Haut und Haare sind wahre Multitalente: Bei Hitze regulieren sie die Körpertemperatur über Schweissdrüsen, bei Kälte bilden aufgestellte Haare ein wärmendes Luftpolster. Eine dichte Mähne wärmt im Winter und hält im Sommer Sonne und Insekten ab. Das Fell, der Schweif und der Kötenbehang fungieren wie eine Regenrinne und leiten das Wasser vom Körper weg auf die Erde. Zahlreiche Talgdrüsen sorgen dafür, dass die Haut trocken und geschmeidig bleibt.

Doch seine natürliche Schutzfunktion kann nur ein gesundes Haarkleid erfüllen. Überhaupt sind ein stumpfes, schütteres Fell, ein brüchiger Schweif oder kahle Stellen weit mehr als reine Schönheitsfehler. «Solche Alarmsignale sollte man immer ernst nehmen. Denn Haut und Haare sind ein Spiegel der Gesundheit», sagt Silke Hieronymus aus Hombrechtikon ZH. Die Tierärztin hat sich unter anderem auf Tierernährung und Krankheitsprophylaxe spezialisiert. «Ursachen für Fellprobleme gibt es viele, darunter Allergien, Futterunverträglichkeiten, Parasiten, bakterielle Infektionen, Milben- oder Pilzbefall und Stoffwechselstörungen.»

Jeder Mangel äussert sich auf seine Weise
Eine grosse Rolle spielt auch die richtige Fütterung. Denn das Fell kann nur dann in vollem Glanz erstrahlen, wenn der Körper ausreichend mit Vitaminen, Spurenelementen und Fettsäuren versorgt ist. «Einen lang anhaltenden Selenmangel erkennt man zum Beispiel an einem sehr struppigen Fell, bei dem die Haare fast waagerecht abstehen, während zu wenig Kupfer und Zink unter anderem zu Farbveränderungen, besonders in der Zeit des Fellwechsels führen», erklärt Hieronymus. «Fehlen essenzielle Fettsäuren, wird das Fell stumpf.» Die Tierärztin, die unter anderem auch Fütterungsseminare anbietet, warnt davor, bei Fellproblemen willkürlich Zusatzfuttermittel in den Trog zu schütten. Das sei nicht nur rausgeworfenes Geld, sondern im schlimmsten Fall kontraproduktiv, da überhöhte Rationen auch die Gesundheit schädigen können.

Bei Haut- und Fellproblemen solle man deshalb immer erst den Tierarzt konsultieren, der den Ursachen unter anderem mithilfe von Blut- und Kotproben und einer Futteranalyse auf den Grund gehen kann. Werden medizinische Probleme behoben und die Fütterung optimiert, könne sich der allgemeine Zustand und damit auch das Fell des Pferdes oft schon in wenigen Wochen enorm verbessern, sagt Hieronymus.  

Entscheidend für eine optimale Versorgung mit Nährstoffen ist neben einer individuell angepassten Fütterung eine gesunde Magen-Darm-Flora. Ist diese gestört, zum Beispiel durch übermässige Kraftfuttergaben, zu lange Fresspausen, schimmeliges Heu und Stroh oder ein Magengeschwür, können die Dickdarmmikroben unter anderem keine Fettsäuren aus dem Futter gewinnen und in den Stoffwechsel einschleusen. Neben Haut- und Fellproblemen treten in der Regel noch andere Anzeichen für eine gestörte Darmflora auf, darunter angelaufene Beine, übel riechender Kot, Juckreiz, Durchfall, lange Lösungsphasen, ein fester Rücken und verminderte Leistungsfähigkeit.

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