Taubenzüchter sind bereit, immer wieder Neuerungen auszuprobieren. Dazu gehört auch ihr Fütterungskonzept. Neben Grünzeug hat sich in den letzten Jahren auch Hafer immer mehr durchgesetzt. Aufgrund der schmalen und spitzen Körner wäre früher niemand darauf gekommen, ihn an seine Tauben zu verfüttern. Schliesslich bevorzugen Tauben eher runde Körner. 

Die Inhaltsstoffe des Getreides versorgen den Taubenorganismus mit hochwertigen Bausteinen. Dazu ist sein hoher Schleimgehalt ideal, den Magen-Darm-Trakt auf Vordermann zu bringen. Das weiss auch der Mensch, der bei Krankheiten den sogenannten Haferschleim isst, auch das britische Nationalfrühstück Porridge ist auf der Basis von Hafer. 

Ob man seinen Tauben den gelben oder den bei Pferdehaltern beliebten schwarzen Hafer anbietet, ist egal. Beide bieten die gleichen Inhaltsstoffe. Bei allen Vorteilen, die Hafer in der Taubenfütterung mit sich bringt, bleibt das Problem, dass ihn Tauben nicht gerne fressen. Sie nehmen ihn erst an, wenn nichts anderes mehr da ist. Deshalb muss die Fütterungsration so knapp bemessen sein, dass sie vollständig aufgefressen wird. Es gibt aber einige Züchter, die ihren Tauben gegenüber nicht so streng sein können, auch wenn es für sie besser wäre.

Manche Taubenzüchter haben deshalb auf Haferflocken zurückgegriffen. Diese sind günstig zu bekommen und werden von den Tauben innerhalb kürzester Eingewöhnungszeit vollständig gefressen. Es kann sogar so weit kommen, dass sie für Haferflocken alle anderen Futterbestandteile liegen lassen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um die feinen Haferflocken oder die gröberen Futterhaferflocken handelt. 

Gerade wenn Jungtiere in den Nestern liegen, sind Haferflocken ideal. Der Kropf der Jungtiere ist schön weich gefüllt und der Magen-Darm-Trakt wird nur wenig beansprucht. Der einzige Nachteil ist, dass Haferflocken aus geschältem Hafer hergestellt werden. Die wertvolle Spelzenschicht wird hier vorher entfernt. Dabei besitzen Spelzen viele gesunde Bestandteile und Ballaststoffe. Man steckt nun also in einer Art Zwickmühle. 

Am besten frisch gequetscht
Die Lösung ist gequetschter Hafer, der hauptsächlich in der Pferdehaltung verwendet wird. Jedes einzelne Haferkorn wird hierzu durch zwei Rollen gequetscht. Dadurch erhält es in etwa die Form von Haferflocken, ohne die Kornbestandteile zu verlieren. Im Gegensatz zu Flocken brauchen die Tauben etwas länger, bis sie den gequetschten Hafer fressen. Sind sie aber erst einmal daran gewöhnt, gibt es auch hier keine Probleme. Der Effekt bei den Jungtieren ist übrigens der gleiche wie mit Haferflocken. Einige Taubenzüchter sind dazu übergegangen im ersten Fütterungsdurchgang nur gequetschten Hafer anzubieten und dann das übliche Mischfutter. Mit dieser Methode haben sie recht guten Erfolg.

Schwierigkeiten kann dagegen die Lagerfähigkeit von gequetschtem Hafer bereiten. Das hängt damit zusammen, dass durch das Quetschen die ungesättigten Fettsäuren oxidieren können, was wiederum dazu führt, dass der Hafer ranzig riecht. Dies passiert vor allem, wenn er in nicht atmenden Behältern aufbewahrt wird. Leinensäcke sind deshalb immer vorzuziehen. Noch besser ist es, wenn der Hafer frisch gequetscht wird. Da eine Haferquetsche aber in der Anschaffung recht teuer ist, kann sich das nicht jeder leisten. Noch dazu, da die Mengen meistens sehr überschaubar sind. Eine gute Alternative kann es sein, sich bei einem Pferdehalter immer etwas Hafer quetschen zu lassen. Bei guter Lüftung ist eine Lagerung über mehrere Wochen hinweg problemlos möglich.

Für Taubenzüchter, die mit der Fütterung von Hafer bisher immer Probleme hatten, ist gequetschter Hafer eine sinnvolle Alternative. Die Tauben werden es einem danken.