Eine kleine schlafende Katze sei ein Bild von perfekter Seligkeit, schrieb der französische Schriftsteller und Kunstkritiker Jules Champfleury im 19. Jahrhundert. Ein sehr wahrer Satz: Der Anblick von schlummernden Katzen, egal ob klein oder gross, löst bei vielen Glücksgefühle aus. Manchmal auch ein wenig Neid, denn wer würde das nicht gerne können – einschlafen, egal wo und wie, in den kuriosesten Positionen. Da gibt es Büsi, die schnarchend mit dem halben Vorderkörper vom Sofa hängen, und Samtpfoten, die sich in winzigen Kartons einrollen oder ein Nickerchen auf schmalen Zaunlatten machen. Manche schlafen so seltsam verdreht, als hätten sie Knochen aus Gummi. Dann wieder liegen sie auf dem Bauch, Schwanz und Pfoten unter dem Körper verborgen. Weil sie so an einen Brotlaib erinnern, wird diese Position im englischsprachigen Raum oft als «cat loaf» bezeichnet.

Wie und wo die Katze schläft, kann verraten, wie sie sich fühlt. Lang ausgestreckt auf der Seite oder wie ein Seeotter auf dem Rücken: Das ist ein gutes Zeichen. «Wenn eine Katze ihren Bauch und ihre Kehle exponiert oder so verdreht liegt, dass sie nicht gleich fliehen könnte, begibt sie sich in eine sehr verletzliche Position», sagt die Tierärztin Andrea Heiniger, die eine Praxis für Verhaltensmedizin bei Hund und Katze in Wermatswil ZH betreibt. «So schlafen nur Katzen, die sich sehr sicher fühlen.»

Katzen schlafen zwölf bis fünfzehn Stunden pro Tag. Schläft ein Tier deutlich mehr, stecken besonders bei Wohnungskatzen oft Unterbeschäftigung und Langeweile dahinter.

Andrea Heiniger, Tierärztin

Alle Viere von sich strecken aber auch entspannte Katzen nur, wenn es warm genug ist. Bei Kälte rollen sich alle Samtpfoten zu einer kleinen Fellkugel zusammen, um möglichst wenig Körperwärme zu verlieren. Beobachtet man seine Katze aber auch im warmen Wohnzimmer häufig in dieser Haltung, ist sie sehr wahrscheinlich etwas unsicher. Sehr ängstliche Tiere verstecken sich zum Schlafen manchmal sogar hinter einem Schrank oder in einer anderen Ecke. «Wenn sich eine Katze, die bislang immer auf dem Sofa oder in ihrem Körbchen gelegen hat, zum Schlafen plötzlich verkriecht, kann das ein Hinweis auf körperliche Beschwerden sein», sagt die Verhaltensmedizinerin. Vielleicht war die Wohnsituation bislang schon herausfordernd, etwa durch Konflikte mit Artgenossen oder zudringliche Kleinkinder. Aber die gesunde Katze könne noch damit umgehen. Kämen dann Schmerzen oder andere physische Probleme hinzu, sei das Tier überfordert und reagiere mit Rückzug.

Zu viel Schlaf ist nicht gut

Kranke Katzen dösen auch häufig in der Sphinx-Stellung auf dem Bauch. Die Vorderpfoten sind dabei nach vorne gestreckt oder auch vor oder unter dem Bauch eingeschlagen, das Köpfchen nicht abgelegt, die Rückenhaare oftmals aufgeplustert. «Natürlich sitzen gesunde Vierbeiner manchmal ebenfalls so, deshalb sollte man immer das Gesamtbild betrachten», sagt Heiniger. Liegt die Katze kaum noch in einer anderen Position? Hat sich der Zustand ihres Felles oder ihr Verhalten verändert? Spielt sie zum Beispiel weniger als früher oder hat verminderten Appetit? «In solchen Fällen ist es ratsam, den Tierarzt zu konsultieren», ergänzt Heiniger. 

Ein Alarmsignal sei auch, wenn Katzen übermässig viel schlafen. «Katzen schlafen zwölf bis fünfzehn Stunden pro Tag. Schläft ein Tier deutlich mehr, stecken besonders bei Wohnungskatzen oft Unterbeschäftigung und Langeweile dahinter.»

Wie der perfekte Schlafplatz aussieht, sei individuell unterschiedlich. «Entspannte Katzen, die gut eingewöhnt sind, liegen gerne mitten im Geschehen», sagt Heiniger. Vorsichtige Charaktere oder Tiere, die vielleicht gerade in eine Grossfamilie gezogen sind, bevorzugen dagegen höher gelegene Plätze. Von hier haben sie alles im Blick und können nicht gestört werden. «Alle Katzen mögen es aber warm und kuschelig. Nur an sehr heissen Tagen strecken sie sich auch gerne mal auf kühlen Fliesen aus», erklärt die Expertin.