Viele Heimtiere, die im Zoohandel angeboten werden, stammen aus tropischen Zonen. Aquarienfische, Pfeilgiftfrösche, Wellensittiche und Prachtfinkenarten sind Bewohner der Tropen. Warum schafften es gerade sie in europäische Wohnungen und nicht Buchfink, Stichling oder Erdkröte?

Eine simple Antwort liegt auf der Hand: Tropentiere sind sich ganzjährig warmes Klima gewöhnt und bleiben darum unter diesen Bedingungen langfristig gesund. Einheimische Arten brauchen eine Temperaturabsenkung im Winter, manche halten gar Winterruhe oder -schlaf. In den Wohnungen Europas herrschen dank Heizungen ganzjährig warme Bedingungen. Die Verhältnisse sind da also ähnlicher den klimatischen Voraussetzungen im australischen Outback als jenen des Schweizer Waldes. Dies ist ein Grund, warum gerade auch Wellen- und Nymphensittiche aus Australien einen Siegeszug durch europäische Wohnungen angetreten haben. Die trockene Heizungsluft in Schweizer Stuben spiegelt Verhältnisse in australischen Savannen. Nicht zuletzt auch deshalb pflanzen sich diese kleinen Papageienvögel seit ihrem Erstimport um 1840 erstaunlich gut fort.

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Wer Tiere hält, möchte sich meistens immer an ihnen erfreuen können. Eine Erdkröte, die vom Herbst bis in den Frühling in Winterstarre fällt, erfüllt dieses Kriterium nicht. Anders ein Pfeilgiftfrosch. Bei ganzjährig warmen Temperaturen von 25 Grad hüpft er während zwölf Monaten durch die Pflanzenwelt im feuchtheissen Mikroklima seines Terrariums.

Überschwemmung löst Bruttrieb aus

Wer Tiere hält, die aus Zonen mit grossen Temperatur-unterschieden im Jahresverlauf stammen, muss ihnen Gleiches unter Menschenobhut bieten. Der Kurator des Vivariums des Basler Zoos, Fabian Schmidt, sagt: «Wenn Reptilien und Amphibien, die eine Winterruhe brauchen, nicht fachgerecht überwintert werden, beeinflusst das deren Lebensdauer und die Fortpflanzung negativ.» Es sei anspruchsvoll, Tiere zu überwintern. «Wer allerdings im Winter Ferien plant, kann problemlos verreisen, wenn sie im Winterschlaf sind», setzt der Biologe nach. Doch auch bei Tropentieren sei nicht immer alles gleich. Der Experte gibt zu bedenken: «Sie haben zwar einen Tag- und Nachtrhythmus von zwölf Stunden und meist über 20 Grad Wärme, doch viele sind durchaus mit wechselnden natürlichen Bedingungen konfrontiert.»

Der Kurator erwähnt ein Beispiel aus dem Zoo Prag in der Tschechei. Als dort die in Zoonähe fliessende Moldau über die Ufer trat und ein Gebäude, wo Indische Diademschildkröten gehalten wurden, über-schwemmte, löste das deren Zucht aus. «Vorher und nachher haben sie sich nicht fortgepflanzt.»

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Wenn auch in den Tropen die Temperatur ähnlich bleibt, so gibt es auch dort Regen- und Trockenzeiten. Dadurch ändern sich Wasserstand, Luftfeuchtigkeit und Futterangebot. Es ist also auch bei der Haltung von Tropentieren angebracht, nicht ganzjährig gleich zu füttern. Viel Regenwasser während Regenzeiten senkt die Wassertemperatur tropischer Fische und schwemmt Futtertiere ins Wasser, was den Zuchttrieb auslösen kann. Daran sollte denken, wer Tropenfische züchten möchte.

Grundsätzlich sind Tropentiere besser geeignet zur Haltung im Wohnbereich. Die Blaumeise braucht Kälte im Winter, was im Gegensatz zum Bedürfnis des Menschen in der Wohnung steht. Die Gouldamadine aus Australien mag es ganzjährig warm und prosperiert darum im Wohnzimmer.