Katzen mögen Kinder nicht besonders. Denn Kinder sind für sie unberechenbar. Die gehen nicht langsam auf sie zu, sondern rennen – vermutlich wollen sie sie streicheln, vielleicht aber auch am Schwanz ziehen. Wie weiss das eine Katze schon genau? Deshalb ergreift sie lieber gleich die Flucht, wenn ein Kind im Anmarsch ist. Anders, wenn sie an sie gewöhnt, mit Kindern aufgewachsen ist. Dann kann es durchaus tiefe Freundschaften zwischen Kind und Katze geben.

Doch was geschieht, wenn im bisher kinderlosen Haushalt, in dem die Katze die unbestrittene Königin war, ein Kind dazukommt? Eines, das nicht nur zu Besuch ist, sondern einen festen Platz in der Wohnung einnimmt? Gut, es rennt noch nicht, sondern liegt nur da. Aber es macht Lärm und vor allem: Es bekommt die ganze Aufmerksamkeit von Frauchen und Herrchen, die bis dato der Katze zuteil wurde. Und sie, die vormals innig geliebte Katze, ist nun nur noch ein Problem. Sie legt sich ins Bettchen des Kleinen, sie pinkelt plötzlich in die Wohnung, reagiert aggressiv auf Annäherungsversuche … Nicht selten sehen frischgebackene Eltern nur noch einen Ausweg: den ins Tierheim.

So weit muss und sollte es nicht kommen. Selbst eine verwöhnte Katze kann gut mit Familienzuwachs leben, wenn ihre Menschen ein paar Dinge berücksichtigen. «Katzen haben grundsätzlich Mühe mit abrupten Veränderungen», sagt Gloria Isler, tierpsychologische Beraterin mit eigener Praxis in Baar ZG*. Deshalb treffe man idealerweise schon während der Schwangerschaft ein paar Vorkehrungen, um die Katze Schritt für Schritt auf das Kommende vorzubereiten.

Gut vorbereitet, ist halb gewonnen
Zum Beispiel beim Einrichten des Kinderzimmers. «Wenn möglich, baut man das Zimmer nach und nach um, nicht alles auf ein Mal und nicht im letzten Moment.» Erst recht, wenn das Zimmer bislang der Raum gewesen ist, in dem die Katze ihr bevorzugtes Schlafplätzchen hatte. Dann ist auch Zeit genug da, ihr ein neues Nest herzurichten und sie langsam daran zu gewöhnen. Damit sie es gern bekommt, empfiehlt Isler, sich mit dem Tier am neuen Ort etwas intensiver zu beschäftigen. «Und wenn alles fertig ist, schliesst man das Zimmer ab.» Ab dann ist das Kinderzimmer nicht mehr das Revier der Katze.

Sie gehört auch nicht ins Babybett, das könnte für einen Säugling, der sich noch nicht selber drehen kann, gefährlich werden. Weil die Eltern jedoch gerne die Tür offenlassen, um das Baby zu hören, schlüpft immer wieder mal eine Katze rein und legt sich zum Säugling ins Bettchen. Nicht aus böser Absicht, sagt die Tierpsychologin, «sondern weil Katzen die Körperwärme lieben». Ihr Tipp: ein Türstopper, mit dem man den Spalt auf ein Minimum reduzieren kann.

Bleibt das Thema Eifersucht Zwar sind nicht alle Katzen gleich, aber eine, die bis zur Ankunft des neuen Familienmitglieds im Mittelpunkt stand, wird sich schwertun. Denn eines sei klar, sagt Gloria Isler, «wenn das Baby auf der Welt ist, ist es das Zentrum des Universums». Deshalb empfiehlt sie, frühzeitig, also während der Schwangerschaft, die Aufmerksamkeit für die Katzendiva allmählich zu reduzieren. Natürlich nicht auf Null, sondern einfach so, dass man sich mit der Zeit bewusster statt ständig mit ihr beschäftige.

Die Anfangsphase ist die wichtigste
Ist das Baby da, gehe es darum, «positive Verknüpfungen» mit ihm zu schaffen. Will heissen: mit der Katze reden, sie streicheln oder mit ihr spielen, wenn das Kleine dabei ist. Oder auch einfach beim Stillen die Katze neben sich liegen lassen. Die «positive Verknüpfung» für die Katze sei dann die, sagt die Tierpsychologin: «Wenn das Baby im Raum ist, geht’s mir gut.» Manche Eltern machten den Fehler, dass sie sich nur noch mit der Katze abgeben, wenn das Baby schläft oder aus dem Haus ist. Das sei zwar nachvollziehbar, weil ein Säugling wirklich viel zu tun gebe, aber damit schaffe man der Katze eine «negative Verknüpfung» mit ihm. Im Sinne von «Ist das Kind weg, bin ich glücklich».

Es geht vor allem darum, die Anfangsphase gut zu überstehen. Ist das geschafft, sollte dem Familienglück mit Katze nichts mehr im Weg stehen. Und es ist absolut möglich, dass daraus eine tiefe Freundschaft zwischen Kind und Katze erwächst.Monika Zech

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