Frau Maffini, wie ist Ihr Interesse für Amphibien und Reptilien entstanden?

Meine Familie mag Tiere. Das übertrug sich auf mich. Ich liebe Tiere, vom Hund bis zur Schlange. Schon früh entwickelte ich ein besonderes Interesse für Reptilien und Amphibien. Ich halte zu Hause Leopardgeckos, Bartagamen und eine Königspython. Mich faszinieren alle Reptilien und Amphibien.

Sind Reptilien und Amphibien geeignete Heimtiere?

Der Hund ist für den Menschen gezüchtet, Reptilien und Amphibien sind aber Wildtiere. Sie sind nicht zahm, es sind Beobachtungstiere. Sie eignen sich nur für seriöse Liebhaberinnen und Liebhaber, die sich informieren und die Bedürfnisse der jeweiligen Arten abdecken.

Welche Eigenschaften sollten sie haben?

Man muss sicher ruhig sein. Reptilien gewöhnen sich an ruhige, immer gleiche Bewegungen. Es ist wie bei uns Menschen. Wenn jemand nervös und gestresst ist, steckt uns das an. Reptilien fühlen sich dann unsicher und in die Enge getrieben.

Gibt es gesetzliche Vorschriften oder gewisse Einschränkungen zur Haltung von Reptilien und Amphibien?

Ja, zur Haltung von Giftschlangen und grossen, anspruchsvollen Arten ist eine kantonale Bewilligung erforderlich. Die minimale Terrariengrösse ist vorgegeben, und es muss ein Sachkundekurs absolviert werden.

Welche Arten empfehlen Sie, wenn jemand beispielsweise Schlangen, Echsen oder Schildkröten halten möchte?

Kornnattern, Bartagamen und Leopardgeckos sind geeignete Arten, deren Bedürfnisse gut erfüllt werden können. Ich muss aber auch sagen, dass gerade diese Arten häufig bei uns abgegeben werden, weil sie im Zoofachhandel erworben werden können und sich die Leute vorgängig nicht gut informieren.

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Wo sind denn Informationen erhältlich? Erteilen beispielsweise Sie im Vivarium Meyrin Auskunft?

Wir beantworten spezifische Fragen gerne. Es führt aber kein Weg an Fachliteratur vorbei. In unserer Bibliothek haben wir viele Fachbücher in mehreren Sprachen, die bei uns in einer Leseecke auch konsultiert werden können.

Wie gross muss ein Terrarium für eine Kornnatter sein und welche Einrichtung braucht die Schlange?

Das Gesetz schreibt ein Standard-Terrarium von 100 x 50 x 75 Zentimeter vor. Aber eine Kornnatter kann über einen Meter lang werden. Wie fühlt sich ein Mensch in einem kleinen Zimmer? Es gefällt ihm viel besser, wenn er eine ganze Wohnung hat. Darum ist auch für die Kornnatter ein Terrarium von 150 x 50 x 75 Zentimeter besser. Je grösser ein Terrarium ist, desto geeignetere Plätze für die Schlange können eingerichtet werden. Für die Kornnatter ist ein Boden aus Reptilien-Holzschnitzeln geeignet. Gewöhnlicher Sand ist nicht gut für Reptilien, denn er verhärtet. Deshalb sollten nur Wüstentiere auf feinkörnigem Sand gehalten werden. Dieser Sand wird in Zoohandlungen angeboten. Das Material zur Ausstattung eines Terrariums sollte im Zoofachhandel erworben werden. Mit Gegenständen aus der Natur werden Keime und Pilze eingeschleppt.

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Welche Amphibienarten empfehlen Sie?

Die Chinesische Rotbauchunke und der Schmuckhornfrosch sind einfacher zu haltende Amphibienarten. Die Unken ernähren sich von Raupen, Fliegen und Tubifex, der erwachsene Schmuckhornfrosch verspeist Mäuse.

Wie muss ein Terrarium für Amphibien oder Reptilien beleuchtet und geheizt werden?

Vorbild ist immer die Natur. Wüstentiere brauchen viel ultraviolettes Licht, Regenwaldbewohner weniger. Es ist gut, wenn die Wärme von oben kommt, doch in einem hohen Terrarium kann eine Wärmequelle unten auch sinnvoll sein.

Wie sieht man, ob es dem Reptil gut geht?

Es muss im Terrarium aktiv sein, seinen Standort wechseln. Liegt es immer am gleichen Ort, ist dies ein schlechtes Zeichen, es hat zu kalt oder zu warm.

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In einem Regenwaldterrarium ist es stetig feucht. Wie können Fäulnisherde vermieden werden?

Luftzirkulation und Ventilation sind essenziell, zudem ist die Hygiene entscheidend. Ausscheidungen der Tiere müssen entfernt werden.

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Wo können Reptilien und Amphibien erworben werden?

Bevor ein neues Tier gekauft wird, sollte man sich immer bei Auffangstationen erkundigen, ob nicht ein Abgabetier einen guten Platz braucht. Es gibt so viele Tiere in den Auffangstationen, dass es nicht sinnvoll ist, ein neues zu erwerben.

Ist die Erhaltungszucht von Reptilien wichtig?

Ja, aber nur, wenn diese auf professioneller Basis betrieben wird. Es braucht dazu einen Zuchtbuchkoordinator. Es ist eine komplexe Aufgabe, unter Menschenobhut eine Art durch Zucht zu erhalten. Auch Inzucht muss vermieden werden, Varianten und Unterarten dürfen nicht miteinander gekreuzt werden. Darum wird ein solches Projekt stets wissenschaftlich begleitet.

Was wünschen Sie sich für die Amphibien- und Reptilienhaltung in der Schweiz?

Dass all die Tiere ihren Bedürfnissen entsprechend langfristig gut gepflegt und geschätzt werden.

Zur PersonLéa Maffini (25) stammt aus der Region Martigny im Wallis. Sie bildete sich zur Osteopathin und Naturheilpraktikerin aus. Derzeit absolviert sie die Lehre als Tierpflegerin im dritten Lehrjahr. Nach Abschluss der Lehre wird sie verantwortliche Tierpflegerin im Vivarium Meyrin GE.