Es gibt viele Gründe, einer Katze eine Artgenossin zur Seite zu stellen. Häufig wollen Menschen, die berufstätig und damit lange ausser Haus sind, ihrem geliebten Tier nicht zumuten, immer alleine zu sein. Der Gedanke, da mit einer anderen Katze für Gesellschaft zu sorgen, liegt nahe. Immerhin können zwei oder mehrere Tiere miteinander spielen, sich gegenseitig das Fell pflegen und miteinander kuscheln. Dann ist es auch nicht so langweilig, bis der Zweibeiner heimkommt. 

Andere Katzen haben vielleicht einen langjährigen tierischen Partner verloren und scheinen nun traurig oder depressiv. Sie haben jede Spielfreude verloren und leben nur noch als Couchpotatoe vor sich hin. Eine andere Katze, vielleicht sogar eine jüngere, könnte das trauernde Tier doch aufmuntern, oder? Aber nun beginnt eine schwierige Überlegung: Welche Katze soll es sein? Welches Tier passt zu der oder den schon im Haushalt lebenden Büsis? Die Antwort lautet: Es gibt eigentlich keine Antwort, jedenfalls keine verbindliche. Regeln können immer nur grundsätzlich etwas aussagen – aber im Einzelfall entscheidet eben doch die Sympathie oder Antipathie darüber, wer sich gut leiden kann oder nicht. 

Es ist eine Frage des Charakters
Und so gibt es scheinbar erstaunliche Katzten-Kombinationen, die friedlich zusammenleben. Etwa die Herren Shomaree und Shukrani, beides Savannahs, Gustav der Tonkanese, Crümel und Calor, zwei Siam-Mixe und Herr Krause, ein europäischer ehemaliger Strassenstreuner. Sechs Kater? Ja, tatsächlich bilden sie eine reine Herren-WG. Aber es gibt auch Damenkränzchen aus rein weiblichen Tieren, die sich bestens verstehen. Und das muss nicht nur, wie man es etwa bei Bauernhofkatzen manchmal antrifft, mit der gemeinsamen Aufzucht der Jungen zu tun haben. 

Aber woher kommt es, dass sich so manche Gruppe problemlos findet und gut zusammenlebt, während bei anderen schon zwischen zwei Tieren der Krieg ausbricht und Fell und Pfoten fliegen? Und gibt es denn gar keine Richtlinien oder Hilfen für Tierhalter, die eine Vergesellschaftung planen?

Tierärztin Martina Schybli ist Leiterin Fachstelle Heimtiere von der tierärztlichen Beratungsstelle beim Schweizer Tierschutz (STS). Sie kennt das Problem der Zusammenführung von Katzen und sagt: «Gemäss meinen Erfahrungen gibt es leider kein Patentrezept, wer zu wem passt – es ist abhängig von den individuellen Erfahrungen der Katzen sowie von deren Charakter.» 

Und hier können Alter, Rasse und Lernerfahrungen eine Rolle spielen. Daher ist es für den Menschen wichtig, sich so gut wie möglich vorab zu informieren, wer da als neues Familienmitglied einziehen soll. Schybli hält nichts von dem Grundsatz, dass Gegensätze sich anziehen. Sie rät davon ab, einem Sensibelchen einen Haudegen und einem Hasenfuss einen Draufgänger zuzumuten. «Soweit der Charakter und die Vorgeschichte der Tiere bekannt sind, ist es am besten, Tiere mit ähnlichem Charakter miteinander zu kombinieren. Tendenziell vertragen sich zudem Wurfgeschwister oder Tiere, die zusammen aufgewachsen sind, gut», rät sie.

Es ist nicht immer leicht, sich als Mensch ein Bild vom Wesen einer Katze zu machen, denn viele Tiere, die etwa in einem Tierasyl leben, verhalten sich dort anders als im heimischen Revier. So manches Büsi, das zwangsweise den Raum mit anderen teilen muss, zieht sich vielleicht zurück. Oder aber es reagiert aggressiv, wenn es sich von der Situation überfordert fühlt, ist aber im neuen Zuhause sehr viel entspannter. Da hilft nur, gut und lange zu beobachten und die Betreuer zu befragen, die die Tiere länger kennen.

Bei einem Tier vom Züchter oder aus einem Privathaushalt ist bekannt, ob die Katze mit anderen Vierbeinern und Mitkatzen aufgewachsen ist. Bei Tierschutz- oder Fundtieren ist das nicht immer sicher festzustellen. Dennoch rät Martina Schybli: «Grundsätzlich sollten nur Katzen vergesellschaftet werden, die als Jungtiere mit anderen sozialisiert wurden. Katzen, die nicht mit Artgenossen sozialisiert sind oder aufgrund von negativen Erfahrungen mit anderen Katzen einzelgängerisch sind, sollten auch einzeln gehalten werden.»

Kater sind oft verspielter
Nicht jedem Menschen fällt es leicht, den Traum von der Zweit- oder Drittkatze aufzugeben, auch wenn die eigene Samtpfote eigentlich kätzisch deutlich signalisiert, dass sie gut auf vierbeinige Konkurrenz verzichten kann. Etwa, indem sie sich vor der Mitbewohnerin versteckt, verängstigt wirkt, markiert oder sogar das Fressen verweigert. «Aber bei Wohnungshaltungen müssen die Gruppen gut harmonieren, denn es gibt nichts Schlimmeres, als wenn eine Katze von einer zweiten drangsaliert wird und nicht ausweichen kann», stellt die Tiermedizinerin klar. Auch Dauerstress macht krank, das gilt für Katzen wie für Menschen.

Immer wieder wird die Frage nach dem Geschlecht einer neuen Katze gestellt. Ergänzen sich vielleicht doch gemischtgeschlechtliche Paare besser? Die Tierärztin sagt dazu: «Kater sind gemäss meinen Erfahrungen oft etwas verspielter als Kätzinnen und können diese vor allem in jungen Jahren mit ihrem Spielbedürfnis auch mal überfordern.» Das ist häufig dann zu sehen, wenn Kätzinnen ihre Jungen ins Leben entlassen. Gar nicht so selten entstehen zwischen Müttern und Söhnen oder den Geschwistern eines Wurfs Konflikte, weil die Jungmachos im Spieleifer grob die Grenzen überschreiten. Und das kann für Angst und Abwehr bei den Mitkatzen sorgen. Insbesondere junge Kater von rund sechs Monaten bis zu einem Jahr oder auch älter raufen sehr gerne – zu einem solchen Tier «sollte man kein Finöggeli oder auch keine ältere Katze, die ihre Ruhe will, kombinieren», rät Martina Schybli. Aber auch hier: Keine Regel ohne Ausnahme. Wenn in einem Wurf ein weibliches Tier mit vielen Katerbrüdern aufwächst, kann es sein, dass auch die Kätzin eine kleine Draufgängerin wird. 

Alles in allem – die Frage, wer zu wem passt, ist und bleibt schwierig. Und unabhängig von Alter, Rasse oder Geschlecht ist es doch immer die Summe von allem, der Charakter, der letztlich entscheidet, ob zwei sich finden oder nicht. Da heisst es kätzisch zu denken und als Mensch auch einmal die eigenen Wünsche bezüglich Fell- oder Augenfarbe zurückzustellen und lieber daran zu denken, was der vorhandenen Samtpfote gefallen könnte.