Sie wälzen sich am Boden, reiben sich an Gegenständen, strecken den Hintern in die Höhe, kratzen am Fenster, rufen, miauen, schreien gar und setzen Duftmarken: Statt auf leisen Pfoten die Gegend zu erkunden, verhalten sich die Kätzinnen mit Beginn des Frühlings plötzlich laut und theatralisch. Kein Wunder, schliesslich wollen sie das andere Geschlecht auf sich aufmerksam machen, denn das Licht der längeren Tage sorgt dafür, dass der Paarungsdrang aktiviert wird. Sprich: Die geschlechtsreifen Kätzinnen werden rollig.

Diese Phasen dauern jeweils fünf bis zehn Tage, wobei die Tiere an vier Tagen wirklich paarungsbereit sind. «Dabei nimmt die Kätzin klar die aktive Rolle ein», sagt Andrea Heiniger, Tierärztin und Verhaltensmedizinerin aus Wermatswil ZH. «Kater werden nicht rollig, sie sprechen einfach auf den Duft und das Verhalten der Kätzin an, egal zu welcher Jahreszeit.» Dennoch machen auch sie sich bemerkbar: «Man hört sie im Quartier, denn sie kämpfen dann lautstark untereinander um die paarungswilligen Katzendamen», sagt Heiniger. 

Herbstbüsis sind nicht schwächer
Die Frühlingsgefühle verfliegen aber nicht mit dem Ende des Frühlings. «Solange die Tage genügend lang sind, werden die Kätzinnen immer wieder rollig», erklärt Heiniger. Wenn sie in einer Phase nicht gedeckt werden, gehe es rund 14 Tage, bis sie sich wieder als paarungsbereit bemerkbar machten. Anders verhalte es sich, wenn sie tatsächlich gedeckt werden. «Sie bringen dann die Jungen zur Welt und warten, bis diese gross genug sind. Rund sechs bis acht Wochen nach dem Wurf können sie wieder rollig werden. Meistens dann, wenn sie die Jungtiere nicht mehr säugen.»  

So ist es möglich, dass auch im Herbst noch ein Wurf erfolgt. Dabei wird oft von Herbstbüsis gesprochen. Es hält sich auch das Gerücht, diese seien schwächer als jene aus Frühlingswürfen. Laut Heiniger ist aber ein anderer Faktor wichtiger als der Zeitpunkt der Geburt. «Wenn die Mutterkatze ein gutes Zuhause hat und gut ernährt ist, gibt es keinen Unterschied in der Konstitution zwischen Frühlings- und Herbstbüsis», sagt die Verhaltensmedizinerin. Bei Wildkatzen sei die Nahrungssituation eher an die Jahreszeit gebunden, was dazu führen könne, dass die Herbstbüsis schwächer seien.

Kastration vermeidet Stress
Einen grossen Unterschied gibt es hingegen bezüglich Rolligkeit zwischen Freigängern oder Wildkatzen und den Wohnungskatzen. «Bei Wohnungskatzen haben die Jahreszeiten keinen so grossen Einfluss, weil sie meistens gleich viel Licht bekommen», so Heiniger. «Sie können das ganze Jahr hindurch rollig werden.»

Eine Möglichkeit, die Rolligkeit zu unterbinden, ist die Kastration. Durch diese produzieren die Katzen keine Geschlechtshormone mehr. Der Verein Katzenfreunde Schweiz rät zu diesem Schritt, wenn die Katze ohnehin nicht gedeckt werden soll. Jede Rolligkeit sei mit grossem Stress verbunden, schreibt er auf seiner Webseite. Beobachte man das Verhalten der Katzen in einer solchen Phase, entstehe leicht der Eindruck, sie hätten Schmerzen. Erfolge über längere Zeit keine Deckung, könne es zudem zu einer für die Katze sehr belastenden Dauerrolligkeit kommen. Weiter steige mit jeder Phase das Risiko einer Gebärmutterentzündung und weiteren hormonell bedingten Krankheiten. Und bei Wohnungskatzen könne die Rolligkeit gar zu einer unverhofften Flucht aus der bekannten Umgebung führen – im schlimmsten Fall direkt in den Strassenverkehr. 

Der ideale Zeitpunkt für eine Kastration ist gemäss Katenfreunde Schweiz nicht nach, sondern noch vor der ersten Rolligkeit respektive der Geschlechtsreife. Damit könne auch das Risiko von meist bösartigen Mammatumoren gesenkt werden, sagt Heiniger dazu. Die Geschlechtsreife kann je nach Rasse im Alter von vier bis neun Monaten eintreten. Für die nicht kastrierten Katzen hingegen heisst es weiterhin: laut und dufte um den Partner werben.