern gesammelt. Nach dem Trocknen schält man sie und bewahrt sie luftig auf. Auch sie sind hilfreich bei Magen- und Darmschwäche und können dank des Gerbstoffgehaltes Durchfall stoppen. Mit 60 Prozent Kohlenhydraten, aber nur je 4 Prozent Fett und Eiweiss sind sie recht nahrhaft. Kaninchen erhalten eine halbe Eichel pro Tag. 

Wer Lust auf Grossmutters Eichelkaffee hat, muss die Eicheln nach dem Schälen einige Minuten lang auskochen, um ihnen die bitteren Gerbstoffe zu entziehen. Nach dem Trocknen mahlt man die Eicheln zu Pulver und röstet dieses bei sanften Temperaturen, bis es braun ist. Davon gibt man einen Esslöffel voll auf 4 dl Wasser, kocht auf und lässt das Getränk ein paar Minuten ziehen. Eichelkaffee wurden in der Volksheilkunde bei Drüsenschwellung, Rachitis und Erschöpfung eingesetzt. 

Zum Winterfutter gehört auch die Edelkastanie. Mineralien wie Kalium, Phosphor, Eisen, Mangan, Kupfer, Schwefel und Magnesium und die Vitamine B, C, E und Folsäure machen sie zu einem wertvollen Futter. Kastanien sind zudem eine Beschäftigung der Tiere, denn die Kaninchen müssen die Schalen aufbeissen und das Fruchtfleisch herausnagen. Zwei bis drei Kastanien pro Woche reichen aus. In der traditionellen chinesischen Medizin gelten Edelkastanien als Tonikum. Sie helfen bei Energiemangel und Erschöpfung, bringen Untergewichtige rasch wieder auf ihr Normalgewicht, stärken die Muskeln und bringen die Darmflora ins Gleichgewicht. Auch regen sie die Milchbildung an. Vorsicht: Edelkastanien dürfen keinesfalls mit Rosskastanien verwechselt werden, denn Rosskastanien sind für Kaninchen giftig. 

Im Winter fressen wild lebende Tiere Knospen und Rinden. Das ist auch für Hauskaninchen eine gute Sache, denn das Benagen von Ästen ist weit mehr als blosse Beschäftigung. Es hält die Zähne gesund und die wertvollen Wirkstoffe, die in geballter Ladung in den Knospen stecken, stärken die Gesundheit der Tiere. Gut geeignet sind Äste von Weide, Hasel, Erle, Buche, Birke. Beim Winterschnitt der Obstgehölze fallen ebenfalls geeignete Zweige an; besonders beliebt sind Apfel-, Birnen- und Quittenzweige. Im Wald findet man nach dem Holzschlag Äste von Fichte und Tanne, die man mitnehmen kann. Da sie in grossen Mengen ätherische Öle enthalten, gibt man sie nur in kleineren Mengen; sie stärken Immunsystem und Atemwege. 

Kaninchen lieben Kartoffeln
Aus der Küche gibt es immer wieder Leckerbissen, die sich als Winterfutter eignen. Stehen «Gschwellti» auf dem Menüplan, sollte die Menge der Kartoffeln grosszügig aufgerundet werden; sie gehören zu den Leibspeisen der Langohren. Die stärkereichen Knollen sind gesund und liefern nebst B-Vitaminen und Vitamin C auch sekundäre Pflanzenstoffe wie Anthocyane und Flavonoide, die entzündungshemmend und immunstärkend wirken. Trotzdem sollte man, wie stets beim Füttern von Kaninchen, mit der Menge nicht übertreiben. 

Frische Salate stehen auf der Beliebtheitsskala weit oben. Am besten beschränkt man sich auf saisonale Wintersalate wie Endivie und roter Radicchio. Als Zuchtformen der Wegwarte weisen sie beide ähnliche Wirkungen auf wie diese: Bitter- und Gerbstoffe regen die Verdauung und den Appetit an, helfen bei Verstimmungen des Magen-Darm-Traktes, regen die Verdauungssäfte an und stärken die Leber. 

Rüstabfälle von Pastinaken, Rüben, Süsskartoffeln, Sellerie, auch Schalen und Kerngehäuse von Obst werden von Kaninchen gern gefressen. Bananen und Rüstreste von frischen Ananas sind Delikatessen und dürfen in kleinen Mengen gegeben werden. Mit anderen exotischen Früchten sollte man vorsichtig sein, denn einige, wie etwa Avocado, sind für Kaninchen unbekömmlich oder gar giftig. Gemüse und Früchte, die nicht Saison haben, sollte man ebenfalls meiden, denn diese sind meist mit Pflanzenschutzmitteln belastet.