Die Tatze schlägt aufs Handy. Das Kratzen der Krallen ist zu hören – und nun berührt die feuchte Nase den Bildschirm. Wer einer Samtpfote sein Handy oder den Tablet-Computer zur Verfügung stellt, um darauf Fische und Mäuse zu jagen, muss mit Abnutzungserscheinungen rechnen. Laut Tierpsychologin Eva Waiblinger wird die Katze zwar bald merken, dass sie mit den Krallen nicht viel ausrichten kann, doch dann ist das Display vielleicht schon zerkratzt. Immerhin: «Die Zähne braucht sie in der Regel nur für den Tötungsbiss. Da etwas Virtuelles, Zweidimensionales nicht getötet werden kann, wird sie wohl nicht ins Handy beissen.» Ein leichtes Schnappen ist aber denkbar. Schliesslich möchte die Katze das imaginäre Etwas irgendwie erwischen. 

Programm-Entwickler haben längst erkannt, dass auch Katzen potenzielle Kunden sind, wenn es um Spiele-Apps geht. Die Applikationen laufen auf Android-fähigen Geräten oder iPhone und iPad. Je grösser der Bildschirm, umso grössere Chancen hat die Katze. Die Spiele sind einfach aufgebaut: Über den Bildschirm schwirren Fische, Mäuse oder Vögel, welche die Katze fangen soll. Tappt der Stubentiger mit seiner Pfote schnell genug auf das Objekt, gibt es Punkte.

 

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Das Spiel «Tasty Treasures Hunt» begeistert auch mit Käsestückchen. Bild: Screenshot Friskies

Die Video-Plattform «YouTube» ist voll mit Filmchen von Katzen, die mit dem iPad spielen. Sie stehen auf dem Display, tigern angeregt hin und her – während im Hintergrund immer wieder das Lachen des Filmers zu hören ist. Die Spiele sind eben nicht nur für Tiere gemacht. Auch Computer-Ratgeber haben den Unterhaltungswert der Apps entdeckt und getestet. «Chip online» etwa schreibt: «In der App ‹Paint vor Cats› malt Ihr Stubentiger fröhlich auf dem iPad herum.» Während die beiden testenden Katzen lustvoll auf dem Bildschirm pfötelten, um eine Maus zu fangen, hinterliessen sie bunte Farbkleckse. 

Samtpfoten sind zwar frustresistent, sollten aber nicht zu lange virtuell jagen
«Für Mensch und Katze sind diese Spiele ein Weilchen lustig», sagt Waiblinger, «doch wenn man einfach einen Bildschirm hinstellt und weggeht, ist es in der Regel für die Katze nur kurz interessant.» Beim Schweizer Tierschutz leitet sie die Fachstelle Heimtiere und weiss, wie wichtig die Beziehung zwischen Mensch und Katze ist. Um diese zu stärken, empfiehlt Waiblinger vor allem dreidimensionale Spiele. Zum Beispiel ein Müsli oder eine Schnur mit einem daran befestigten Alubällchen. Am besten sei ein Objekt in der Grösse einer Maus, das hinter einer Ecke oder in einem Loch verschwindet. Raschelt oder fiept der Gegenstand zusätzlich, ist ein Erfolg fast garantiert. «Beim Jagen ist der Ton für Katzen sehr wichtig.» Das sei auch der Grund, weshalb viele Stubentiger auf Naturfilme reagieren würden. Farben hingegen sind zweitrangig, da sie keine Farben sehen, sondern nur Kontraste.

Waiblinger schätzt die Spiele-Apps als wenig problematisch ein. Jedoch sei es wichtig, die Katze stets zu beobachten. «Zeigt sie ein Übersprungverhalten, putzt sie also plötzlich ihre Pfoten, ist sie vielleicht überfordert.» Frustgefahr besteht bei Apps aber kaum – selbst wenn der Stubentiger die virtuellen Fische gar nicht fangen kann. «Eine Katze ist relativ frustresistent, was das Jagen angeht», sagt Waiblinger, «beim Mäusefangen hat sie auch nicht jedes Mal Erfolg.»

Ein Test bei Hunden mit einem bewegenden Lichtpunkt hat gezeigt, dass solche Spiele abhängig machen können. Zu Katzenverhalten im Zusammenhang mit Computer-Spielen sei noch keine Studie bekannt, sagt Waiblinger. Trotzdem: «Man sollte die Katze damit nicht zu lange beschäftigen.» Das gelte für alle Spiele, denn so behalten sie länger ihren Reiz. Denn ob Computer-Spiel oder Stoffmaus – Katzen sind schnell gelangweilt. Damit auch der Mensch seinen Spass an Smartphone und Co. nicht verliert, ist eine Display-Folie empfehlenswert. 

Diese Katze ist nicht sonderlich beeindruckt vom Fisch, der ihr da vor der Nase rumschwimmt. Quelle: YouTube/Kirsten Han

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Diese hier kann sogar ein neues Spiel starten. Bei der Treffsicherheit hapert es aber noch. Quelle: YouTube/Jerom442 

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Auch Frösche haben ein gewisses Talent für die virtuelle Jagd. Quelle: YouTube/PandaySing 

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