Weit geblähte Nüstern beim Pferd – nach einer körperlichen Anstrengung oder als Teil des Imponiergehabes – sind ein kraftvoller und majestätischer Anblick. Doch nicht mehr jedes Pferd kann so richtig tief durchatmen. Probleme mit den Atemwegen gehören nach Koliken zu den häufigsten inneren Erkrankungen. Schätzungen gehen davon aus, dass fast ein Viertel aller Pferde einmal im Jahr an einer mit Hustensymptomen einhergehenden Erkrankung der Atemwege leidet. Fast zehn Prozent des Pferdebestandes sind chronisch hustenkrank. Eine Erkrankung der Atemwege wirkt sich direkt auf die Sauerstoffaufnahme des Pferdes aus und ist daher eine grosse Bedrohung für seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit. 

Die Atemwege des Pferdes bestehen aus den Nüstern, dem Kehlkopf, der Luftröhre und der Lunge, einem sehr leistungsfähigen Organ. Im Ruhezustand atmet ein Grosspferd 12 bis 16 Mal pro Minute, wobei bei jedem Atemzug fünf bis acht Liter Luft in seine Lungen strömen. In der Minute bewegt das Pferd also rund 80 Liter, im Tag weit mehr als 100 000 Liter Luft. Bei körperlichen Anstrengungen steigen diese Werte beträchtlich an. Unter maximaler Belastung beträgt das Atemvolumen beeindruckende 1600 bis 1900 Liter pro Minute. 

Ein intaktes Immunsystem ist wichtig 
Der Weg der Luft durch den Pferdekörper beginnt bei den Nüstern. Von dort strömt sie durch den Kehlkopf in die Luftröhre, die sich am Brusteingang in die beiden Hauptbronchien teilt. Diese verästeln sich immer weiter und werden dann Bronchien genannt. Am Ende der feinsten Verästelungen schliesslich sitzen traubenförmig angeordnet winzige Lungenbläschen, von denen jedes Pferd mehrere Millionen besitzt. In eben diesen Lungenbläschen findet der Gasaustausch zwischen Atemluft und Blut statt: Der lebenswichtige Sauerstoff gelangt hier ins Blut des Pferdes, der «Abfallstoff» Kohlendioxid zurück in den Luftraum und mit dem Ausatmen ins Freie.

Doch in diese sensible Zone des Körpers wird mit der Atemluft nicht nur Sauerstoff transportiert, sondern auch Schadstoffe wie Staub, Gase, Pilzsporen, Viren und Bakterien. Ein gesundes Pferd mit einem intakten Immunsystem kann einen Teil dieser Schadstoffe gut bewältigen. Ist das Pferd diesen Reizen aber dauernd ausgesetzt, zum Beispiel in einem schlecht belüfteten Stall, oder ist es durch Reise- oder Turnierstress, Überanstrengung im Training, Parasitenbefall und mangelhafte Ernährung gesundheitlich angeschlagen, kann daraus eine Erkrankung der Atemwege entstehen. 

Impfung auch für Freizeitpferde sinnvoll
Atemwegsbeschwerden müssen immer ernst genommen werden, um chronische Erkrankungen oder Folgeschäden zu vermeiden. Vom frühen Erkennen, richtigen Beurteilen und Behandeln einer zu Beginn oft harmlos erscheinenden Atemwegsstörung durch den Tierarzt hängt vielfach die weitere Nutzungs- und Lebensdauer des Pferdes ab. Husten – abgesehen von einem einmaligen Husten infolge eines Verschluckens – ist fast immer ein Alarmzeichen und sollte von einem Tierarzt abgeklärt werden. Vor allem Husten, der plötzlich und anfallartig auftritt, eventuell noch in Kombination mit Fieber, erfordert eine sofortige Behandlung. Da es sich dabei um eine infektiöse Erkrankung der Luftwege handeln kann, also um einen Virushusten, sollte das betroffene Tier vorsichtshalber von anderen Pferden isoliert werden. 

Gegen die Equine Influenza (Pferdegrippe), eine hochansteckende infektiöse Erkrankung der oberen und unteren Atemwege, müssen Pferde, die in der Schweiz an Turnieren starten wollen, geimpft sein. Aber auch für jedes Freizeitpferd ist diese Impfung sinnvoll, da ein Kontakt mit anderen Pferden – und sei es nur beim Ausreiten – nicht ausgeschlossen werden kann.   

Oftmals entwickelt sich aus einem scheinbar problemlos abheilenden Virushusten eine bakterielle Sekundärinfektion und ein chronisch-allergischer Husten. Vor allem durch eine zu kurze Schonung des Pferdes nach der Erkrankung sowie eine ungenügende Stallhygiene wird die Entstehung einer chronischen Atemwegserkrankung begünstigt. 

Ein Zusammenhang zwischen der Haltungsform von Pferden und dem Auftreten von Atemwegserkrankungen konnte mittlerweile zweifelsfrei nachgewiesen werden. Bei Pferden in Boxenhaltung kommen chronische Lungenkrankheiten weitaus häufiger vor als bei Tieren, die im Freien gehalten werden.

In einem schlecht belüfteten Stall enthält die Atemluft eine sehr hohe Konzentration an Staub- und Mikroorganismen. Bei Untersuchungen konnten zum Teil bis zu 70 verschiedene Pilzsporen isoliert werden. Quellen dieser Schadstoffe sind neben Futter und Einstreu auch der Kot und Urin der Pferde. Die Staubbelastung in Ställen muss deshalb so weit wie möglich reduziert werden. Frische Luft kann zwar keinen Virushusten verhindern, wohl aber eine sekundäre bakterielle Besiedlung der Atemwege. Neben guter Lüftung und Luftzirkulation spielt auch die Luftfeuchtigkeit im Stall eine wichtige Rolle. Ideal sind 60 bis 80 Prozent. Eine höhere Luftfeuchtigkeit begünstigt die Vermehrung von Krankheitserregern, Schimmelpilzen und Parasiten.

Kräuter sorgen für Vitalstoffe 
Auf der anderen Seite wird die Staubent­wicklung im Stall durch zu trockene Luft begünstigt. Diese ist während des Mistens, Einstreuens und der Raufutterzeit am stärksten. Früher wurden nicht umsonst die Stallgänge vor dem Wischen angefeuchtet – eine sinnvolle Tradition, die heute weitgehend verloren gegangen ist. Eine so weit wie möglich staubreduzierte Haltung, am besten im Offenstall, in Boxen mit frei zugänglichen Ausläufen oder mit grossen Fenstern ist deshalb eine der wichtigsten Massnahmen im Vorbeugen von Atemwegsproblemen. 

Ein weiterer Grund für die Anfälligkeit der unteren und oberen Atemwege für Erkrankungen ist der Mangel an Vitalstoffen, die für das Bronchialsystem des Pferdes wichtig sind. Kräuter bilden, neben Gräsern, die natürliche Nährstoffgrundlage des Pferdes. Sie enthalten wertvolle Vitamine, Spurenelemente, Mineralien, Gerbstoffe und Öle. Diese stärken das Bronchial- sowie das Immunsystem des Pferdes und unterstützen natürliche Funktionen, wie eine geregelte Schleimbildung und einen ausgeglichenen Feuchtigkeitsgehalt der Atemwege. Die heutigen, meist überstrapazierten Wiesen und Weiden und das daraus gewonnene Heu sind arm an solchen Kräutern. Für Pferde, die unter akuten oder chronischen Atemwegsproblemen leiden, sowie zum Vorbeugen bietet der Fachhandel deshalb spezielle Kräutermischungen zur Futterergänzung an.