Vom Degu bis zur Seenadel
Das besondere Zoofachgeschäft «amaZoonas» in Luzern-Littau
Terrarien so gross wie Zimmer, Aquarien, die einer Flusslandschaft nachempfunden sind, und turtelnde Wellensittiche in einer Aussenvoliere. Im Zoofachgeschäft «amaZOOnas» in Luzern-Littau ist alles etwas anders. Ein Besuch vor Ort.
Vom Regenwald führt ein Steinpfad zum blauen Korallenmeer. Erholung von der Exkursion gibt es später an der tropischen Flusslandschaft. Der Besuch des Zoofachgeschäfts amaZOOnas inLuzern-Littau ist ein Erlebnis, ähnlich einer Ferienreise. Die Inhaber Nicole von Däniken und Roberto Topatigh haben alles selbst gestaltet und gebaut, nach den Bedürfnissen der Tiere und Erkenntnissen aus der Natur. Zoohandlungen sind selten, solche mit Aussenanlagen, wie das Geschäft amaZOOnas, sowieso.
Wellensittichgeplapper und Nymphensittichschreie weisen den Weg. Schon bei der Haltestelle Littau-Michaelshof der Luzerner Buslinie Nummer 12 sind die kleinen Australier zu hören. Ein grosses Plakat neben der Voliere lädt zur Entdeckungsreise ins Tierfachgeschäft amaZOOnas ein. Zwergziegen meckern und Kaninchen hoppeln über eine Wiese. Am Pfad liegen Teiche in stufenweiser Anordnung. «Im Sommer sonnen sich hier auf Steinen wilde Waldeidechsen», sagt Nicole von Däniken.
Die Geschäftsführerin des amaZOOnas betont: «Die Aussenflächen sind wichtig für die Lebensqualität vieler Tiere.» Sie seien denn auch das Kriterium für ein Ladenlokal gewesen, erklärt sie wenig später im Geschäft. Tiere beschäftigen Nicole von Däniken und ihren Partner Roberto Topatigh seit jeher. «Als wir zusammenzogen, hatten wir acht Aquarien in unserer Wohnung», sagt die Tierliebhaberin. Der Traum der Werbeassistentin und des Fotografen von der eigenen Zoohandlung war eine logische Folge.
Verändertes Artenspektrum
Von Däniken erinnert sich: «Früher gab es vor allem kleine Läden mit winzigen Gehegen. Wir wollten den Leuten aber zeigen, wie Tiere besser gehalten werden können.» Viel Platz und naturnahe Gehege sind der rote Faden, der sich durch das Leben der beiden zieht und zur Gründung des eigenen Geschäfts führte. Vor der Eröffnung, im Alter von 28 Jahren, hat Nicole von Däniken als Zweitausbildung eine Lehre im Zoofachhandel absolviert.
Im November 1996 war es soweit, amaZOOnas öffnete seine Tore. Die Leute kamen sofort. Kunden sind Spezialisten, Tierliebhaberinnen, aber auch Spitäler, Heime und andere Institutionen, die Tiere halten. Viele kämen aber auch einfach auf einen Rundgang vorbei, sagt Nicole von Däniken. Kein Wunder, denn der Besuch des amaZOOnas ist ein Erlebnis, besonders wegen den vielen Tierarten und den naturnah eingerichteten Terrarien und Aquarien, die dem Zoostandard entsprechen.
Rotaugen-Laubfrösche kleben gut getarnt an Pflanzenblättern, Marañón-Baumsteiger hüpfen über eine von Moos bewachsene Wurzel, Erdbeer-Landeinsiedlerkrebse krabbeln über weissen, feinen Sand im seichten Wasser, während Zwergbartagamen auf einem Stein mit den Köpfchen nicken. Zwei Azurblaue Pfeilgiftfrösche haben sich in der Pflanzenwelt ihres Terrariums so gut versteckt, dass sie gerade nicht zu sehen sind. Wie in der Natur in Brasilien verbergen sie sich vermutlich irgendwo unter der Laubschicht.
«Etliche Arten wie Kronengeckos, Zwergbartagamen und Pfeilgiftfrösche vermehren sich hier bei uns», sagt Nicole von Däniken. Ansonsten bezögen sie Tiere von ihnen bekannten Züchtern. Früher sei das Angebot gerade bei den Vögeln und Reptilien grösser gewesen. «Heute haben wir dafür mehr Insektenarten im Angebot.» Gespensterschrecken, tropische Asseln, Käfer und Gottesanbeterinnen würden seit einigen Jahren von jung bis alt nachgefragt.
Viel Platz schafft Frieden
«Es ist gut, dass es keine Vogelwildfänge mehr gibt», sagt Nicole von Däniken, während Kanarienvögel in einer grossen Zimmervoliere mit Glasfronten trällern. Es sei aber nicht immer schlecht, wenn mit Tieren aus der Natur gehandelt werde, erklärt die Tierfreundin. Sie ist über einen Steinweg ans «tropische Meer» entschlüpft. In einem Aquarium schweben die zu den Knochenfischen gehörenden Seenadeln im Wasser und Wimpelfische schwimmen in Gruppen umher. «Die Meerwasserabteilung haben wir einige Jahre später eröffnet», erklärt die innovative Frau.
Im Gegensatz zu Süsswasserfischen werden gewisse Korallenfische manchmal als Wildfänge importiert. Das könne für Riffe positive Auswirkungen haben, sagt die Expertin. Sie erzählt von einem Korallenriff auf den Philippinen, wo Ortsansässige während vielen Jahren vom Fang tropischer Meerwasserfische lebten. «Dann wurde dies plötzlich verboten.» Das Resultat: Das Riff sei heute zerstört und die Kalkaufbauten würden zum Bau von Häusern verwendet. «Vorher generierten die Bewohner ihr Einkommen durch das Riff. Darum war es ihnen wichtig, dass die Lebensgemeinschaft erhalten bleibt.»
Der Blick in ein grosses Schaubecken mit Anemonen, Korallen und farbigen Fischen ist wie Schnorcheln vor den Malediven. Manche Tiere würden sie nicht verkaufen. «Wir zeigen, wie sie gehalten werden sollen», sagt Nicole von Däniken.
Die Beratung steht bei amaZOOnas an erster Stelle. Nicole von Däniken macht eine positive Entwicklung in der Tierhaltung aus. Das Wissen sei aufgrund von Fachliteratur grösser geworden, der Stellenwert des Tiers sei heute höher. «Zoos haben einen positiven Einfluss. Sie zeigen Tiere in biotopähnlichen Gehegen, das inspiriert.» Manchmal seien Angaben aus dem Internet ein Problem.
Von Däniken gibt ein Beispiel: «Oft wird bei Bartagamen Einzelhaltung empfohlen», sagt sie. Sie beobachte aber, wie sehr doch die Echsen aneinanderhingen. Ein Paar lebt in einer offenen, wüstenartig gestalteten Landschaft mit Wärme- und UV-Lampen. Die Zoohändlerin ortet das Problem für Unverträglichkeiten bei geringen Gehegegrössen: «Bei allen Tieren ist es so: Viel Platz schafft Freiraum und Frieden!» So empfehle sie auch für Kaninchen und Meerschweinchen grosse Gehege. «Ein herkömmlicher Stall für Kaninchen ist gut, doch nur für die Nacht.» Tagsüber sollten sie Auslauf haben.
Ein putziger Nager mit braunem Fell und behaartem Schwanz wieselt derweil über eine Wurzel und blickt durch die klare Scheibe, während drei Artgenossen miteinander kuscheln. Nicole von Däniken erklärt dazu: «Degus aus Südamerika leben in Gruppen und werden trotzdem zutraulich.» Ein weiterer Vorteil: Kot und Urin sind geruchlos.
«Bei allen Tieren ist es so: Viel Platz schafft Freiraum und Frieden!»
Nicole von Däniken Geschäftsführerin «amaZOOnas», Luzern-Littau
Zu einer kreativen Gehegegestaltung gehöre bei vielen Tieren frisches Grün, sagt Nicole von Däniken. «Pflanzen sind wichtig.» Sie sorgen für ein ideales Raumklima, gute Luftqualität, bieten Versteckmöglichkeiten und dienen der Ernährung. Pflanzen spielen denn auch eine tragende Rolle im speziellen Zoofachgeschäft. Am Teich mit den ruhig kreisenden Kois wächst eine Zwergdattelpalme, über Steine am Ufer klettert eine Efeutute und bildet an der Fensterfront Blätter so gross wie Teller aus.
Süsswasserabteilung als Flusslandschaft
Das Paar führt die Zoohandlung mit je 350 Quadratmetern Aussen- und Innenfläche zusammen mit drei Angestellten. Iris Tostao beispielsweise absolviert die Lehre als Wildtierpflegerin und nimmt gerade eine junge Boa constrictor imperator zum Füttern aus dem Terrarium. «Ich habe nie Angst, unsere Schlangen sind handzahm», sagt die junge Frau. Die Schlange werde 1,5 bis 2 Meter lang, ihr Terrarium müsse mindestens diese Masse haben.
Nun kommt Roberto Topatigh zurück. «Viele Aquarien und Terrarien lassen wir nach Kundenwunsch fertigen und liefern sie nach Hause», sagt er und sieht sofort anschliessend nach den Wasseragamen in einem zimmergrossen Tropenterrarium. Erst nach langem Suchen kommt eine der Echsen zuoberst auf einem von Kletterpflanzen umrankten Ast zum Vorschein.
Die Inspirationen zur Gestaltung der Lebensraumausschnitte holen sich die beiden leidenschaftlichen Zoohändler aus der Natur. Roberto Topatigh und seine Partnerin streifen in ihrer Freizeit gerne den Gewässern entlang. Beide haben wohl auch darum den genauen, ästhetischen Blick, weil sie in kreativen Berufen tätig waren. Roberto Topatigh fotografiert Felswände und Uferabschnitte, um sie für seine eigenen Terrarien und für Kunden mit Styropor und Kunststoffharz nachzubauen. Die Vorliebe für Gewässer inspirierte zur Gestaltung der Süsswasserabteilung. «Sie stellt eine Flusslandschaft dar», erklärt der Aquarianer.
Während in den meisten Zoohandlungen Aquarienwände stehen, sind die Becken im amaZOOnas einzeln auf verschiedenen Höhen angeordnet. Dahinter gedeihen Pflanzen wie Spathiphyllum, Philodendren, Efeututen und Ficus-Arten. Sie wurzeln in den Aquarien und entziehen dem Wasser Nitrat, das durch Mulm, Ausscheidungen der Fische und Futterreste entsteht. Die Beleuchtung wurde auf LED-Strahler umgestellt. Die Lichtkegel erzeugen einen Kringeleffekt im Wasser, so, als würden Sonnenstrahlen in einen Flussabschnitt scheinen.
Schlammspringer winden sich über Schlick, im Brackwasser ziehen Schützen- und Vieraugenfische ihre Kreise, Rennschnecken kriechen einer verzweigten Mangrovenwurzel entlang. Der Besuch der besonderen Zoohandlung in Luzern-Littau ist eben eine Reise in sämtliche Biotope der Tropen, so auch in den tropischen Mangrovenwald.
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