Als «Büseler» in die Kleintierpraxis Lyssbach BE kommt, ist er dem Ersticken nah. Der achtjährige Kater atmet mit offenem Maul, begleitet von einem pfeifenden Geräusch und dem angestrengten Heben und Senken der Flanken. Zunge und Schleimhäute sind wegen des Sauerstoffmangels schon blau verfärbt. «Büseler befand sich in akuter Lebensgefahr. Deshalb haben wir ihn erst einmal in den Sauerstoffkäfig gesetzt und das für die Diagnose nötige Röntgen verschoben», sagt Tierarzt Peter Müller. 

Zusätzlicher Stress kann in dieser kritischen Phase verheerende Folgen haben, doch zum Glück bleibt «Büseler» ruhig, als ihm der Tierarzt einen intravenösen Katheter legt. «Über den haben wir ein Beruhigungsmittel, ein schnell wirkendes Cortisonpräparat zur Asthmatherapie und ein Entwässerungsmittel für den Fall eines Lungenödems injiziert.» Rund 30 Minuten später geht es dem Kater besser, er bleibt aber über Nacht im Sauerstoffkäfig. Zwischendurch wird er geröntgt. Die Aufnahmen der Brust zeigen, dass die Lunge maximal gedehnt und mit einem «bronchointerstitiellen Muster» verschattet ist – ein typischer Befund für Katzen­asthma.

Viele mögliche Auslöser
Felines Asthma kommt relativ häufig und bei allen Katzenrassen vor, gemäss Studien sind aber besonders häufig Siamkatzen davon betroffen. Katzenasthma wird genau wie beim Menschen durch eine allergische Reaktion in den Bronchien und ihren Abzweigungen, den Bronchiolen, ausgelöst. Die Muskeln verkrampfen sich, die Schleimhäute schwellen an und die Atemwege werden eng. Je nach Schweregrad kann ein Schub zu schnellerer Atmung, Hustenanfällen oder lebensgefährlicher Atemnot führen. Da unter anderem auch Lungenödem (Flüssigkeit in der Lunge), Pleuraerguss (Flüssigkeit zwischen Lunge und Brustwand) sowie Lungenentzündung zu ganz ähnlichen Symp­tomen führen können, müssen bei der Diagnose eine Reihe anderer Erkrankungen ausgeschlossen werden. 

Die Liste der allergenen Substanzen, die Asthma auslösen können, ist lang und reicht von Pollen über Zigarettenrauch bis zu Katzenstreu, Putzmitteln und neuen Möbeln. Im Idealfall kann man verhindern, dass der Patient mit dem Allergen in Berührung kommt. Oft ist es aber schwierig, den Übeltäter eindeutig zu identifizieren. «Da die Erkrankung zudem oft mit begleitenden Lungenveränderungen einhergeht, die die Symptome verstärken und chronisch werden lassen, reicht eine rein punktuelle Therapie bei akuten Symptomen mit der Zeit häufig nicht mehr aus», erklärt der Tierarzt aus Lyss.

Inhalator für die Katz
Viele betroffene Katzen müssen dauerhaft medikamentös behandelt werden. Dabei werden unter anderem Bronchialerweiterer und Cortison eingesetzt. Wie Menschen können Katzen das Medikament inhalieren – dafür gibt es einen katzenspezifischen Inhalator-Adapter, den Aero-Cat. Die Inhalation umgeht die systemischen Nebenwirkungen des Cortisons, funktioniert in der Praxis aber nicht immer: Bis sich eine Katze problemlos die Maske aufsetzen lässt, braucht es eine gewisse Eingewöhnungszeit. Alternativ kann Cortison gespritzt oder, wie bei «Büseler», vom Besitzer in Tropfenform verabreicht werden. 

Generell hat Cortison bei Katzen weniger starke Nebenwirkungen als bei Hunden oder Menschen. «Probleme wie die Entwicklung einer Zuckerkrankheit sind eher selten, bei langfristiger Anwendung von hohen Dosen treten aber Gewichtszunahme und leichte Hautprobleme recht häufig auf. Wichtig ist, dass man das Cortison mit der Zeit auf die tiefstmögliche, aber noch wirksame Dosis reduziert», sagt Müller. Welche Haltung für asthmatische Katzen am besten ist, kommt auf die auslösenden Allergene und die Schwere der Erkrankung an. Bei schwerem Asthma kann eine Indoor-Haltung sinnvoll sein, um bei einer akuten Krise sofort reagieren zu können. 

Hier sehen Sie einen Katzeninhalator im Einsatz:

Video showing Tonto receiving Flovent through Aerokat

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