Das Nest schützt Eier und Jungvögel vor Temperatureinflüssen, bietet Schutz vor unerwünschten Umwelteinflüssen und Beutegreifern und polstert die Eier optimal. Manche Vögel bauen aufwendige und mehrere Nester wie Webervögel, andere legen ihre Eier lediglich in eine Mulde wie viele Limikolenarten. Eier von Freibrütern sind besonders getarnt, sodass sie mit der Umgebung verschwimmen, ganz im Gegensatz zu den Eiern von Höhlenbrütern, die meistens weiss sind, da sie im Innern von Höhlen geschützt sind. Die Jungen von Freibrütern wie dem Flussregenpfeifer sind Nestflüchter, jene von Höhlenbrütern wie junge Spechte gehören zu den Nesthockern. Nestflüchter schlüpfen mit offenen Augen und tragen ein vollständiges Daunenkleid. Kurz nach dem Schlupf beginnen sie herumzugehen, verlassen das Nest nach wenigen Stunden und nehmen bald selber Futter auf. Im Gegensatz dazu schlüpfen Nesthocker wie Amseln völlig hilflos und blind und sind auf Futtergaben ihrer Eltern angewiesen.

Andere Vögel haben eigentümliche Nistplätze. Die Feenseeschwalbe auf der Seychellen-Insel «Bird Island» legt die Eier in eine Astgabel, Trottellummen an den Küsten des Nordatlantiks legen sie auf Felsvorsprünge, Pinguine brüten sie unter einer Hautfalte auf den Füs­sen aus. 

Die meisten Vögel, die in Volieren gepflegt werden, bauen Nester oder sind Höhlenbrüter. Papageien, zu denen auch Wellensittiche gehören, nisten stets in Höhlen. Wellensittichnistkästen gibt es im Fachhandel zu kaufen. Wichtig ist, dass sie einen Einsatz aus Holz mit einer Nistmulde im hinteren Bereich aufweisen. Als Nistunterlage können Hanfstroh, Buchenholz- oder Maisgranulat oder Sägespäne verwendet werden. Manche Züchter bevorzugen Nistkästen aus Plastik, die nach der Brut mit heissem Wasser gewaschen werden. Doch auch da ist eine Unterlage aus Holz wichtig, denn sie wird benagt. Das wirkt sich stimulierend auf das Brutverhalten aus. Manche Agaporniden, die auch in Wellensittich-Nistkästen brüten, tragen gerne Zweige und Blätter in den Nistkasten ein.

Anspruchsvolles Ausfliegen
Papageien in der Natur benagen ihre Nisthöhlen, bevor Eier darin gelegt werden. Darum ist es sinnvoll, morsche Holzstücke aus dem Wald in Nistkästen zu legen. Das Holz wird zernagt und teilweise aus dem Kasten geworfen. Dieses Verhalten bringt die Paarpartner in Brutstimmung. Auch Buchenholzgranulat oder Schnitzel von unbehandelten Bäumen aus dem Wald werden zerkleinert und teilweise hinausbefördert. Waagrecht angebrachte Nistkästen sind sinnvoll, denn die Vögel springen so nicht gleich auf die Jungen, wenn sie hastig in den Kasten klettern. Zudem ähneln waagrechte Nistkästen Baumhöhlen in Ästen in der Natur. Der Schweizer Züchter und Schreiner Hans Meier aus Wenslingen BL entwickelte sogenannte Ablaufnistkästen, die einem schrägen Astloch nachempfunden sind und sich in der Papageienzucht hervorragend bewährt haben.

Der verstorbene Lorizüchter Hans Walser aus Oberburg BE beobachtete, dass gewisse Loriarten aus dem Einflugloch waagrechter Nistkästen koten und so das Nistmaterial sauberer bleibt. Gerade bei Loris ist es notwendig, das Nistkastenmaterial während der Aufzucht regelmässig zu wechseln, denn wenn es von den Ausscheidungen feucht ist, tendieren die Altvögel dazu, die Jungen zu rupfen.

Vögeln, die Nester bauen, sollten in der Volierenhaltung Nisthilfen zur Verfügung gestellt werden. Sie bauen mit Gräsern, Heuhalmen, Scharpie, Moos oder Kokosfasern Nester in Körbchen. Teilweise entspricht es dem Sicherheitsbedürfnis, wenn sie halb geschlossen sind oder wenn künstliche Pflanzen vor den Eingängen angebracht werden. Viele Weichfresser bauen ihre Nester in ein Pflanzen­dickicht. Prachtfinken bauen sie dagegen in halb offene Nistkästen oder in dichte Vegetation. Sie kann aus aufgehängten Föhrenästen bestehen.