Alte Katzen haben besondere Bedürfnisse. Wobei das Alter in Zahlen noch nichts darüber aussagt, wie es der Katze wirklich geht und was sie tatsächlich braucht. Wer bereits seit vielen Jahren mit seinem Büsi zusammenlebt, wird die schleichenden Veränderungen aber sicher bemerken. Ein wichtiges Augenmerk gilt dem Essverhalten. In der Regel bewegen sich alte Katzen weniger – dadurch kann der Energiegehalt der Nahrung um rund 20 Prozent gesenkt werden. Gleichzeitig führt die mangelnde körperliche Aktivität aber auch zu nachlassenden Darmbewegungen – der Darm wird träge. Da der Nahrungsbrei somit länger im Verdauungstrakt bleibt, wird ihm mehr Wasser entzogen, das Risiko von Verstopfungen steigt. Hinzu kommt, dass die Verdauungsorgane Proteine, Vitamine und Mineralstoffe schlechter aufnehmen, verarbeiten und speichern können. Und: Der Geruchssinn wie auch die Speichelproduktion in der Maulhöhle lassen nach, wodurch die Nahrung weniger schmackhaft erscheint.

Statt dem Senior einfach weniger vom altbewährten Futter anzubieten, rät Katzen-Experte Michael Streicher in seinem Buch «Katzen gesund ernähren» zu Anpassungen und Ergänzungen. Um den Appetit des Tieres anzuregen, kann das Futter erwärmt und mit schmackhaften Zusätzen wie Leber attraktiver gemacht werden. Empfohlen wird auch ein stark riechendes Topping wie beispielsweise Thunfisch-Stückchen oder gefriergetrocknete Krabben.

Genug trinken ist wichtig
Insgesamt sollte der Fettgehalt reduziert werden zugunsten von hochwertigen, gut verdaulichen Proteinen (kein Fleischabfall). Nassfutter verhindert das Risiko von Austrocknung, Verstopfung und der Bildung von Harnsteinen. Der erhöhte Bedarf an Vitaminen und Mineralien und nicht zuletzt Omega-3-Fettsäuren (stärken das Immunsystem und die Nierenfunktion) sollte mit Futterzusätzen gedeckt werden. Und: Dass die Katze genügend trinkt, ist nun besonders wichtig.

Manchen alten Katzen muss man das Futter regelrecht hinterhertragen. Sie essen nur wenig auf einmal und müssen entsprechend  über den Tag hinweg immer wieder zum Essen animiert werden. Manche Senior-Katzen sind froh, wenn man ihren Napf an erhöhter Stelle platziert, damit sie sich nicht runterbeugen müssen. Frisst die alte Katze, sollte sie ausgiebig gelobt und gestreichelt werden.

Viele ältere Katzen wollen keine Aufregung mehr – sondern viel Ruhe und Schlaf an einem sicheren Plätzchen. Möglicherweise sind frühere Lieblingsplätze mit den gealterten Gelenken nicht mehr so gut erreichbar. Kleine Treppen oder Kratzbäume können helfen. Ein kuscheliges Bettchen in Bodennähe mit guter Aussicht und ohne Durchzug ist in dieser Lebensphase ideal.

Auch wenn die Beweglichkeit nachlässt und der Ruhebedarf steigt: Alte Katzen wollen unterhalten und Körper und Geist möglichst lange möglichst fit gehalten werden. Altbewährte Spiele müssen womöglich angepasst oder neue Herausforderungen gefunden werden. Wie Menschen auch, werden manche Katzen im Alter etwas schrullig. Sie verhalten sich überraschend anders, entwickeln erstaunliche Vorlieben und rücken weniger denn je von einem bestimmten Verhalten ab.

Manche Katzen fangen im Alter an lautstark zu jammern. Das kann daran liegen, dass ihre Hörkraft abgenommen hat und sie sich selber nicht mehr hören. Gerade nächtliches Schreien ist möglicherweise ein Anzeichen von Demenz und sollte beim Tierarzt abgeklärt werden (in der Regel sind andere körperliche Störungen damit verbunden). Oft leidet auch das Sehvermögen – bis hin zur Blindheit. Dann sollte darauf geachtet werden, dass sich in den von der Katze bewohnten Räume möglichst wenig ändert.

Durchhaltevermögen ist gefordert
Besonders anspruchsvoll ist es für die Halter, wenn ihre alte Katze unsauber wird. Mögliche Ursachen seien Erkrankungen von Niere, Blase, Harnleiter sowie Magen und Darm, aber auch verschiedene Stoffwechselkrankheiten, schreibt Renate Jones in ihrem Buch «Unsauberkeit bei Katzen». Eine Abklärung durch den Tierarzt sei dringend nötig. Nachlassende Sinnesleistungen könnten ebenfalls dazu führen, dass die Katze unsauber werde, wenn sie nämlich das Klo nicht mehr findet oder erkennt. Und abnehmende körperliche Fähigkeiten bewirken, dass die Katze das Kistchen nicht mehr rechtzeitig erreicht oder nicht mehr hineinklettern kann.

In jedem Raum ein niedriges Katzenkistchen aufzustellen ist ein möglicher Lösungsansatz. Sofas und andere Möbel, die schlecht gereinigt werden können, werden am besten vorübergehend abgedeckt. Seine alte Katze trotz Unsauberkeit bei sich zu behalten ist ein Liebesbeweis und bedingt einiges Durchhaltevermögen. In schwierigen Momenten kann es helfen, sich daran zu erinnern, wie oft einen das Büsi in den vergangenen Jahren schon glücklich gemacht hat.

Trotz womöglich grossem Aufwand: Die letzte Lebensphase einer Katze erleben viele Besitzer als besonders innig. Die Beziehung hat sich über die Jahre hinweg eingespielt. Der Mensch kennt die Macken seiner Katze und hat gelernt, damit umzugehen – und umgekehrt. Viele Katzen werden im Alter anhänglicher und suchen vermehrt die Nähe ihrer Menschen. Als ob auch ihnen bewusst wäre: Die verbleibende gemeinsame Zeit ist beschränkt.

Literaturtipps:

Michael Streicher: «Katzen gesund ernähren», Taschenbuch, 64 Seiten, Gräfe und Unzer Verlag, ISBN: 978-3-8338-5220-6, ca. Fr. 13.–

Renate Jones: «Unsauberkeit bei Katzen», ?Taschenbuch, 128 Seiten, Kosmos Verlag, ISBN: 978-3-440-15120-4, ca. Fr. 27.–