Warum tut sie das bloss? Das haben sich wahrscheinlich schon viele Katzenbesitzer gefragt, denn Ledersofas, Tapeten, Tischbeine, Polster von Sesseln und Stühlen sind die bevorzugten Kratzstellen der Tiere. So mancher Mensch musste schon seine Einrichtungsgegenstände entsorgen, weil die Katze sie nach ihrem Geschmack neu dekoriert hatte.

Katzen haben, so scheint es, eine unheimliche Vorliebe dafür, ihre Krallen immer da zu wetzen, wo es den Menschen am meisten stört. Die Tiere schärfen ihre Krallen vor allem aus zwei Gründen. Zum einen ist es nichts anderes als eine Pflege der eigenen Waffen. Die Krallen werden bei der Jagd eingesetzt, um die Beute zu packen und festzuhalten. Mit den Pfoten angeln und fummeln die Tiere in Löchern und Ritzen nach Mäusen oder anderer Beute. Dabei sind die ausgefahrenen Krallen nützliche Instrumente und es versteht sich von selbst, dass diese Waffen immer in tadellosem Zustand sein müssen.

Zum anderen aber erfüllt das Krallenwetzen noch einen anderen Zweck, nämlich den, eine optische mit einer olfaktorischen Botschaft zu kombinieren. Neben dem Harnmarkieren gibt es auch das Kratzmarkieren. Das erklärt, warum die aus Katzensicht strategisch wichtigen Stellen verkratzt werden: Türrahmen, Schränke, Sessel. Denn das sind «Landmarken» im Katzenrevier, an denen Artgenossen vorbeikommen und die Botschaft lesen sollen: «Ich war hier.»

Fernhaltesprays lösen das Problem nicht
Beim Wetzen hinterlassen die Pfoten für menschliche Nasen nicht wahrnehmbare Botschaften, die für die Stubentiger jedoch sehr wohl zu erschnuppern sind. Jemand, dessen Tiere übermässig an den Möbeln kratzen, sollte sich die Strukturen und Verhältnisse in der Katzengruppe genauer ansehen. Wird hier eines der Büsis gemobbt und muss sich eines auf diese Art beweisen? Gibt es Stress im Rudel? Oder starke Konkurrenz untereinander?

Gekratzt wird mit Vorliebe auf Untergründen, die einen gewissen Widerstand leisten, also auf grobfaserigen Tapeten und Stoffen und auf Leder. Auch suchen die Tiere immer wieder gerne dieselben Stellen zum Kratzen auf. Auf dem Markt werden sogenannte «Fernhaltemittel» zum Sprühen angeboten. Die wirken jedoch, wenn überhaupt, nur kurzfristig und können schlimmstenfalls Nase und Augen der Tiere reizen. Das Gleiche gilt für biologische oder Hausmittel, und auch diese schaden womöglich der Gesundheit der Tiere. Helfen können unter Umständen Pheromonstecker in der Wohnung oder Pheromonsprays für die verkratzten Stellen. «Kratzen nicht mehr nötig», soll die duftende Botschaft des Antistresshormons heissen.

Wirklich Abhilfe schaffen aber einzig legalisierte Kratzstellen. Die müssen aber nicht nur den Menschen, sondern vor allem der Katze gefallen. Dafür ist es nötig, horizontale und vertikale Kratzstellen anzubieten. Das können ein standfester Kratzbaum oder eine Kratztonne sein, die möglichst in der Nähe eines Fensters stehen sollten, um Ausblick nach draussen zu bieten. Wer seiner Katze Gutes tun möchte, der achtet beim Kratzbaumkauf darauf, dass sie auch wirklich daran kratzen kann – also, dass die Abstände der Plattformen zur Grösse des Tieres passen. Aber auch Kratzspielzeug oder rutschfeste Kratzmatten aus Sisal werden gerne benutzt, denn die Tiere wetzen sowohl im Stehen auf den Hinterbeinen als auch im Sitzen oder Hocken. Wichtig ist, der Katze beizubringen, wo sie kratzen darf und wo nicht. Das bedeutet, sie konsequent von unerlaubten Orten wegzunehmen und an die legale Kratzstelle zu setzen – und zu loben, wenn sie dort kratzt.

Und was tun mit den bereits verkratzten Stellen? Da hilft nur, sie unzugänglich und unattraktiv zu machen – also abzudecken, etwas davorzustellen oder sonstwie den Zugang zu versperren.