Was wächst auf Ihrem Land im Oberwallis, Herr Wymann? Es handelt sich ja um einen der trockensten Orte überhaupt.

Die 8000 Quadratmeter liegen auf 850 Metern über Meer. Tatsächlich regnet es in den Sommermonaten kaum. Darum pflanzen wir wärmeliebende Gemüsearten wie Tomaten, Kürbis und Bohnen. Verstreutgedeihen überall Ringelblumen und Cosmea. Dann entfalten sich auch Wildblumen wie Schwertlilien, Malven- und Anemonenarten und Perlgras. Weiter wachsen mediterrane Kräuterarten wie Thymian, Bohnen-, Zitronen- und Johanniskraut sowie Wermutarten.Zudem lassen wir auch den einheimischen Steppenpflanzen ihren Platz.

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Was machen Sie gegen die Hitze, giessen Sie oft?

Meine Frau und ich sorgen dafür, dass der Boden gut mit Mulch abgedeckt wird. Mulch ist die beste Bewässerung. Wir giessen im Sommer rund zweimal proWoche.

Was genau ist Mulch?

Es handelt sich um Gartenabfälle. Wir verwenden dafür kurz geschnittenes mit Laub vermischtes Heu. Es wird auf den Boden gelegt, aber nur in einer dünnen Schicht, damit sich zwischen Boden und Mulch keine Fäulnis bildet. Auch Holzschnitzel gilt als Mulch, deckt den Boden ab, aber ist beispielsweise für Gemüsebeete nicht geeignet. Sie entziehen dem Boden Stickstoff, er versauert zu fest. Holzschnitzel können unter Gehölzen als Bodenabdeckung verwendet werden. Ist der Boden gut abgedeckt, wird rund 50 Prozent weniger Wasser benötigt. Zu den wassersparenden Massnahmen gehören aber auch Gründüngung, Zwischensaaten, Beschattung und Windschutzsysteme.

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Seit Jahrhunderten werden Felder gepflügt und Gartenbeete umgestochen. Funktioniert das heute nicht mehr?

Doch, aber wenn wir in Zukunft Wasser sparen müssen, ist dies nicht mehr zeitgemäss. Es ist in der Landwirtschaft ein grosses Problem, dass der Wind tonnen-weise Humus wegbläst. Werden die Böden jedoch mit Mulch oder Gründüngung geschützt, verhindert dies auch die Erosion.

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Was raten Sie Gartenbesitzern?

Damit sich der Aufwand in Grenzen hält, sollten Pflanzen standortgerecht gesetzt werden. Bevor wir unseren Garten bebauten, haben wir ein Jahr lang das Klima beobachtet, und zwar vor Ort, aber auch das Mikro-klima im Garten, das durch Hecken, Mauern und Bäume beeinflusst werden kann. Grundsätzlich braucht man nicht nur Logik, sondern auch viel Gefühl für einen Garten. Zudem: Es gibt nichts Kostspieligeres, als gegen die Natur zu arbeiten.

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Schmökerecke
Richard Wymann:
«Gärtnern mit Sonne, Wind und Wetter»,
192 Seiten, 270 Farbfotos, 80 Zeichnungen
Haupt-Verlag Bern