Grenzen spüren
Die ersten zwei oder drei Wochen seines Lebens verbringt das Kätzchen mit Schlafen, Kuscheln und Trinken – doch dann kommt Leben in die Bude. Die ersten Spiele finden unter den Wurf-Geschwistern statt, aber auch die Katzenmutter ist ein beliebtes Spielobjekt – und bleibt dabei in der Regel rührend geduldig. Dieses sogenannte soziale Spiel trägt, wie es der Name andeutet, wesentlich zur Sozialisation des Kätzchens bei. Sobald die spitzen Zähnchen etwa zu stark eingesetzt werden, geben Mutter oder Geschwister nämlich unmissverständlich Kontra.

Verspielt mit 22 Jahren
Auch mit fortgeschrittenem Alter verleidet einer Katze das Spielen in der Regel nicht. Vor allem Jagdspiele sind laut der Tierpsychologin Katrin Schuster aus Mettlen TG bis ins hohe Alter beliebt. Je nachdem könnten körperliche Gebrechen aber die Spielart verändern: «Es wird möglicherweise mehr gelauert und weniger nachgerannt. Dies wird oft als ‹sie spielt nicht mehr› fehlinterpretiert. Aber Spiel muss nicht zwingend volle Aktion bedeuten.» Sie selber habe einst eine 22-jährige Katze übernommen, die grosse Mühe hatte mit der Koordination und halb blind war. Mit angepassten Spielreizen habe sie aber trotz allem noch gerne gespielt: «Weniger ausdauernd und aktiv – aber mit sichtlichem Spass.»

Visuelle Koordination
Jagdspiele beginnen mit ungefähr sechs Wochen, sobald die dafür nötige Bewegungskoordination genügend ausgeprägt ist. Dann liefern sich die Katzenkinder wilde Verfolgungsjagden, üben abwechslungsweise Angriff und Verteidigung und machen Luftsprünge. Ab der siebten und achten Woche beginnt schliesslich das Spiel mit Gegenständen. Das ist der Zeitraum, ab dem Katzen die Bewegungsabläufe visuell koordinieren und kleine, bewegliche Objekte fangen können. 

Kater drehen auf
Egal ob Weibchen oder Männchen – Spielen ist bei beiden Geschlechtern beliebt. Laut Schuster gibt es aber sehr wohl wichtige Unterschiede. So mögen zwar alle Katzen Jagdspiele; bei sozialen Spielen – damit gemeint ist häufig Raufen – machen aber vor allem die Kater begeistert mit. Die meisten weiblichen Katzen seien bis im Alter von sieben bis neun Monaten noch mit dabei, verlören dann aber zunehmend den Spass daran, während die männlichen Tiere immer mehr «aufdrehten». Dies sei denn auch ein typischer Konflikt zwischen heranwachsenden Geschwistern: «Die weiblichen Tiere ziehen sich immer mehr zurück und das Spiel der Kater wird immer einseitiger, wilder und aggressiver.»

Überschüssige Energie
Während Freigängerkatzen täglich bis zu sechs Stunden mit Lauern, Pirschen und Jagen verbringen, sind Wohnungskatzen dazu gezwungen, ihren Jagdtrieb drinnen auszuleben. Entsprechend wichtig ist für sie das Spiel, um körperlich und geistig fit zu bleiben und überschüssige Energie abzubauen. Rund eine Stunde am Tag sollte der Mensch dafür aufwenden, mit seiner Katze zu spielen – wobei diese Zeitspanne am besten in 15-Minuten-Einheiten aufgeteilt wird. Doch Achtung: Junge Tiere sind zwar besonders eifrige Spieler, sie können sich aber weniger lange konzentrieren. Ruhepausen schützen den Spielpartner vor Überforderung. Regelmässiges Spiel lohnt sich nicht nur mit Blick auf das Wohlbefinden der Katze, sondern verstärkt auch die Mensch-Tier-Beziehung. 

Typenfrage
Nicht alle Katzen sind gleichermassen verspielt. Laut Tierpsychologin Schuster spielen sowohl die individuelle als auch rassentypische Veranlagungen eine Rolle. Demnach sind Perserkatzen und Ragdoll tendenziell eher weniger verspielt. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass Perserkatzen eher etwas langsamer und im Spiel mit gleichaltrigen Hauskatzen oder anderen Rassekatzen leicht überfordert seien. Bei orientalischen Katzenrassen sei das genau andersherum, diese sind in der Regel oft besonders verspielt und aktiv.

Erfolge sind wichtig
Ideal ist eine Mischung aus Bewegungsspielen und Intelligenzspielen. Körperliche und geistige Grenzen sollen berücksichtigt werden. Laut dem Schweizer Tierschutz STS brauchen Katzen gerade bei anspruchsvolleren Intelligenzspielen Hilfestellungen durch den Menschen, damit sie nicht überfordert und damit frustriert werden. Zeichen für Überforderung sind sogenannte Übersprungshandlungen wie Putzen, Pfote lecken oder eine Art Winkbewegung mit der Pfote. Jagdspiele sollten mit einem Erfolgserlebnis für die Katze beendet werden, also indem sie die Spielmaus oder den Ball erwischt. 

Fertig lustig
Beim sozialen Spiel wird gebissen, geputzt, festgehalten, behangelt, bejagt und mit den Hinterbeinen geboxt – aber alles so sanft, dass der Mitspieler keinen Unmut zeigt. Wichtiger Indikator für das Spiel sind die entspannte Körper- und Schwanzhaltung und die ständigen Wechsel des Verhaltens, mit denen kein klares Ziel verfolgt zu werden scheint. Laut der Tierpsychologin Katrin Schuster ist das soziale Spiel bei Katzen in der Regel lautlos, nur selten sind leichte Piepser zu hören oder auch einmal ein Fauchen. Wenn hingegen wiederholt gefaucht, geknurrt und geschrien wird, ist aus dem Spiel Ernst geworden. 

Literaturtipp
Denise Seidl: «Spiel & Spass für Katzen»,
Verlag: Kosmos, ISBN: 978-3-440-15996-5, ca. Fr. 24.–