In 132'000 Haushalten in der Schweiz leben Reptilien. Ungefähr die Hälfte werde laut einer Studie gesetzeswidrig gehalten. Die häufigsten als Haustiere gehaltenen Reptilien sind Griechische Landschildkröten, Kornnattern und Leopardengeckos.  

Verstösse gegen die Tierschutzordnung 

Diese Zahlen gehen aus einer anonymen Umfrage des Schweizer Tierschutz im Jahre 2020 hervor. 97 Reptilienhalter nahmen an der Studie teil und bei über 50% wurde ein Verstoss gegen die Tierhaltungsauflagen festgestellt. Wird dies auf die Gesamtzahl der Reptilienhalter in der Schweiz hochgerechnet, halten mindestens 60'000 Reptilienhalter ihre Tiere falsch und tierquälerisch – der Verstoss gegen die Tierschutzverordnungen ist illegal und strafbar. 

Gesetzliche Mindestanforderungen garantieren noch keine tierfreundliche Haltung 

Neben der Grösse des Geheges sind die klimatischen Bedingungen für die Haltung von wechselwarmen Tieren, wie Reptilien, entscheidend. Laut der Umfrage messen ein Drittel der Halter die Temperatur und Luftfeuchtigkeit gar nicht. Bei einem Viertel der Befragten, lag die Grösse der Gehege unter den Minimalanforderungen und machen sich damit strafbar. 

Neben den klimatischen Bedingungen und der Grösse des Geheges, ist das Licht entscheidend. Laut dem STS brauchen einige Reptilienarten nicht nur eine gute Grundbeleuchtung, sondern auch Ultraviolettes Licht (UV-A und UV-B). Wenn die Tiere dies nicht erhalten, werden sie mit der Zeit krank. Ein Drittel der Befragten, erfüllte dies nicht.  

Den Schweizer Tierschutz schockiert, dass nicht einmal die gesetzlichen Mindestanforderungen eingehalten werden – die Mindestanforderungen garantieren noch keine tierfreundliche Haltung. Die Empfehlungen für die tierfreundliche Haltung gehen weiter als die vorgeschriebenen Mindestanforderungen und sind laut dem STS deutlich grosszügiger. 

Informationslücken bei Reptilienhaltern 

Im Vergleich mit der Anzahl Reptilienhalter, die bei 132'000 liegt, ist die Stichprobengrösse von 97 Befragten sehr gering. Deshalb kann hinterfragt werden, wie valide die Studie ist, aber sie zeigt sicherlich auf, dass es Missstände und Unwissen bezüglich der korrekten und tierfreundlichen Reptilienhaltung gibt. Laut dem STS besteht auf nationaler Ebene dringend Aufklärungsbedarf zur artgemässen Reptilienhaltung.  

Zudem gäbe es eine gesetzliche Informationspflicht – Verkäufer von Reptilien (Züchter, Händler) sind dazu verpflichtet die Käufer über die Bedürfnisse der Tiere und die gesetzlichen Bestimmungen zu informieren. Die Besitzer sind unteranderem dazu verpflichtet sich im Vorfeld über die Tiere zu informieren. Die Zahlen zeigen jedoch, dass dies nicht funktioniert. Laut dem STS sei die Haltung von Reptilien nicht nur kompliziert, sondern teilweise auch technisch, durch die Lampen etc., sehr aufwendig. Deshalb seien Spontankäufe in jedem Fall zu unterlassen. 

Online-Tool soll Abhilfe schaffen 

Nach dem Tierhaltungsrechner für Nagetiere hat der STS in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) einen weiteren Tierhaltungsrechner für Reptilien entwickelt. Der Rechner spuckt die gesetzlichen Mindestanforderungen aus und die vom Tierschutz empfohlene Grösse des Geheges. Zudem finden sich verschiedenste Informationsblätter rund um die Tiere auf der Website. 

Beispiel Griechische Landschildkröte 

Die Haltung der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni) darf laut dem STS nicht unterschätzt werden, da die Tiere eine Lebenserwartung von bis zu 80 Jahren haben. Die Anschaffung muss gut durchdacht sein. Zudem sollte man sich unbedingt über die Sozialstruktur der Tiere informieren. Sie sind Einzelgänger, können aber auch gut zusammen gehalten werden – aber nur in einem Haremsverhältnis, da Landschildkrötenmännchen während der Paarungszeit sehr aufdringlich werden können, sollten sie laut dem STS in einem Verhältnis von drei Weibchen zu einem Männchen gehalten werden. Zudem sollten nicht mehrere Männchen miteinander gehalten werden, da diese untereinander meist unverträglich sind.  

Vorgehen im Tierhaltungsrechner: 
Auf der Website des Tierhaltungsrechners wählt man zuerst die Reptilienart, die man halten möchte und die Anzahl Tiere. Bei der Griechischen Landschildkröte muss danach die Panzerlänge des grössten Tieres angegeben werden. Die durchschnittliche Panzerlänge der Griechischen Landschildkröte beträgt 25 cm. Die empfohlene Gehegegrösse für eine so grosse Griechische Landschildkröte in Einzelhaltung beträgt 10m2, die gesetzliche Mindestfläche nur 2m2. Tiere in kleineren Gehegen zu halten ist verboten und laut dem STS Tierquälerei. Zudem müssen die Tiere die Möglichkeit zum Auslauf im Freien haben.  

Der Tierhaltungsrechner bietet zusätzliche Informationen zur Einrichtung des Geheges, zur Sozialstruktur und weiteren Informationen. Zudem findet man mehrere Merkblätter zur idealen Haltung der Tiere.